Der chinesische Präsident Xi Jinping hält die Eröffnungsrede in Davos.Das Weltwirtschaftsforum erwartet 3000 Teilnehmer in Davos Foto: dpa

Die Teilnehmer des Gipfeltreffens in den Schweizer Bergen diskutieren über die ungleiche Verteilung von Vermögen.

Davos - Mit Warnungen vor zunehmender sozialer Ungleichheit und neuem Nationalismus startet das diesjährige Weltwirtschaftsforum (WEF) am kommenden Montagabend in Davos. Wachsende Einkommens- und Vermögensunterschiede zwischen der wirtschaftlichen Elite und der Mehrheit der Bevölkerung bezeichnet das Forum in seinem aktuellen Welt-Risiko-Bericht als wichtigsten Trend des nächsten Jahrzehnts.

WEF-Chef Klaus Schwab sieht auch die Unternehmen und deren Führungspersonal in der Verantwortung, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. „In der Marktwirtschaft gibt es immer Gewinner und Verlierer. Erstere müssen aber mit Letzteren solidarisch sein. Sonst kündigen die Verlierer den Konsens der Gesellschaft auf.“ Zur 47. Ausgabe des World Economic Forums werden in dem Schweizer Bergstädtchen rund 3000 Firmenvorstände, Manager, Wissenschaftler, Politiker und Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen erwartet. Die Eröffnungsrede hält Chinas Präsident Xi Jinping. Das ist eine Premiere – ein so ranghoher Gast aus China nimmt erstmals am Kongress in Davos teil. Außerdem haben sich die Staats- und Regierungschefs sowie Minister von mehr als 70 Staaten angekündigt.

Viele Regierungschefs und auch einige Monarchen kommen nach Davos

Aus Großbritannien nimmt beispielsweise Premierministerin Theresa May teil. Sie wird viele Fragen zum geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU beantworten müssen. Deutschland repräsentiert unter anderem Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat abgesagt, wie schon 2016. Auch einige Monarchen sollen erscheinen, darunter die niederländische Königin, das belgische Regentenpaar und Jordaniens Königin Rania. Sie ist Stammgast in Davos, wo sie regelmäßig für die Rechte der Frauen, demokratische Reformen und wohltätige Zwecke wirbt.

Aus den USA reisen zum letzten Mal die Vertreter der Obama-Regierung an, darunter Vizepräsident Joe Biden und Außenminister John Kerry. Zu der US-Delegation soll aber auch ein Vertreter des Übergangsteams von Donald Trump gehören. Trump wird am 20. Januar, zeitgleich zum WEF, in Washington in das Amt des US-Präsidenten eingeführt.

Marktwirtschaft muss auch fair sein

Ein großes Thema des diesjährigen Forums ist damit gesetzt. Wie geht es weiter in den USA, wird die Politik der neuen Regierung die schon bestehenden Tendenzen zu nationaler Abschottung und Handelsbarrieren befördern? Schwab und sein Team lenken den Blick außerdem auf die Ursachen des Wahlergebnisses in den USA und der Brexit-Entscheidung in Großbritannien. Einen Grund sehen sie darin, dass die Globalisierung in den vergangenen drei Jahrzehnten sozial unausgewogen abgelaufen sei. „Wir haben zu sehr auf die offenen Märkte geachtet, zu wenig aber darauf, dass die Marktwirtschaft auch fair sein muss“, sagt Schwab, „die soziale Dimension, die Absicherung der Benachteiligten wurde nicht ausreichend einbezogen.“

Eine Rolle wird zudem die digitale Transformation spielen. In vielen Veranstaltungen während des Forums stellen Unternehmen und Wissenschaftler neue technische Entwicklungen vor. Dabei geht es beispielsweise um internetgestützte Produktionsverfahren, neue Finanzdienstleistungen, die nicht von traditionellen Banken angeboten werden, und autonomes Fahren. Wichtige Fragen sind dabei: Wie viele Arbeitsplätze gehen verloren, wie viele werden neu geschaffen? Müssen die Sozialsysteme in Staaten wie Deutschland umgebaut werden? Eine Variante, die während des WEF zur Debatte steht, ist das bedingungslose Grundeinkommen.

Für die Sicherheit der Gäste sollen 5000 Soldaten sorgen

„Wir sollten das nicht als reine Angstdiskussion führen“, sagt dazu Clemens Fuest, der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München. „Es ist richtig, dass durch die neuen internet-basierten Produktionsverfahren viele Arbeitsplätze zur Disposition stehen. Das ist eine große Herausforderung, und wie der Strukturwandel von alten zu neuen Techniken abläuft, kann heute niemand wissen. Es besteht aber auch die Chance, dass dieser Wandel Millionen neue Jobs entstehen lässt. Diese Chance müssen wir suchen.“

Für die Sicherheit der WEF-Gäste stellt die Schweiz bis zu 5000 Soldaten ab. Der Bau von Zäunen und Kontrollpunkten ist schon im Gang. Zugang zum Forum haben nur Personen, die eine Zugangskarte vorweisen können. Die Armee übernimmt die Kontrollen an den Eingängen des Kongresszentrums. Im Luftraum über dem Kanton Graubünden patroullieren Jets der Schweizer Luftwaffe.