Der Österreicher Fabio Wibmer ist einer der großen Stars der Bike-Szene und hat sich mit seinen spektakulären Videos ein Millionen-Publikum aufgebaut. Im Interview verrät der 25-Jährige, worauf man als Einsteiger beim Biken achten muss.

Fabio Wibmer (25) gilt in der Mountainbike-Szene als "Multitalent" und "Alleskönner". Der gebürtige Osttiroler fährt seit seiner Jugend auf dem Trial-Bike und ist seit 2017 offizieller Red-Bull-Athlet. Mit spektakulären Videos seiner Stunts begeistert er weltweit ein Millionen-Publikum auf YouTube, TikTok und Instagram. Für seine imposanten Touren durch Großstädte, Gärten und Trails ist nicht nur Können und Technik, sondern auch ein gewisses Maß an Fitness nötig. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news gibt der Biker nützliche Tipps für Einsteiger und verrät, was bei einem Profisportler wie ihm auf den Teller kommt.

Wie lernt man als Einsteiger, so zu fahren wie Sie?

Fabio Wibmer: Das erfordert jahrelange harte Arbeit. Ich habe als Kind jeden Tag mehrere Stunden auf dem Bike verbracht und trainiert. Wenn ich mir in den Kopf gesetzt habe einen neuen Trick zu lernen, dann kann ich ziemlich ehrgeizig werden. Ich bin erst zufrieden, wenn es so funktioniert, wie ich mir das vorstelle. Zunächst gehe ich alles im Kopf durch: jede einzelne Bewegung, von mir und vom Rad, immer wieder. Oft hilft mir dabei auch, mich zu filmen und das Videomaterial zu studieren. Als Einsteiger sollte man sich zunächst kleine Ziele setzen. Was will ich erreichen? Wenn das geschafft ist, kann man die Ziele kontinuierlich steigern.

Ab welchem Alter kann man mit den Stunts starten? Gibt es eine Obergrenze?

Wibmer: Ich denke, es ist weniger das Alter als vielmehr die körperliche Verfassung, die eine wichtige Voraussetzung für den Beginn der Stunt-Karriere darstellt. Kleinere Stunts kann jeder machen, der Fahrrad fahren kann. Je älter und erfahrener man wird, desto mehr traut man sich automatisch zu. Auf eine Alters-Obergrenze lege ich mich nicht gerne fest. Ich habe ja auch vor, das noch sehr lange zu machen. Im hohen Alter noch in mit dem Downhill-Biken oder Street-Trial zu beginnen, kommt für die meisten wahrscheinlich eh nicht in Frage. Aber wenn jemand körperlich fit ist und gewillt, es auszuprobieren, wüsste ich nicht, warum er das nicht tun sollte. Aber auch hier gilt: Klein anfangen.

Mit welchen anderen Sportarten kann man die beim Biken benötigte Ausdauer und Koordination fördern?

Wibmer: Da gibt es einiges, das man machen kann und muss. Denn es hilft, allgemein sportlich fit zu sein. Ich trainiere regelmäßig in meinem Kraftraum, um die nötige Muskelmasse aufzubauen bzw. zu erhalten und auch Verletzungen vorzubeugen. Je fitter man insgesamt ist, desto besser die Performance auf dem Bike. Ansonsten mache ich nicht viel - außer eben Radfahren. Wer mehrere Stunden täglich auf dem Rad verbringt, wird automatisch ziemlich fit. Reflexe und Koordination trainiert man direkt mit.

Stichwort Training: Wovon raten Sie ab? Was ist zu gefährlich, gerade für Neulinge?

Wibmer: Generell sollte man sich nicht zu viel vornehmen. Kleine Ziele sind zu Beginn das A und O. Das gilt sowohl für das normale Training im Kraftraum als auch das Training am Bike. Wenn man sich überfordert, passieren Verletzungen relativ schnell. Gerade auf dem Bike ist das nicht ungefährlich. Deshalb klein anfangen.

Wo trainieren Sie? Welches Gelände empfehlen Sie Einsteigern?

Wibmer: Das Schöne am Biken ist, dass man es überall machen kann. Früher als Kind bin ich die Hänge bei uns zu Hause runtergebrettert oder habe mit dem Trial-Bike draußen auf der Straße trainiert - manchmal auch mit selbstgebauten Rampen. Fürs Downhill-Fahren braucht man natürlich die entsprechenden Strecken, meist in einem Bikepark. Wer das ausprobieren will, startet am besten auf einer flowigen, nicht zu extremen Einsteiger-Strecke.

Ich mache das heute auch noch genauso wie früher: Ich trainiere, fahre und filme dort, wo ich gerade bin. Besonders für meine Disziplin Street-Trial sind Großstädte superspannend. Da gehe ich dann gerne mit dem Bike auf Erkundungstour. Innsbruck ist da genial, aber auch Berlin bietet mit seinem Mix aus historischen Plätzen und modernen urbanen Strukturen ein ideales Trainingsgelände.

Was sind Ihre ultimativen Fitnesstipps?

Wibmer: Vor allem immer am Ball bleiben. Harte Arbeit und hartes Training stehen da natürlich im Mittelpunkt. Ich bin früher wirklich jeden Tag Fahrrad gefahren, egal ob es geregnet oder geschneit hat. Fast genauso wichtig ist es, Spaß an der Sache zu haben, das motiviert zusätzlich. Die richtige Ernährung spielt auch eine Rolle. Ich achte darauf, mich halbwegs gesund zu ernähren, obwohl ich wahrlich kein Ernährungsfreak bin. Ich glaube, wenn man sich ein bisschen ausgewogen ernährt, dann ist man schon ganz gut dabei.

Haben Sie Ernährungstipps? Was gibt Ihnen die nötige Energie?

Wibmer: Einen richtigen Ernährungsplan habe ich nicht, ausgewogen muss es sein. Die einzige Konstante ist wahrscheinlich die Acai-Bowl, die gibt es jeden Morgen. Ansonsten sehr häufig Salate und/oder verschiedene Pasta-Variationen. Mein Mitbewohner Andrea ist Italiener und zaubert regelmäßig Köstlichkeiten aus seiner Heimat.

Apropos Energie, neben dem Sport produzieren Sie Videos, entwerfen Mode, sind Testimonial für diverse Marken. Was sind Ihre nächsten Projekte?

Wibmer: Das wichtigste Projekt im Moment ist es, wieder völlig gesund und fit zu werden. Nachdem ich mit meinem Sponsor Teufel einen Street-Trial-Clip in Berlin für dessen Lautsprecher abgedreht hatte, war ich im November für ein weiteres Projekt in Frankreich, wo ich mir dann leider den Knöchel gebrochen habe. Durch diesen Rückschlag hat sich meine gesamte Planung ein wenig verschoben und verschiedene Projekte mussten neu arrangiert werden.

Was ich nach wie vor ganz gern machen würde, wäre ein Serienformat, durch das man ein bisschen mehr Einblick in mein persönliches Leben bekommt, an meinen Reisen teilnimmt und einfach generell ein bisschen dabei ist, wenn ich zum Beispiel mit anderen Kollegen biken gehe - quasi mehr so in die Lifestyle-Richtung. Darum sehe ich es auch als nächsten Karrierestep, mit meiner Mode über die sportliche Laufbahn hinaus Fuß zu fassen.