So könnte sie aussehen: Die Galaxie 3MM-1 aus der ersten Zeit nach dem Urknall ist von extremer Masse und immer noch aktiv. Da sie hinter galaktischen Staubwolken verhüllt ist, konnte sie erst jetzt von Teleskopen aufgespürt werden. Foto:  

US-Astronomen haben eine frühe Galaxie entdeckt, die kurz nach dem Urknall entstanden ist. Die 12,5 Milliarden Lichtjahre entfernte Galaxie hat eine hundertfach höhere Sternbildungsrate als die Milchstraße. Damit könnte sie ein Vorläufer der ersten Giganten-Galaxien im Weltall sein – und ein entscheidendes Bindeglied in der Entstehung Universums.

Tuscon/Santiago de Chile - Forscher sind der Geburt des Weltalls einen Schritt näher gekommen. Astronomen der Universität von Arizona in Tuscon haben jetzt Hinweise auf eine riesige Galaxie gefunden, die kurz nach dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren entstanden ist. Bisher waren nur Sternenansammlungen bekannt, die wenige hundert Millionen Jahre nach dem Big Bang entstanden sind.

Galaxie-Gigant per Zufall entdeckt

Per Zufall hatten die Wissenschaftler mit Hilfe des Atacama Large Millimeter Array (ALMA) bei San Pedro de Atacama ein den nordchilenischen Anden in Licht entdeckt, das kaum mehr als ein schacher heller Fleck auf den Bildschirmen war.

„Es war sehr mysteriös, weil dieses Licht mit keiner bekannten Galaxie in Verbindung zu stehen schien“, sagt Christina Williams, Astronomin an der University of Arizona. Ihre Studie ist im Fachjournal „The Astrophysical Journal“ veröffentlicht worden.

Licht brauchte mehr als 12,5 Milliarden Jahre bis zur Erde

„Als ich sah, dass diese Galaxie bei jeder anderen Wellenlänge unsichtbar war, war ich sehr aufgeregt, weil es bedeutete, dass sie wahrscheinlich sehr weit entfernt und von Staubwolken verborgen war.“ Williams und ihr Team schätzen, dass das Licht dieser „Monster-Galaxie“ mehr als 12,5 Milliarden Jahre gebraucht hat, um die Erde zu erreichen.

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Weit entfernt und von Staubwolken verhüllt

Und das wiederum würde bedeuten: Die Sternsucher haben einen äußerst seltenen Blick auf eine Galaxie, die sich weniger als zwei Millionen Jahre nach dem Urknall gebildet hat. „Als ich dann sah, dass dieses Objekt in jeder anderen Wellenlänge unsichtbar war, wurde es wirklich spannend“, berichtet die Astronomin. „Denn das bedeutet, dass es wahrscheinlich weit entfernt und von Staubwolken verhüllt war.“

Nähere Analysen bestätigten dies: Es handelte sich offenbar um eine frühe, 12,5 Milliarden Lichtjahre entfernte Galaxie, die sich nur über die Wärmeabstrahlung der sie verhüllenden Staubwolken verrät.

Hundertfach höhere Sternbildungsrate als die Milchstraße

Die „Monster-Galaxie“ unterscheidet sich von allen anderen bisher bekannten lichtschwachen Galaxien des frühen Kosmos. „Wir fanden heraus, dass diese Galaxie eine massereiche Monster-Galaxie mit so vielen Sternen wie die Milchstraße ist. Aber fast platzend vor Aktivität und mit einer hundertfach höheren Sternbildungsrate als unsere eigene Galaxie, die Milchstraße“, erklärt Koautor Ivo Labbé von der Swinburne University of Technology im Melbourne.

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Forscher taufen Monster-Galaxie 3MM-1

Nach Ansicht der Astronomen könnte diese 3MM-1 getaufte Galaxie-Gigant einen der lange gesuchten Vorläufer für die größten Galaxien des frühen Universums darstellen. „Unsere verborgene Monstergalaxie hat genau die richtigen Zutaten, um dieses Missing Link zu sein“, betont Williams. Im Gegensatz zu bisherigen Funden würde 3MM-1 genügend Masse mitbringen und zugleich aktiv genug sein, um die noch größeren Masse-Ansammlungen entstehen zu lassen.

Und die Astronomin fügt hinzu: „Diese ansonsten verborgenen Galaxien sind wirklich faszinierend. Man fragt sich, ob dies nur die Spitze des Eisbergs ist, denn eine ganz neue Art von Galaxienbevölkerung wartet nur darauf, entdeckt zu werden .“