Durchtrainiert: Der Forstwirt Robert Ebner ist ein Meister an der Axt. Foto: Stihl Timbersports

Robert Ebner aus Gaggenau tritt bei der Weltmeisterschaft der Holzfäller in Norwegen an. Der Forstwirt hat gute Chancen auf einen Platz auf dem Treppchen.

Gaggenau - Jeder Schnitt sitzt. Erst runter, dann hoch, dann wieder runter. Robert Ebner fährt mit der auf 70 PS getunten Motorsäge so lässig durch den Baumstamm, als schneide er eben mal ein Stück Sahnetorte ab. Ihre 30 Kilo hebt er scheinbar mühelos. Drei Holzscheiben fallen zu Boden, und der Hüne mit dem Hörschutz reißt die Arme hoch, er jubelt und schreit vor Freude. Ein kurzer Blick auf die Stoppuhr hat ihn bestätigt: 5,23 Sekunden bei einem Wettkampf im vergangenen Jahr. Ein neuer Weltrekord in einer Sportart, die in Europa kaum jemand kennt. In einer Disziplin, die wie ein Dating-Portal klingt. Robert Ebner ist Sportholzfäller, an der Hot Saw (Heiße Säge) bricht er Rekorde.

Was in den Wäldern Kanadas oder im neuseeländischen Forst seine Ursprünge hat, wird als Wettkampf inszeniert: das Kräftemessen im Baumfällen zwischen Waldarbeitern. Mann gegen Mann, Axt gegen Axt, die alte Kulturtechnik ist um den Fun-Faktor bereichert worden. Die Amerikaner haben es mit ihren Lumberjack World Championships vorgemacht. Bei den Holzfällerweltmeisterschaften in Wisconsin werden seit den 60er Jahren um die Wette Baumstämme erklettert oder Holzblöcke zersägt. Verletzungsträchtig ist der Sprint über schwimmende Holzstämme, bei dem verliert, wer ins Wasser fällt.

Anfang November ist die WM in Lillehammer

„Die Sportart ist aus den USA ist zu uns herübergeschwappt“, sagt Robert Ebner, der seit einigen Jahren sehr erfolgreich bei den Stihl Timbersports Series seine umfangreiche Sammlung an Äxten und Sägen auspackt. Einmal im Jahr treffen sich die besten Holzfäller zu einer Weltmeisterschaft, die von dem Gerätehersteller aus Waiblingen organisiert wird. Anfang November fährt der 32-jährige Forstwirt aus dem baden-württembergischen Gaggenau für Deutschland zur WM ins norwegische Lillehammer, wo Sportler aus 25 Nationen ihre Kräfte messen. Die Entscheidungen fallen am 3. und 4. November.„Ich hoffe, dass ich mit auf dem Treppchen stehe“, sagt der fünffache deutsche Meister, der im Einzelwettkampf und im Team antritt.

Die Narbe am Daumen der linken Hand ist kaum noch zu sehen. Beim Schleifen einer Axt hat er sich geschnitten. „Die Klinge muss so scharf sein, dass man sich damit rasieren kann“, sagt Ebner. Er weiß, dass sein Hobby nicht ungefährlich ist. Ernsthaft verletzt hat er sich noch nie. „Ich habe immer alles in der Hand, man hat es selbst unter Kontrolle“, sagt Ebner, „das ist anders als beim Fußball, wo die anderen unberechenbar sind.“ Auf bis zu 240 Stundenkilometer beschleunigt die Kette der Säge, mit voller Wucht schlagen die Klingen der Äxte ins Holz. Ohne Sicherheitskleidung darf keiner an den Start gehen, Hosen aus speziellem Gewebe, Kettensocken und Sicherheitsbrillen sind Pflicht.

Ebner ist als Sicherheitschoach vor allem im Schwarzwald unterwegs

Es ist ein Kampf gegen die Stoppuhr, gegen den Widerstand des Holzes. Was Ebner jahrelang als Waldarbeiter trainiert hat, kommt ihm in den drei Axt- und drei Sägedisziplinen zupass. Er hat den richtigen Schwung, ist ausdauernd und durchtrainiert. „Zu viele Muskeln machen langsam“, sagt der gebürtige Unterfranke, der als Sicherheitscoach bei ForstBW vor allem im Schwarzwald unterwegs ist. „Ich mache viel mit Köpfchen, mit Technik.“

Eine seiner Lieblingsdisziplinen heißt Standing Block Chop, sie simuliert das Fällen eines Baumes mit der Axt. Ein senkrecht verankerter Holzblock mit 30 Zentimeter Durchmesser muss so schnell wie möglich von beiden Seiten durchschlagen werden. Dafür braucht es Axtschläge, die perfekt sitzen. In Lillehammer wird Ebner im deutschen Team in genau dieser Disziplin antreten. Die Konkurrenz ist allerdings groß. Bei der WM, die 2016 in Stuttgart ausgetragen wurde, siegten die Australien. Er werde sich vorher noch ein paar Tage im Trainingsstützpunkt gönnen, sagt Ebner. Ganz wichtig sei die mentale Gelassenheit und abschalten das könne er.