Der Maurer-Job ist eine von 56 Disziplinen bei der Weltmeisterschaft der Berufe. (Symbolbild) Foto: dpa-tmn

Im Sport sind Meisterschaften nichts Außergewöhnliches. Doch bei Floristen, Tischlern und Maurern? Auch die suchen ihren Weltmeister. Das Thema Doping bleibt auch ihnen nicht erspart.

Kasan - Die Matrjoschkas sind zusammengebaut, und doch meckert der Computer von Thomas Haag. „Software-Probleme“, winkt der junge Mechatroniker aus der Nähe von Stuttgart ab. Er schaut angestrengt auf seinen gelben Roboterarm, der wieder eine Matrjoschka greift. Nun scheint alles zu klappen. Dann leuchtet die Lampe erneut. „Der Sensor arbeitet nicht, wie er sollte“, sagt der 22-Jährige in der russischen Stadt Kasan. Für ihn und seine Teamkollegin Sophie Charlotte Keunecke beginnt die aufwendige Suche nach dem Fehler von vorn. Mit Erfolg: Sie holen am Ende in der Sonderdisziplin die Bronze-Medaille.

Die beiden Mechatroniker nehmen an den „Worldskills“ teil, der Weltmeisterschaft der Berufe. Mehr als 1350 junge Leute aus rund 60 Ländern messen sich in 56 Disziplinen. Unter ihnen sind 39 Deutsche. Gesucht wird etwa der weltweit beste Koch, Klempner, Florist oder Bäcker. Die Sieger sind am Dienstagabend gekürt worden.

Weltbester Fliesenleger kommt aus Aalen

Janis Gentner aus Aalen in Baden-Württemberg ist dabei zum weltbesten Fliesenleger gekürt worden. Der 21-Jährige erhielt außerdem nach Angaben der Organisatoren die Auszeichnung „Best of Nation“, weil er unter den 39 deutschen Teilnehmern die höchste Punktzahl holte. Weltbester Zimmerer wurde der 22 Jahre alte Alexander Bruns aus der Nähe von Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz.

Wer von Deutschland nach Kasan etwa 720 Kilometer östlich von Moskau reisen durfte, „kann sich bereits der Beste seines Gewerkes nennen“, sagt Hubert Romer, Geschäftsführer vom deutschen Verband Worldskills Germany. Die jungen Fachkräfte mussten sich zuvor schon mehrfach bei verschiedenen Wettbewerben unter Beweis stellen.

„Heute lief es besser“, atmet Christoph Rapp aus Baden-Württemberg auf. An den anderen Tagen sei er nicht mit sich zufrieden gewesen. Der 22 Jahre alte Maurer aus Schemmerhofen muss den Namenszug des Gastgeberlandes mauern: Russia. „Auf der Baustelle habe ich das nicht üben können“, erzählt der Vorjahressieger der „Euroskills“. Wie er haben viele Teilnehmer ihre Freizeit für die Vorbereitung geopfert. „So ein Wettbewerb ist mal was anderes als die Baustelle.“

Die Schiedsrichter sind streng

Die diesjährigen Wettkämpfe begannen am Donnerstag. Die nächsten werden in zwei Jahren in der chinesischen Stadt Shanghai sein. Dazwischen gibt es diesen Wettbewerb auf Europaebene.

22 Stunden Zeit bekommen die Frauen und Männer für ihre Aufgabe, verteilt auf vier Tage. Dann vergeben die Wertungsrichter ihre Punkte nach mehr als 200 Kriterien. 100 Punkte können maximal geholt werden. Es gebe eine Software, die durchleuchte die Bewertungen, erzählt Romer. „Gibt es Auffälligkeiten, schreit sie auf.“ Dann müssten sich die internationalen Schiedsrichter Fragen gefallen lassen.

Die Schiedsrichter sind streng. „Bewertet wird nicht nur das Essen, sondern auch, ob Fingerabdrücke auf dem Teller sind, wie die Temperatur ist und die Hygiene“, erzählt Jungkoch Aljoscha Burkhard aus Hamburg auf dem Weg zum Wettkampfherd. Lachs muss er machen.

Deutschland im Mittelfeld

Länder wie Russland, China, Südkorea und die Schweiz gelten als besonders stark. Deutschland lag zuletzt im guten Mittelfeld. Gibt’s wie beim Sport Probleme mit Doping? „Die Worldskills diskutieren darüber und sind sensibilisiert“, sagt Romer. Leistungssteigernde Substanzen seien aber noch nicht aufgefallen. Er ist sich sicher: „Talent kann man nicht dopen.“ Dies sei wichtig, um sich am Ende bei den Meisterschaften durchzusetzen.

Der gemeinnützige Verein Worldskills Deutschland unterstützt junge Leute dabei, zu nationalen und internationalen Wettbewerben zu reisen. Wer vorn dabei ist, wird so schnell nicht arbeitslos.

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer sieht in den Teilnehmern ein Aushängeschild für das, was das Handwerk in Deutschland auszeichne. Sie besäßen herausragende Fähigkeiten, Mut und Leidenschaft für den Beruf. „Dieses Engagement finde ich wirklich beeindruckend“, sagt er der Deutschen Presse-Agentur. Wenn junge Menschen im Ausland Erfahrungen sammelten, profitiere das gesamte Handwerk davon.

Ohrenschutz muss sein

Den wettkämpfenden Frauen und Männern kann man meist nur vor einer Absperrung zuschauen. Viele tragen einen Ohrenschutz, um von den Besuchermassen auf dem Expo-Gelände nicht gestört zu werden.

„Die ganze Familie drückt die Daumen“, sagt Edeltraud Schmidt. Die 73-Jährige ist wegen ihrer Enkeltochter Jessica Jörges von Hessen nach Russland geflogen, die als junge Malerin um den Titel kämpft. Jessica arbeite bereits im Familienbetrieb, erzählt Schmidt stolz. „Um die Zukunft brauchen wir uns erstmal keine Sorgen machen.“