Die Jury hält fest, ob die Teilnehmer mit zielgenauen Landungen wichtige Punkte erhalten. Foto: Horst Rudel

Eine Woche lang messen sich zurzeit beim Segelflug-Gelände auf dem Nortel die besten Modellsegler der Welt im Dreiecksflug.

Gruibingen - Eine Schrecksekunde haben die 54 Teilnehmer der vierten GPS-Triangle-Weltmeisterschaft am Nortel bereits überstanden. Im Gerangel um den besten Auftrieb waren zwei Flugzeuge kollidiert und dann abgeschmiert. Verletzt wurde niemand. Kein Wunder. Die Piloten dieser Flugshow stehen wohlbehalten auf festem Boden und haben eine Fernsteuerung in der Hand.

„So etwas sollte eigentlich nicht passieren, aber in der Hitze des Gefechts hat da jemand wohl nicht aufgepasst“, erklärt Jörg Etzler, der Organisator der Titelkämpfe vom Aero-Club Göppingen-Salach. Etzler ist es auch, der die Wettflüge zum Genuss für die Zuschauer macht. Unermüdlich kommentiert er die einzelnen Manöver der Piloten und bringt Laien den Nischen-Sport näher.

Teilnehmer aus aller Welt im Dauerstress

Die 54 Teilnehmer campieren auf dem Nortel und tragen über eine Woche hinweg täglich von 9 bis 19 Uhr ihre Wettkämpfe aus. Geflogen wird in zwei Klassen: Selbststarter (mit Hilfsmotor) und solche Modelle, die an den Himmel gezogen werden müssen. Die Wettbewerber (und auch die Favoriten) kommen vor allem aus Deutschland und der Schweiz, wo sich der Sport vor einigen Jahren aus der Modellflugszene heraus entwickelt hat. Doch auch Neuseeländer, Australier, Südafrikaner, Spanier, Tschechen, Dänen, Österreicher oder Niederländer sind am Start.

Geflogen werden Dreiecks-Wettflüge. Wer innerhalb von 30 Minuten die meisten Runden absolviert, bekommt die meisten Punkte. Zusatzpunkte kann mit einer Ziellandung sammeln. Gestartet wird immer in Gruppen von 15 Teilnehmern. Etwa sechs Flüge pro Tag absolviert jeder. „Je mehr, je besser. So gleichen sich unterschiedliche Bedingungen aus“, so Etzler.

Zuschauer sind hautnah dabei

Bis zu 200 Stundenkilometer schnell können die originalgetreuen Nachbauten im Maßstab 1:3 in so genannten Speedrunden werden. Acht bis zehn Runden schaffen sie um das Dreieck mit seiner Gesamtlänge von 2,4 Kilometern. „Das ist eben das Tolle für die Zuschauer beim GPS-Wettbewerb. Anders als bei den Mann-tragenden-Segelflugzeugen, die in Wettkämpfen morgens zu ihren 300 Kilometer-Runden aufbrechen und abends wieder landen, sieht man die Modelle die ganze Zeit über“, schwärmt Etzler.

So kann er auch fast hautnah erklären, warum dieser oder jener Pilot taktisch von der kürzesten Route abweicht, um beispielsweise unter einer Schönwetterwolke Auftrieb zu suchen. Bis zu 700 Meter über dem Boden trägt es die Nachbauten dann hoch, damit sie mit Schwung die nächsten Kilometer Strecke machen können. „Wo warme Luft hochsteigt, kondensiert in den höheren kühleren Luftschichten dann die Feuchtigkeit. und es bildet sich eine Wolke“, erklärt Etzler den Effekt, den sich Segler zu Nutzen machen.

Hightech hat ihren Preis

Die Modell-Flieger haben mit Miniatur allerdings nahezu nichts mehr am Hut. Die Spannweiten betragen bis zu acht Metern. Die Modelle sind im Grunde genommen Originale in kleinerem Maßstab und mit 10 000 bis 15 000 Euro auch nicht günstiger als ein gebrauchtes Original-Segelflugzeug. Lediglich das Gesamtgewicht ist auf 25 Kilogramm beschränkt. Der Rumpf ist vollgepackt mit Hightech. GPS-Sender funken den Piloten Standort, Geschwindigkeit, Höhe, Steig- und Sinkverhalten und mehr zur Fernsteuerung und einem Computer. Während ein Copilot den Bildschirm im Blick hat, auswertet und taktische Anweisungen gibt, steuert der Pilot den Vogel.

Dieser wiederum kann weit mehr als nur Seiten- und Höhenruder verstellen. Unter anderem lässt sich wie bei den großen Fliegern die Wölbung der Flügel den Gegebenheiten anpassen. So reisen die Teilnehmer nicht nur mit Campingausrüstung an, sondern auch mit einer ganzen Wagenladung voll Flugzeugen, Ersatzteilen und Werkzeug an.

Kleiner Verein erzielt großes Interesse

Für den kleinen Segelflugverein ist die Austragung der WM ein Kraftakt. Insgesamt zehn Tage lang sind die rund 80 Mitglieder gefordert, weshalb auch in diesem Jahr das Flugplatzfest ausgesetzt wurde. Doch Etzler ist sich sicher, dass sich der Aufwand lohnt. „Die Stimmung ist sehr gut. Die Teilnehmer sind begeistert von unserem Gelände und der Infrastruktur. Immerhin haben wir einen richtigen Flugplatz mit Clubhaus und allem drum und dran“, sagt er. Oft genug müssten sich die Könige der Modellsegelflieger mit kleineren Modellflugwiesen zufriedengeben. Begeistert ist aber auch Etzler selbst, und zwar vom Zuschauerinteresse. Selbst an den Wochentagen verfolgen täglich etliche Zuschauer die Wettflüge bei einer Wurst vom Grill und einem kühlen Getränk oder bei Kaffee und Kuchen.

Am Freitag stehen erneut von 9 bis 19 Uhr Wettbewerbsflüge auf dem Nortel an. Am Samstag wird von 8 bis 18 Uhr geflogen, anschließend winkt die Siegerehrung der Weltmeisterschaft 2017, ein Gala-Dinner und eine Abschlussshow.

Flugschau auf dem Messelberg

Modellflug

An diesem Wochenende, 26. und 27. August, findet auf dem Messelberg das Flugtag-Wochenende der Fliegergruppe Donzdorf statt. Den Auftakt machen auch dort die Modellflugzeuge. Am Samstag um 13 Uhr werden besondere Modelle am Boden und in der Luft zu bestaunen sein.

Kunstflug

Weiter stehen am Samstag und Sonntag von 10 Uhr an Kunstflug-Vorführungen diverser Piloten und Maschinen auf dem Programm, unter anderem mit Henry Bohlig und seiner Extra 300 XS. Knapp ein Dutzend klassischer Kunstflugmaschinen ist auf dem Messelberg zu sehen. Weitere Vorführungen bieten Ultraleichtmaschinen, Hubschrauber und Fallschirmspringer am Sonntag.

Oldtimer

Zu bestaunen sind am Wochenende auch Oldtimer der Lüfte wie ein Segelflugzeug Ka 7, das nostalgische Grunau Baby oder eine Broussard für Rundflüge.

Rundflüge

Selbst mitfliegen kann man auf Platzrunden in Vereinsmaschinen oder mit dem Hubschrauber. Die Fliegergruppe sorgt überdies für ein Kinderprogramm und ein deftiges Weißwurstfrühstück am Sonntag.