Bernd Knödler will die alte Kelter am Ortsrand von Bruch sanieren und zu einem coolen Veranstaltungsort machen. Foto: Gottfried Stoppel

Ein Privatmann will die alte Brucher Kelter mit der Hilfe von Freunden sanieren. Wenn Zuschüsse vom Denkmalamt fließen, dann sollen möglichst schon in drei Jahren rauschende Partys und Kulturveranstaltungen stattfinden.

Weissach im Tal - Schon als kleiner Bub ist Bernd Knödler um die alte Kelter in Bruch herumgeschlichen – und war ganz begeistert von dem Gebäudeveteranen aus dem 18. Jahrhundert. Der KFZ-Meister, der in der Motorenentwicklung arbeitet, ist in dem kleinen Teilort der Gemeinde Weissach im Tal aufgewachsen. Er hat nie woanders gelebt und auch später regelmäßig bei der Kelter am Ortsrand vorbeigeschaut. Fast 20 Jahre lang habe er mindestens einmal jährlich den bisherigen Besitzer der Kelter, einen Schreiner aus einem Nachbarort, besucht und gefragt, ob die sanierungsbedürftige Immobilie wohl zu verkaufen sei.

Immer habe der Mann abgewunken, gesagt, „nett, dass Du vorbei kommst“, die Kelter sei aber unverkäuflich. Doch steter Tropfen höhlt den Stein. Der Besitzer hatte schließlich ein Einsehen, er ist offenbar überzeugt von Bernd Knödlers Konzept für die Kelter. Seit Februar dieses Jahres gehört dem Mann aus der Automobilbranche das Gebäude mit der imposanten Dachkonstruktion aus Holz. Wie viel Geld er für die Kelter, die bis in die 1930er-Jahre von Wengertern zur Weinproduktion genutzt wurde, bezahlt hat, das will Knödler nicht in der Zeitung lesen.

Die geplante Generalsanierung und der Umbau in eine vermutlich ziemlich coole Eventlocation werde wohl allerdings ein Zigfaches kosten, sagt er an diesem sommerlichen Junitag. Die voraussichtlichen Ausgaben sind akkurat aufgelistet: 367 710 Euro. Aber, sagt Knödler, diese Summe werde wahrscheinlich gar nicht reichen – falls tatsächlich all die kühnen Pläne umgesetzt werden sollten.

Afterworkpartys und Multi-Kulti-Kulturveranstaltungen

In der alten Kelter aus dem Jahr 1762 könnte, wenn es gelingt einen Fertigkeller einzubauen, wieder neuer Wein produziert werden. Knödlers Familie besitzt 20 Ar Rebfläche in der Nachbargemeinde Däfern, die jährlich rund 1500 Liter abwerfen. Die Kelter würde also wieder „im ursprünglichen Sinne“ genutzt, sagt der stolze Neueigentümer und strahlt wie ein Kind, das von seinem Lieblingsspielzeug erzählt. Nach der Sanierung, die laut Knödler möglichst schon in drei Jahren abgeschlossen sein sollte, würde die Kelter zu „einem Ort der Begegnung in der Natur“.

Wenn Knödler an die Zukunft denkt, dann kommt er ins Schwärmen: In dem Gebäude mit Blick in Richtung Wald und Streuobstwiesen solle Wein verkauft werden. Geplant seien ferner eine Kelterbesenwirtschaft, der Verkauf anderer regionaler Produkte, kleine Weihnachtsmärkte und Sommernachts-Veranstaltungen, Afterworkpartys und Multikulti-Kulturveranstaltungen, ein Brucher Altweibersommer mit Wein, Feuer und Musik, Heimatabende und manches mehr. Die Brucherei, ein loser Zusammenschluss von Bürgern aus dem rund 650 Einwohner zählenden Ort, wolle die eigenen Veranstaltungen künftig in beziehungsweise um die Kelter herum ausrichten, etwa das Christbaumverbrennen. Die Kelter, sagen Knödler und seine Frau Monika Kaiser, solle auch zu einem gerne besuchten Ziel für Wanderer des Murr-Bottwartalwegs werden.

Gruppen müssten sich anmelden, denn es sei keinesfalls geplant, dass die Kelter täglich geöffnet wird. Seine Gattin, sagt Knödler, „sei eine leidenschaftliche Gastronomiefachfrau“, sie werde einen wichtigen Beitrag zur gastronomischen Zukunft der Kelter leisten. In der Kelterküche würden in erster Linie Lebensmittel aus der Region verwendet.

Das Tor zum Weissacher Tal

All diese hochfliegenden Pläne stehen und fallen freilich mit der Finanzierung der Sanierung. Bernd Knödler hofft, dass es satte Zuschüsse vom Landesdenkmalamt gibt, womöglich auch eine Förderung vom Naturpark und vom Landkreis. Er setzt darauf, dass die Gemeinde mitzieht, beispielsweise dafür sorgt, dass die Kelter an das Wasser- und Stromnetz angeschlossen wird. Den Bürgermeister Ian Schölzel habe er unmittelbar nach dessen Wahl zum neuen Schultes angehauen. Die Antwort sei ermutigend gewesen: Bei ihm, so Schölzel, „rennen Sie offene Türen ein". Die Brucher Kelter sei schließlich das „Tor zum Weissacher Tal“.

Knödler sagt, er habe Freunde und Verwandte, die beim Umbau mit anpacken wollten. Vielen Bürgern in Bruch sei die alte Kelter „eine Herzenssache“ – manchen schon seit den Kindertagen.