Elisabeth Hardtke in ihrer neuen Wirkungsstätte. Die 30-Jährige leitet seit diesem Monat das Silcher-Museum in Schnait. Foto: Stoppel

Kaum hat Elisabeth Hardke ihre Stelle als Leiterin des Silcher-Museums in Weinstadt- Schnait angetreten, plant die 30-Jährige schon ein erstes Projekt: ein Kinderferienprogramm.

Weinstadt - Elisabeth Hardtke ist eine moderne, Frau, zweifache Mutter und nun die neue Leiterin des Silcher-Museums in Weinstadt-Schnait. Doch ihr Interesse gilt ganz der Geschichte. Das zeigt schon ihr Kunstgeschmack. „Ich bin ein Cranach-Fan“, bekennt die 30-Jährige. So hat sie auch ein Kunstdruck von einem der Gemälde des Renaissance-Malers beim Umzug mit Mann und Kindern von Leipzig ins Remstal begleitet, der nun an der Wand über dem Schreibtisch in ihrem neuen Arbeitszimmer hängt.

Schon als Schülerin von Museen fasziniert

„Das Bild ist von Lucas dem Älteren und zeigt Sibylle von Jülich-Kleve-Berg. Sie war mit dem Kurfürsten Johann Friedrich I. von Sachsen verheiratet“, sagt Hardtke und zeigt auf die adlige Dame, die mit ihrem langen, roten, leicht welligen Haar wie eine Vorfahrin der Museumsleiterin aussieht. Reiner Zufall, sagt Hardtke. Verwandtschaftliche Beziehungen gebe es keine. Das Bild sei ein Relikt von einem Referat, das sie in ihrer Schulzeit gehalten habe.

Schon mit 14 Jahren habe sie gewusst, was sie einmal werden wolle: Museumsleiterin. Ein Schulausflug ins Ägyptische Museum in Leipzig sei für sie ein „Schlüsselmoment“ gewesen. „Für meine Klassenkameraden war das nur ein Pflichtausflug, aber mich hat er total fasziniert“, erzählt Hardtke. Es folgten Praktika in „vielen, vielen Museen“ und schließlich ein Studium der Museologie – natürlich in Leipzig, wo diese Wissenschaft mit mehr als 50 Museen und Sammlungen nicht nur ein reiches Betätigungsfeld findet, sondern auch auf eine lange Tradition blicken kann.

Doch Hardtke reizen die großen, bekannten Häuser gar nicht so sehr, sie mag es lieber idyllisch – so wie in Schnait. Nachdem sie auf der Webseite des Deutschen Museumsbundes auf die Stellenausschreibung gestoßen sei, habe sie sich die Homepage des Silcher-Museums angesehen – und sei von dem historischen Erscheinungsbild der im Jahr 1912 vom Schwäbischen Chorverband gegründeten Einrichtung im Geburtshaus des Komponisten sofort angetan gewesen. Friedrich Silcher gilt als Vater des Chorgesangs schlechthin und hat zahlreiche Verse von bekannten Dichtern, etwa Hoffmann von Fallersleben, Ludwig Uhland und Hermann Kurz, vertont.

Kinder können Handwerk zu Silcher Zeiten erleben

„Die Kustoden-Stelle hier ist ein absoluter Glücksgriff“, sagt Hardtke. Die Berufsbezeichnung Kustode stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Hüter oder Wächter – und so wacht Hardtke nun über Silchers Erbe. Doch sieht sie ihre Aufgabe nicht nur im Bewahren. Die engagierte Frau bringt auch eine Menge neuer Ideen mit. Dabei ist es ihr als Mutter einer dreijährigen Tochter und eines einjährigen Sohnes vor allem ein Anliegen, künftig auch mehr für Kinder anzubieten. Ihr erstes Projekt in dieser Hinsicht ist – noch nicht einmal einen Monat auf dem neuen Posten – bereits in Planung: ein zweiwöchiges Kinderprogramm in den Sommerferien, bei dem jeweils altersgerecht aufbereitet Kindergarten- und Schulkinder Musik, Alltag und Handwerk zu Zeiten Silchers erleben können. Etwa beim Spielen damaliger Spiele oder auch beim Spinnen von Wolle mit einer Handspindel. Letzteres macht Hardtke übrigens auch privat gerne, am liebsten bei einer Tasse Tee.

Zudem sei sie derzeit dabei Kontakte zu Schulen und Kindergärten für dauerhafte Kooperationen zu knüpfen. Darüber hinaus stehen auch Museumsabende, Themenführungen und die Teilnahme am Internationalen Museumstag im Mai auf ihrer langen Ideenliste. Auch die Organisation von Konzerten im Museum will sie forcieren sowie mit thematischen Exkursen einzelne Ausstellungsinhalte vertiefen.

Das Silcher-Museum

Einrichtung:
Das im Jahr 1912 vom Schwäbischen Chorverband gegründete Museum ist dem Leben und Werk des Komponisten Friedrich Silcher gewidmet, der 1767 im Alten Schnaiter Schulhaus als Schulmeistersohn geboren wurde. Zudem gibt es auch Einblick in die damalige Zeit und die Ortsgeschichte des Weinstädter Teilorts und beherbergt das Archiv des Schwäbischen Chorverbandes.

Öffnungszeiten:
Von 17. März an öffnet das Museum, Silcherstraße 49, unter neuer Leitung seine Türen – und zwar donnerstags bis sonntags jeweils von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.