Die Schließung des kleinen Ladens in Schnait soll verhindert werden. Foto: Gottfried Stoppel

Der Dorfladenverein geht mit einem neuen Finanzierungskonzept in die Offensive, um das Lädle in Weinstadt-Schnait vor der Schließung zu bewahren. Doch gelingen kann dies nur, wenn er bis zum 15. Februar 100 neue Mitglieder als Unterstützer gewinnen kann.

Weinstadt - Wenn es das Lädle nicht mehr gäbe, wäre das schlecht“, sagt Lotta Bauer. Die 80-Jährige erledigt ihre gesamten Einkäufe in dem kleinen Lebensmittelgeschäft im Weinstädter Teilort Schnait. „Fast jeden Tag bin ich dort, manchmal auch zwei Mal, wenn ich etwas vergessen habe.“ Wie ihr geht es auch Johanna Kilian, die ebenfalls in der Nachbarschaft wohnt und den auf kurzem Weg zu Fuß erreichbaren Laden schätzt. Ein Auto habe sie nicht, berichtet die 86-Jährige, und für alle ihre Einkäufe mit dem Bus nach Endersbach zu fahren, sei für sie aufgrund ihrer Arthroseerkrankung zu beschwerlich.

Wohl könne sie auch ihre Kinder bitten, für sie ihre Einkäufe dort zu besorgen, sagt Johanna Kilian. Doch bedeute der Einkauf im Lädle auch ein Stück Selbstbestimmung. Zudem sei es weit mehr als nur eine Einkaufsgelegenheit, meint Lotta Bauer. Es sei auch ein Treffpunkt, an dem man nebenbei das eine oder andere Schwätzle halte und die neuesten Neuigkeiten aus dem Ort austausche – Kontaktpflege zwischen Obst- und Gemüseregal und Kühltheke sozusagen.

Probleme: schrumpfende Mitgliederzahl und Mindestlohn

Doch so sehr der kleine Dorfladen gegenüber der evangelischen Kirche auch von älteren Schnaitern gebraucht wird, seine Zukunft steht nach wie vor auf der Kippe. Bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres hat der Dorfladenverein, der „s’Lädle“ seit zwölf Jahren betreibt, um dessen Überleben gekämpft. Der Grund: der Verein, der die Fixkosten des Ladens über die Jahresbeiträge seiner Mitglieder finanziert, schrumpft durch Tod und Wegzug stetig. Werbemaßnahmen und Appelle brachten zwar vorübergehend Zulauf an einigen neuen Mitglieder, aber keine Kehrtwende. Zusätzlich habe dem Lädle auch das neue Mindestlohngesetz zu schaffen gemacht, weswegen man die Öffnungszeiten habe reduzieren müssen, berichtet Wolfgang Lenz, der bis vor drei Jahren den Vorsitz des Vereins inne hatte.

Das aktuelle Vorstandsteam um Ilona Thoss habe daher Ende vergangenen November keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung über die Auflösung des Vereins abstimmen zu lassen, berichtet Wolfgang Lenz. Doch die dafür notwendige Mehrheit sei nicht zustande gekommen. Der ehemalige Vereinsvorsitzende will nun seinerseits einen letzten Rettungsversuch für den Laden wagen – mit einem neuen Finanzierungskonzept.

Neues Finanzierungskonzept

Dabei setzt er auf die Solidarität der Schnaiter mit ihren älteren Mitbürgern. Denn auch wer jetzt auf eine Nahversorgung, wie sie das Lädle im Ort biete, nicht angewiesen sei, werde irgendwann im Alter, wenn er nicht mehr so mobil sei, froh darum sein. Ganz abgesehen davon, profitierten auch Jüngere davon, nicht wegen jedem vergessenen oder ausgegangenen Lebensmittel ins Auto steigen und in einen Nachbarort fahren zu müssen.

Lenz’ Plan: er will den Mitgliedsbeitrag drastisch von aktuell zwölf Euro monatlich auf fünf senken und so eine große Zahl an neuen Unterstützern und damit auch an neuen Kunden gewinnen. Nach seinen Berechnungen sei die Existenz des Ladens mit 200 bis 250 Mitgliedern, die gelegentlich dort einkauften gesichert. Dies würde etwa einer Verdoppelung der aktuellen Mitgliederzahl entsprechen.

Die Voraussetzung dafür, dass sein Konzept aufgeht: bis zur nächsten Vereinsversammlung am 15. Februar muss das Ziel erreicht sein. Nur dann würden die neuen Mitgliedschaften auch wirksam und könne gemeinsam über die Beitragssenkung abgestimmt werden, „gegen die sicher keiner etwas hat“. Bis dahin will Lenz mit einer Gruppe von Mitstreitern emsig die Werbetrommel für den Verein rühren und etwa Informationsblätter an alle Schnaiter Haushalte verteilen, um zur Solidarität und zur Rettung des Lädles aufzurufen.