Felix (links) und Jürgen Ellwanger im Reich ihrer Barriquefässer. Foto:  

Die Hades-Gruppe, die den Barriquewein salonfähig machte, erhält den Preis der deutschen Weinkritik.

Rems-Murr-Kreis - Der vierte Buchstabe im Namen derer, die sich in den 1980er-Jahren aufgemacht haben, den Wein im Barriquefass auszubauen, steht für Ellwanger – das Weingut Jürgen Ellwanger in Winterbach. Zu fünft sind sie zunächst gewesen, die württembergischen Pioniere der Edeltropfen mit möglichst feinem Holzaroma. Hades-Gruppe nannten sie sich, gemäß der Anfangsbuchstaben der beteiligten Weingüter Fürst zu Hohenlohe-Öhringen (Verrenberg), Graf Adelmann (Kleinbottwar), Drautz-Able (Heilbronn), Ellwanger (Winterbach) und Sonnenhof (Vaihingen/Enz). Etwas später hat sich noch das Staatliche Weingut Weinsberg zu der 1986 vom im Trentino wirkenden, württembergischen Önologen Reiner Zierock initiierten Gruppe gesellt.

Lang währende Vorbildfunktion

Ob ihrer Verdienste um den deutschen Wein, dem damals vor gut 30 Jahren international ein eher bescheidener Ruf anhaftete, hat die aus 65 deutschsprachigen Weinjournalisten bestehende Vereinigung Weinfeder den Pionieren des Weinausbaus im Barriquefass nun den diesjährigen „Preis der deutschen Weinkritik“ verliehen. Die zugehörige Laudatio bei der Verleihung auf Schloss Vollrad im Rheingau: „Die Medienvertreter würdigen damit die lang währende Vorbildfunktion beim Ausbau von Wein in Barriques, gestartet in einer Zeit, in der deutscher Wein kein sonderlich gutes Image hatte und der Ausbau in kleinen, meist neuen Holzfässern auf viel Widerstand bei Weinprüfung und -prämierung stieß.“

„Es waren damals einfach andere Weine gewünscht“, sagt zur Umbruchsituation Mitte der 1980er-Jahre der Winterbacher Hadesmann der ersten Stunde, Jürgen Ellwanger. Und erinnert sich, dass er einst im Winterbacher Weingut den ersten Wein in einem kleineren Holzfass – nach entsprechendem Auftrag – für den Promi-Gastronomen Vincent Klink ausgebaut hat. Gefragt seien Weine mit Tannin gewesen, mit vollen Aromen, was die damals hierzulande üblichen Sorten einfach nicht hergegeben hätten. Zumal die Zeit diejenige gewesen sei, in der jeder Keller auf Edelstahl getrimmt und praktisch jeder Rotwein erhitzt worden sei.

Neue Geschmackstöne im Wei gefragt

Jene marmeladigen Geschmackstöne seien zumindest beim anspruchsvolleren Weinpublikum nicht mehr gefragt gewesen. „Wir brauchten Weine mit Tanninen“, sagt Ellwanger zum damaligen Antrieb für den Gang neuer Wege. Aber: Über den Umgang mit den neuen, kleinen Holzfässern, die den gewünschten Holzton in die Tropfen brachten, gab es schlicht keine Erfahrungswerte, keine Anleitung und schon gar kein Ausbildungsprogramm in Weinbauinstituten, wie dies heute selbstverständlich ist.

Genau da könne man aus heutiger Sicht den hiesigen Pionieren des Barriqueausbaus nicht genug dankbar sein, sagt Sohn Felix zu den Experimenten mit Barrique und den dafür von Kraft und Aromastruktur her geeigneten Weinsorten. „Die haben einfach alles ausprobiert.“ Merlot und Cabernet Sauvignon wurden dafür angebaut, Chardonnay als im weißen Bereich barriquetauglich identifiziert. Die Länge der Lagerzeit im getoasteten Holzfass musste optimiert werden, mit Lernprozessen bei heftigen harschen Holztönen nach zu kurzer Zeit im Fass und den gewünschten weichen Nuancen nach einem oder sogar zwei Jahren. Ein massives Problem, so Ellwanger senior, seien die in Deutschland nicht in ausreichender Menge und nötiger Qualität vorhandenen Barriquefässer gewesen. Die habe man quasi eigenhändig aus Frankreich geholt: „Da mussten wir immer gleich einen ganzen Lastwagen voll abnehmen.“

Die Barriqueweine spielten im Ellwangerschen Sortiment auch heute noch eine gewichtige Rolle, betont Felix Ellwanger. Mit acht von 30 Posten auf der Weinkarte machten die Tropfen aus den kleinen Fässern knapp ein Viertel aus. Auch wirtschaftlich ein Faktor: Denn bei entsprechenden Jahrgängen gebe es etwa vom Aushängeschild Nikodemus nicht nur ein oder zwei 220-Literfässer, sondern durchaus auch mal einen Jahrgang mit 4500 Flaschen – mit entsprechendem Gewicht in der wirtschaftlichen Bilanz.

Ganz klar sei, so hat der Weinjournalist und Organisator des Deutschen Rotweinpreises, Rudi Knoll, von der Fachzeitschrift Vinum bei der Preisverleihung gesagt: „Hades ist kein Hinweis auf einen Wein aus der Unterwelt, sondern steht immer für einen bedeutenden Wein“.