Eher halb leer als halb voll: Die Lage der Remstalkellerei ist schwierig. Foto: dpa

Fast 80 Jahre lang war die Weingärtnergenossenschaft Stetten an die Remstalkellerei angeschlossen. Nun sieht sie sich nach Alternativen um – welche Folgen das für die Kellerei hat, ist unklar

Kernen - Bisher wird der Wein der Stettener Weingärtnergenossenschaft (WG) von der Remstalkellerei ausgebaut, abgefüllt und verkauft. Doch andere Gedankenspiele gab es offensichtlich schon länger: „Nach dem Votum gegen die Zentralkelter Mitte des Jahres 2017 wurde von vielen Mitgliedern der Wunsch geäußert, sich nach einem neuen Vermarkter umzuschauen“, werden in einer Pressemitteilung der Aufsichtsratsvorsitzende Martin Wilhelm und der Vorstandsvorsitzende Rüdiger Borck zitiert.

Die schwierige Situation der Remstalkellerei und das Ausbleiben der Traubengeld-Zahlungen dürfte dafür gesorgt haben, dass der bereits vor anderthalb Jahren geäußerte Wunsch nach einem neuen Kooperationspartner bei manchen Stettener Wengertern mittlerweile ganz oben auf der Liste steht. Bei der Generalversammlung am Donnerstagabend war die Stimmung gedrückt.

Vor Weihnachten soll es ein erstes Treffen mit der Kellerei geben

Bei eben jener Versammlung konnte die Führung der Stettener Wengerter aber vermelden, dass ein erster konkreter Gesprächspartner gefunden worden ist: Die Kellerei Wilhelm Kern aus dem benachbarten Rommelshausen möchte mit der WG verhandeln. „Die Mitglieder der Genossenschaft erhoffen sich eine bessere und stetige Vergütung für ihre Trauben. Langfristig möchten beide Seiten dafür sorgen, dass die Bewirtschaftung der Rebflächen in Kernen Zukunft hat“, heißt es weiter. Ein Verkauf der Genossenschaftskelter in Stetten stehe derzeit jedoch nicht zur Debatte, auch die Kellerei Wilhelm Kern habe kein Interesse an dem Gebäude angemeldet.

Weitere Fragen sollen erst bei einem Pressegespräch in der kommenden Woche beantwortet werden. Noch vor Weihnachten soll es zudem ein erstes Treffen der Genossen mit der familiengeführten Kellerei geben, die mit 120 Vertragswinzern in ganz Baden-Württemberg arbeitet und Trauben von 130 Hektar Rebfläche keltert. Die WG Stetten bewirtschaftet derzeit 50 Hektar Rebfläche – vor allem rund um den Ort – und hat derzeit knapp 100 Mitglieder. Ob es einen Verbleib in der Remstalkellerei gibt oder nicht, müssten diese im Rahmen einer Mitgliederversammlung abstimmen.

Das sagt der Geschäftsführer der Remstalkellerei dazu:

Vor 78 Jahren hat sich die Genossenschaft an die Remstalkellerei angeschlossen. Dass es nun Überlegungen gibt, auszutreten, damit hat die dortige Führung nicht gerechnet: „Wir sind überrascht und haben keine ausreichenden Informationen, um schon weitere Aussagen treffen zu können“, sagt Peter Jung, der Geschäftsführer der Remstalkellerei. Die dortigen Gremien müssten sich nun erst darüber austauschen, wie man sich positionieren wolle.

Auch hänge vieles vom weiteren Fahrplan der WG Stetten ab. „Wir bedauern jedes Mitglied, das uns verlässt – auch wenn Verständnis für die Situation da ist“, sagt Jung. Inwieweit sich die Situation der Remstalkellerei durch einen Austritt einer Ortsgenossenschaft verschärfen würde, auch dazu kann der Geschäftsführer noch keine Aussage machen.

Sollte der Austritt beschlossen werden, würde vermutlich trotzdem noch einige Zeit ins Land gehen, bis die Stettener Weingärtnergenossenschaft tatsächlich nicht mehr zur Remstalkellerei gehört: Durch langfristige Verträge ist die Ortsgenossenschaft noch mehrere Jahre an die Remstalkellerei gebunden.

Ob sich auch andere Ortsgenossenschaften für einen Austritt aus der Remstalkellerei interessieren? „Davon ist mir nichts bekannt“, sagt Peter Jung.