Christine Urspruch und Reinhold Weiser in der Laube der Alten Kanzlei. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Aller guten Dinge sind fünf. Darauf konnten sich bei der fünften und letzten Auflage des Weindorf-Treffs in diesem Jahr von SWR 4 und den Stuttgarter Nachrichten alle einigen. Zu Gast waren Hitler, eine Pathologin und der Entdecker der Langsamkeit.

Stuttgart - Geht ein Mann durch den Wald und merkt alsbald, dass es dort langweilig ist. Also kommt er lieber aufs Weindorf. Willkommen Uli Keuler! Beim Weindorf-Treff in der Laube der Alten Kanzlei war die Geschichte vom Mann, der in den Wald geht und dort überfallen wird, natürlich ein Thema. Traditionell ist die Nummer der Rausschmeißer bei Keulers Auftritten. Haben die Leute das nicht über, wollte Moderator Tom Hörner wissen. „Keineswegs“, beteuerte Keuler, „die muss ich immer machen, sonst gehen die nicht heim.“ Und er mache die Nummer auch immer noch gerne, weil sie den Leuten offensichtlich gefalle.

Für eine Nummer braucht Uli Keuler Monate

Er ist ja, wenn nicht der Entdecker der Langsamkeit, so doch der Gegenentwurf zur Hektik des modernen Lebens, wo Zeitgenossen im Sekundentakt Sinniges und Unsinniger herausblasen. Eine Stunde feile er mitunter an einem Satz. Für eine neue Nummer braucht er Monate. Nach vier Jahren ist sein Programm einmal runderneuert. Seiner Beliebtheit tut das keinen Abbruch. Geht ein Mann in den Wald, bringt er seit Jahrzehnten, „und nach 15 Jahren habe ich den Witz in der Mitte des Stücks verändert“. Auftritt Keuler: „Sagt ein Bettler zu einer Frau: Entschuldigung, ich han seit drei Tag nix mehr gessa! Darauf die Frau: Ha, dann müssed se sich halt zwenga!“

Den hat auch die in Remscheid geborene Christine Urspruch verstanden. Sie macht ja seit einigen Jahren einen Intensivkurs in Schwäbisch. Lebt die Schauspielerin doch mit ihrer Familie in Wangen im Allgäu und ist viereinhalb Monate im Jahr hier, um die ZDF-Serie „Dr. Klein“ zu drehen. Der Sender hat ihr eine Wohnung im Heusteigviertel organisiert. Dort hat es ihr bei den Dreharbeiten so gut gefallen, dass sie sich wünschte, dort wohnen zu dürfen. Zeit, die Stadt zu erkunden, bleibt allerdings kaum. „Wir drehen von morgens bis abends.“ Am 7. Oktober startet die vierte Staffel, an einem neuen Sendeplatz allerdings. Nach dem Motto „viel Feind, viel Ehr“ kommt „Dr. Klein“ nun samstags um 19.25 Uhr und tritt gegen die „Sportschau“ an.

Mit der Gitarre die Mädels beeindruckt

Dafür sollte sich vielleicht auch Uli Keuler einen neuen Fernseher kaufen. Er schaut sowieso wenig und hat kürzlich entdeckt, dass er mit seinem alten Kasten nicht mehr gucken kann. Das Analoge hat keinen Platz mehr im digitalen Zeitalter.

Den „Tatort“ aus Münster mit Urspruch als Gerichtsmedizinerin Silke Haller kennt er also gar nicht. Anders als Reinhold Weiser: Der schaut den „Tatort“ gern, wenn er nicht auf der Bühne steht oder Klavier, Gitarre und Bass spielt, Kampfsport betreibt oder kunstpfeift. Ja, tatsächlich, er kann Kunstpfeifen. Das führte er auch sogleich vor. Einem Schaffner hat er das abgelauscht und sich antrainiert. Eine ungewöhnliche Motivation, sonst waren es die Frauen, die ihn anregten. Gitarre, um die Mädels zu beeindrucken; Bass, um die Frauen zu entzücken. Was Urspruch sogleich mit einem Zitat von Grönemeyer unterstrich: „Der Mann ihrer Träume muss ein Bassmann sein.“ Die stillen, coolen, die haben Schlag bei den Frauen, bestätigt sie.

So würde Hitler eine Weißweinschorle bestellen

In seinen Rollen ist Weiser aber nicht so still. Mitunter ist er sehr böse. Das fing schon früh an. „Mit sechs Jahren habe ich den Wolf in ,Rotkäppchen‘ gespielt“, erzählt er, ein Jahr später jagte er als Wolf die sieben Geißlein. Vom braunen Pelz wechselte er in eine braune Uniform. Reinhold Weiser hat im Theater der Altstadt in Timur Vermes’ „Er ist wieder da“ den Hitler gegeben. Vom Wolf zum Hitler, vom Kunstpfeifer zum Kunstmaler. Er kann dann auch gleich vormachen, wie Hitler eine Weißweinschorle bestellen würde. Aber er sagt auch, „mit dem Bart ist die Rolle wieder weg“.

Christine Urspruch darf auch was Böses spielen

Was Böses darf Urspruch auch mal spielen. Etwa die fiese Krankenschwester Annie Wilkes in dem Stück „Mysery“ von Stephen King. Insgesamt aber „wird man so besetzt, wie man gesehen wird“. Als sympathische, warmherzige, schlagfertige Frau. Wie Alberich halt oder Kinderärztin Dr. Klein. Von Moderatorin Diana Hörger ließ sie sich entlocken, wie es denn weitergeht in der Stuttgarter Kinderklinik. „Dr. Klein findet eine neue Liebe, und zwar den Ex-Mann ihrer Therapeutin.“ Mit beiden ist sie also auf der Couch zugange, eine interessante Konstellation. In jedem Fall hofft sie, dass Dr. Klein und Kollegen auch noch in einer weiteren Staffel auftreten dürfen. Das ZDF wartet da immer erst mal die Quoten ab. Doch, so Urspruch, „aller guten Dinge sind fünf“. Ein gutes Schlusswort für die fünfte und letzte Auflage des Weindorf-Treffs in diesem Jahr.

Mit Keulers Paradenummer auf den Heimweg

Und so mancher Viertelesschlotzer hatte am späten Abend beim Heimweg noch den Schluss von Keulers Paradenummer „Es geht ein Mann durch den Wald“ im Kopf, und wünschte sich auch, sagen zu dürfen: „No tragsch mich halt a Stück!“