Der Weingärtner Rainer Bauer schenkt eine Spätlese ein. Der Bissinger Bürgermeister Marcel Musolf, Kreisrat Rainer Stephan (FDP), die Holzmadener Bürgermeisterin Susanne Irion und der Weilheimer Bürgermeister Johannes Züfle sind gespannt. Foto: /Horst Rudel

Die Weilheimer Wengerter sind mit der Lese bereits weit fortgeschritten. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass der 2019er nicht ganz an die Qualität des exzellenten 2018er heranreichen wird. Dennoch sind die Weingärtner insgesamt zufrieden.

Weilheim - Der Bertoldwein – das Aushängeschild der Weilheimer Lagen – ist im vergangenen Jahr eine Wucht gewesen. „Der macht fast süchtig“, schwärmt Rainer Bauer vom Verein der Weinbergbesitzer am Montag bei einer Probe während des traditionellen Rundgangs durch die Weilheimer Weinberge. Zu Probierzwecken gibt es noch einige Flaschen von der Silvaner Spätlese 2018. Doch im Handel sind sowohl dieser Tropfen als auch sein rotes Pendant, die Spätburgunder-Spätlese dieses Jahrgangs, ausverkauft. So gut waren diese Weine, dass sie weggingen wie geschnitten Brot.

Ausverkauft – zum Glück gibt es wieder eine Spätlese

Ausverkauft – das ist die schlechte Nachricht, doch gibt es auch eine gute. Denn es wird erneut Bertoldwein geben. Zwar wird die Qualität des 2019ers hinter der des 2018ers zurückbleiben. Dafür waren die äußeren Bedingungen 2018 – einem Weinjahr wie aus dem Bilderbuch – mit viel Sonne und Wärme einfach zu perfekt. Doch dürfen sich Freunde des Rebensafts auch beim neuen Jahrgang auf einen guten bis sehr guten Tropfen freuen.

„Den Jahrgang 2018 können wir natürlich nicht toppen, weder in Menge noch Qualität. Aber wir können zufrieden sein“, sagt Werner Kauderer, der Vorsitzende der Weilheimer Weinbergbesitzer. Bei den einzelnen Rebsorten gibt es durchaus Unterschiede. „Dem Riesling hat es in diesem Jahr besonders gut gefallen“, erklärt Werner Kauderer. Diese Trauben werden an diesem Mittwoch von den Helfern von den Rebstöcken am Weilheimer Hausberg Limburg gelesen. Bei 90 Grad Oechsle erwartet Kauderer den Riesling – ein Indikator dafür, dass die Produzenten einen sehr guten Wein abfüllen werden.

Der Weinbau ist prägend für die Kulturlandschaft

Zum Sorgenkind habe sich indessen der Trollinger entwickelt, sagt Werner Kauderer. Gerade die Trollinger-Trauben sind vom Sonnenbrand, der in diesem Jahr besonders stark aufgetreten sei, betroffen gewesen. Ansonsten hinken Sorten wie Portugieser, Acolon, Spätburgunder, Müller-Thurgau und Kerner zwar ihren Vorgängern aus dem vergangenen Jahr hinterher. Doch Oechsle-Grade von 80 und mehr lassen die Weingärtner von einem guten Jahr sprechen.

Dies freut natürlich auch Johannes Züfle. Der Weilheimer Bürgermeister hatte zu dem Rundgang Kreisräte und Regionalräte eingeladen, um bei dieser Gelegenheit den Kontakt zu pflegen und in lockerer Runde miteinander ins Gespräch zu kommen. Dieser Einladung hätten freilich mehr Kommunalpolitiker folgen können. Dessen ungeachtet nutzte Johannes Züfle den Rundgang, um vor der überschaubaren Schar die prägende Bedeutung des Weinbaus für die Kulturlandschaft Weilheims zu unterstreichen.

Seit rund 1000 Jahren wird hier Wein kultiviert

In der Zähringerstadt reicht die Geschichte des Weinbaus bis ins 11. Jahrhundert zurück. An dieser langen Tradition festhaltend, bewirtschaften die Wengerter auf den warmen vulkanischen Böden an den geschützten Flanken von Limburg und Egelsberg eine Rebfläche von drei Hektar. Klein aber fein könnte die Formel lauten, oder wie Rainer Bauer es ausdrückt: „Egal ob weißer oder roter Wein – von der Limburg muss er sein.“

Weilheim gehört zur Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck. Zu diesem Verbund hatten sich 1948 die Weinbaugemeinden am Albtrauf Neuffen, Weilheim, Beuren, Frickenhausen und Kohlberg zusammengeschlossen. Mit der Gründung der Genossenschaft kam es auch zum gemeinschaftlichen Ausbau des Neuffener Tälesweins. Neuffen ist als größte Weinbaugemeinde Standort der Weingärtnergenossenschaft.