Im Sommer 2016 wurde ein großer Taubenschlag ins Dachgeschoss des Kaiserbaus am Marienplatz eingebaut. Den Standort hatten die Besitzer angeboten Foto: Lichtgut/Zweygarth (Archiv)

Der Gemeinderat hat erneut Geld für weitere Taubenschläge in der Stadt bewilligt. Weilimdorf hat Bedarf angemeldet. Die Problematik am Löwen-Markt ist schon lange ein Thema, doch bei der Standortsuche hat sich zur Enttäuschung der Taubenbeauftragten des Tierschutzvereins seit längerem nichts getan.

Weilimdorf - Um die Geburten und damit die Taubenpopulation in der Stadt zu reduzieren, wurden im Haushalt 2018/19 erneut 70 000 Euro jährlich bewilligt. Bedarf für einen Schlag hat auch Weilimdorf gemeldet. Laut Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer, der Taubenbeauftragten des Tierschutzvereins, sei das im Bezirk bereits seit 2009 ein Thema. „Leider ist dort nichts passiert, obwohl der Gemeinderat das Vorhaben vor längerem positiv beschieden hatte“, sagt sie. Doch in Weilimdorf tut man sich mit der Standortsuche schwer. Dass es nicht aussichtslos ist, zeigen andere Beispiele aus Stuttgart.

Seit 2008 sind inklusive der Anlage im Tierheim Botnang in Stuttgart elf Taubenschläge und -türme angelegt worden. Zehn davon sind von der Stadt finanziert. Eine konkrete Zahl an Standorten wird von Seiten der Stadt nicht angestrebt. „Wir sind über jeden neuen Schlag froh, der eingerichtet wird“, sagt Stefan Praegert, Leiter der Stuttgarter Tierschutzbehörde.

Taubenbeauftragte bleibt optimistisch

Um die Taubenpopulation in der Stadt in den Griff zu bekommen seien laut Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer 30 Taubenschläge nötig. Dass ihr gerade Privatleute nicht die Tür einrennen mit Offerten, sei Realität. Doch angesichts jüngster Entwicklungen, sieht sie positiv in die Zukunft. So wurde im Sommer 2016 ein großer Taubenschlag im Dachgeschoss des Kaiserbaus am Marienplatz eingerichtet. Den Standort hatten die Besitzer angeboten. „Das war das erste Mal, dass jemand auf uns zugekommen ist. Und es funktioniert super. Allein im Dezember haben wir dort 54 Eier ausgetauscht“, sagt sie. Insgesamt hat das 20-köpfige und überwiegend ehrenamtliche Team des Stadttauben-Projekts bislang rund 20 000 Eier durch Kunststoffeier ausgetauscht. Täglich rücken die Helfer aus, um die Tiere mit Wasser zu versorgen und die Schläge zu reinigen.

Mit dem Taubenturm auf dem Gelände Seilerwasen in Bad Cannstatt soll im Frühjahr Standort Nummer zwölf folgen. Nummer 13 könnte im Dachstuhl des Wangener Bezirksrathauses sein. Hier habe die Bezirksvorsteherin Beate Dietrich schon signalisiert, dass ein Taubenschlag in ihrem Sinne wäre.

Enttäuschung darüber, dass nichts mehr passiert ist

Gerne würde Brucklacher-Gunzenhäußer auch Weilimdorf auf der Liste sehen, doch in diesem Falle drehe man sich im Kreis. „Das wäre so ein wichtiger Standort. Es ist eine große Enttäuschung, dass in Weilimdorf nichts passiert ist“, sagt sie. Zuletzt wurde vor zwei Jahren der Vorschlag der Bezirksbeiräte geprüft, ein Taubenhaus auf dem Platz vor der BW-Bank gegenüber des Löwen-Marktes zu errichten. Das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung hat aber mitgeteilt, dass dieser Standort nicht in Frage komme. Seitdem ist laut der Bezirksvorsteherin Ulrike Zich nichts mehr passiert.

Doch auch Stefan Praegert betont, wie wichtig es sei, dass vor allem der Bezirk bei der Standortsuche aktiv werde. Den Bedarf am Löwen-Markt sehe man. „Wir bekommen viele Beschwerden von Gewerbetreibenden und Bürgern“, sagt er. Daher sei man sehr an einer Lösung interessiert. Seine Hoffnung ruht darauf, dass doch noch ein Hausbesitzer ein Dach zur Verfügung stellt. „Es bestehen oft Vorbehalte gegen Tauben, aber mit einem Taubenschlag bekäme man die standorttreuen Tiere in den Griff“, sagt er.