Auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt kann man in diesem Jahr keine Kerzen mehr selbst gestalten Foto: 7aktuell/David M. Skiba

Selbst gezogene Kerzen machen sich unter dem Weihnachtsbaum immer gut. Auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt fehlt von Ernst Stäbleins altbewährter Kerzenwerkstatt dieses Jahr aber jede Spur. Der Grund dafür ist eine Marketingstrategie der Stadt.

Stuttgart - Seit über 25 Jahren ist Ernst Stäbleins Kerzenstudio vor allem in den Abendstunden ein warm leuchtender Blickfang auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Wer mit tief ins Gesicht gezogenem Schal am Königsbau vorbeieilt, bleibt fast zwangsläufig an den unaufgeregt funkelnden Lichtern hängen – bisher lag das vor allem an der schieren Größe des Studios, das einst auf dem Areal der heutigen Eisbahn untergebracht war.

„Seit wir mit dabei sind, waren wir immer der größte Stand auf dem Weihnachtsmarkt“, sagt Ernst Stäblein. Fünf offene Buden in hufeisenförmiger Anordnung betrieb er bis zu diesem Jahr – eine vorweihnachtliche Erlebniswelt für Familien.

2018 ist die Kerzenwerkstatt verschwunden

Dazu gehörte auch eine Kerzenwerkstatt, in der jung und alt für wenig Geld gemeinsam Bienenwachs rollen oder verschiedene, selbst gestaltete Kerzen ausstechen konnten. „Für uns war das immer ein fester Bestandteil vor Weihnachten“, sagt eine Besucherin aus Fellbach, die nicht namentlich genannt werden möchte, verärgert. Denn 2018 ist die Kerzenwerkstatt verschwunden und Stäbleins Stand deutlich kleiner als bisher. Statt in unmittelbarer Nähe des Musikpavillons steht er nun näher am alten Schloss, und aus den ehemals fünf Buden ist eine geworden. Die Werkstatt, an die auch eine Spendenaktion für die Kinderkrebsstation des Stuttgarter Olgäle geknüpft war, fiel aus Platzmangel weg.

Grund dafür sind die Lichtskulpturen auf dem Schlossplatz

Grund für die Verkleinerung des Stands seien organisatorische Gründe gewesen, erklärt Christian Eisenhardt, Sprecher der in.Stuttgart, die den Weihnachtsmarkt organisiert. Konkret habe man eine Sichtachse zum Schlossplatz schaffen wollen. Dort stehen in diesem Jahr nämlich verschiedene Lichtskulpturen, die das Areal im Zuge des Projekts Glanzlichter optisch aufwerten und es vor den leuchtenden Buden des Weihnachtsmarkts hervorheben sollen. „Damit wir das erreichen konnten, mussten die Stände rund um den Musikpavillon etwas nach links und rechts ausweichen und näher zusammenrücken,“ so Eisenhardt.

Ernst Stäblein selbst möchte sich zu den Maßnahmen aktuell nicht äußern. Die Weihnachtsmarktbesucherin aus Fellbach hingegen ist enttäuscht: „Mein Sohn hat hier jedes Jahr Kerzen gezogen und sie seinen Großeltern zu Weihnachten geschenkt“, sagt sie. „Dass gerade das jetzt wegfällt, ist wirklich traurig.“