Am 15. November startet als einer der ersten in Deutschland der Essener Weihnachtsmarkt. Stuttgart folgt knapp zwei Wochen später – am 27. November. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Die meisten Weihnachtsmärkte machen erst Ende November auf. Doch in manchen Städten im deutschsprachigen Raum geht es dieses Jahr so früh los wie noch nie. Was ist da los?

Stuttgart/Berlin - Äußerst früh – sage und schreibe 17 Tage vor dem 1. Advent – geht schon an diesem Donnerstag in Duisburg der Innenstadt-Weihnachtsmarkt los. Das ist so früh wie noch nie, wie es im Ruhrgebiet heißt. Kritik daran kommt erwartbar von den Kirchen.

Doch die Städte verteidigen ihren Kurs. „Der Duisburger Weihnachtsmarkt wird in diesem Jahr am 14. November, also einen Tag vor den Weihnachtsmärkten in Essen und Oberhausen, eröffnet. Die Öffnungszeiten der Weihnachtsmärkte resultieren vor allem aus der großen Nachfrage der Besucherinnen und Besucher“, sagt ein Projektmanager der zuständigen städtischen Firma in Duisburg.

Immer früher, immer größer

Man habe den Termin mit den Kirchenvertretern abgestimmt und nehme bei der Ansetzung der Öffnungszeiten Rücksicht auf den Totensonntag, Heiligabend und den ersten Weihnachtsfeiertag, heißt es weiter von der Duisburg Kontor GmbH. „Dennoch versuchen wir den Bedürfnissen unserer Händler, dem Innenstadt-Handel und vor allem der Nachfrage der Besucher gerecht zu werden.“

Auch in Essen bleibt der Weihnachtsmarkt am Volkstrauertag (dieses Jahr am 17. November) sowie am Totensonntag (24. November) geschlossen. Essen und Duisburg sind nicht allein mit dem sehr frühen Weihnachtsmarktbeginn in den Innenstädten. Auch im katholisch geprägten Österreich geht es zeitig los. So beginnt etwa der Wiener Weihnachtstraum auf dem Rathausplatz auch schon am 15. November.

In Essen-Steele gibt es einen Stadtteil-Weihnachtsmarkt sogar schon seit 2. November. Auch in Berlin, wo die großen Märkte zwar erst nach Totensonntag öffnen, dann aber meist bis ins neue Jahr aufhaben, gibt es bereits seit 2. November die sogenannte Winterwelt am Potsdamer Platz, die von einem Weihnachtsmarkt kaum zu unterscheiden ist.

Bereits am 17. Oktober wurde das Bayreuther Winterdorf eröffnet. Stolz nennt man sich dort erster Weihnachtstreff „in ganz Deutschland und sicher auch in Europa“.

Kirchen kritisieren zu viel Kommerz und Konsum

Die Kirchen sehen dennoch in den immer früheren Weihnachtsmärkten einen Ausverkauf des wichtigen christlichen Festes. Ulrich Lota, Pressesprecher des Bistums Essen, sagt, die Märkte seien vor allem Marketinginstrument, um in Zeiten des Online-Handels Menschen in die City zu locken. „Gläubigen Christen ist es aber wichtig, bei all dem Kommerz und Konsum darauf hinzuweisen, dass Weihnachten nicht irgendeine kulturelle Lichtfeier am Jahresende ist, sondern das Fest der Geburt Jesu.“

In den meisten Städten eröffnen die Weihnachtsmärkte aber erst nach Totensonntag. So geht es am 25. November beispielsweise in Kassel, Frankfurt/Main, Köln, Hamburg, Hannover, Bielefeld, Potsdam, Cottbus, Rostock und Lübeck los. In Erfurt, Weimar und Leipzig startet der Budenzauber am 26. November, in München am Marienplatz sowie in Stuttgart sogar erst am 27. November. Auch der Dresdner Striezelmarkt beginnt erst am Mittwoch vor dem ersten Advent (27. November). Der berühmte Nürnberger Christkindlesmarkt beginnt sogar erst am 29. November, dem Freitag vor dem ersten Adventssonntag.

Milliardengeschäft für die Budenbranche

Für die Budenbranche ist es ein Milliardengeschäft. Nach Angaben des Deutschen Schaustellerbundes (DSB) werden rund 3000 mehrwöchige Weihnachtsmärkte in diesem Advent in Deutschlands Städten aufgebaut. Hinzu kommen Tausende kleinere Märkte vor Einkaufszentren und Möbelhäusern sowie eilig zusammengezimmerte Buden in kleineren Gemeinden und Stadtteilen, die für ein Wochenende adventliches Flair verströmen.

Knapp 160 Millionen Besucher laben sich durchschnittlich an Glühwein, Bratwurst und Lebkuchen. Der Umsatz lag laut DSB im vergangenen Jahr bei 2,88 Milliarden Euro. Durchschnittlich 18 Euro gibt jeder Besucher aus.

Rückbesinnung auf die Kindheit

Über die Beschaulichkeit und Besinnlichkeit im Gedränge der engen Budengassen kann man streiten. Doch Fakt ist: Ausflüge auf den Weihnachtsmarkt gehören zum liebsten Adventsvergnügen der Bürger. Advent ohne Budenzauber? Undenkbar. In ihrer heutigen Form entstanden die Märkte mit dem deutschen Wirtschaftswunder in den 1950er und 1960er Jahren.

Für viele seien sie „ein Stück Rückbesinnung auf ihre Kindheit“, erklärt der Bonner Volkskundler Berthold Heizmann. Die Dämmerung, die Gerüche, die Klänge – all das wecke Erinnerungen und Sehnsüchte an unverwechselbare frühere Weihnachtszeiten. schätzen die Umsätze der Schausteller und Markthändler, des ansässigen Einzelhandels, der Gastronomie und Hotellerie auf drei bis fünf Milliarden Euro. Die exakte Zahl weiß niemand.

Das Geheimnis eines perfekten Weihnachtsmarktes ist einfach: Für jede Zielgruppe muss etwas dabei sein. Weihnachtslieder, festlich geschmückter Tannenbaum und Krippe gehören genauso dazu wie Kunsthandwerk, nostalgisches Flair und Gastronomie.