Kostet in Stuttgart, Ludwigsburg und Esslingen fast überall gleich viel: der Becher Glühwein. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Beim Glühwein lässt sich auf den Weihnachtsmärkten sparen: An ein paar Ständen ist er 30 Prozent billiger, als an anderen. Für mehr Geld gibt es mehr Qualität, versprechen die Beschicker. Aber die meisten Besucher schauen gar nicht auf den Preis.

Heimischer Wein ist auf den Weihnachtsmärkten der Region Stuttgart in aller Munde. Vielleicht fallen die Preisunterschiede deshalb nicht sonderlich groß aus. Eine Spanne von bis zu 30 Prozent lässt sich aber herausholen: Und das bedeutet, jeder fünfte Glühwein wäre umsonst, wenn man sich den Becher für 3,50 Euro statt 4,50 Euro ausschenken lässt.

Dafür würde in ihrem Schwarzriesling vom Fleiner Kirchweinberg mehr Qualität und weniger Zucker stecken, lautet die Erklärung für den höheren Preis am Stand von Helga Schmidt auf dem Stuttgarter Marktplatz. Die Investition zahlt sich also womöglich in weniger Kopfweh am nächsten Tag aus. Die Mehrheit der Beschicker liegt mit ihrem Preis allerdings genau in der Mitte. Vor zwei Jahren hat der Glühwein noch zwischen drei und 3,50 Euro gekostet.

Glühwein für einen guten Zweck

Immerhin mit einem guten Gewissen lässt sich das alkoholische Heißgetränk am Stand der Sportförderung beim Stuttgarter Rathaus bestellen. Da alle Mitarbeiter ehrenamtlich im Einsatz sind, kommen auch bei einem Preis von 3,50 Euro viele Spenden zusammen. Vor zwei Jahren hätten ihnen Schweizer Besucher versichert, dass ihr Glühwein der beste sei, erzählen die beiden Frauen, die gerade im Einsatz sind. „Ab 17 Uhr ist es bei uns knalle voll“, sagen sie.

So günstig ist der Glühwein nur noch beim Langos-Stand in der Dorotheenstraße neben dem Alten Schloss zu haben. Und in beiden Fällen handelt es sich ebenfalls um einen Tropfen aus dem Remstal. Der Preis hängt auch mit dem Standort zusammen: Auf dem Schlossplatz beim Wintertraum von Henny Stamer und Stefan Kinzler zahlen die Gäste 4,50 Euro für den heißen Wein – ebenso wie im Zelt der Schwarzwald Marie vor der Markthalle.

Der heiße Fritz kostet 50 Cent mehr

Bei Engels Krippe am Marktplatz-Brunnen müssen die Gäste 50 Cent weniger hinlegen. Die Chefin Xiuqin Dai-Betz hatte noch überlegt, auf 4,50 Euro für den Becher Glühwein zu erhöhen. Schließlich seien die Kosten für Strom, die Waren und das Personal immens gestiegen. „Aber lieber verdienen wir weniger und es läuft besser“, sagt sie. Beim Lachsbrötchen und der Cola ist der Preis mit 3,50 Euro der gleiche geblieben, für die Rote Wurst und Punsch (jeweils 4 Euro) muss mehr bezahlt werden.

Bei Norman Weeber direkt gegenüber vom Breuninger kostet der Glühwein „wie bei jedem“ vier Euro. Für seine Premiumversion Heißer Fritz aus Baden verlangt er 50 Cent mehr, sie ist nicht so süß und werde deshalb gern bestellt. Er hatte „große Sorgen, dass es zu teuer“ sein könnte, erzählt er: „Wir wollen nicht, dass man es sich zwei Mal überlegen muss.“

In Esslingen bleiben die Weingärtner unter vier Euro

Auf dem Esslinger Weihnachtsmarkt hat sich der Preis ebenfalls bei vier Euro eingependelt. Der Beerenglüher aus württembergischen Rot- und Beerenweinen ist am Stand von Helmond Gastro für 4,50 Euro zu haben. Der Chefin wären 50 Cent mehr lieber gewesen, berichtet Mitarbeiter Siegfried Stichel, aber sie hat sich an ihre Umgebung angepasst.

Auch die selbst gemachten Dampfnudeln kosten mit sieben Euro nur einen mehr als noch vor zwei Jahren. Der Kaiserschmarrn steht für 8,50 Euro und zwei Maultaschen für 7,50 Euro auf der Speisekarte. Er meint, 2019 wäre alles viel zu billig gewesen. „Beschwert hat sich bis jetzt niemand“, sagt Siegfried Stichel, „und der Zuspruch ist wie beim letzten Mal.“

Viele Kunden runden beim Bezahlen auf

Nur die Esslinger Weingärtner unterbieten die Mehrheit. Ihnen sei es wichtig gewesen, „dass Glühweintrinken noch Spaß macht“, erklärt der Teamwerk-Vorsitzende Achim Jahn, „und wenn es gefühlt unheimlich teuer wird, hört der Spaß auf.“ Beim Kalkulieren des Preises für 0,2 Liter sind sie deshalb auf 3,90 Euro gekommen, 40 Cent mehr als 2019.

Eigentlich müssten sie noch mehr verlangen, weil die Trauben dafür in den anstrengenden Steillagen rund um die Stadt wachsen und sich mit dem daraus gekelterten Wein mehr verdienen lässt, als mit der heißen Version auf dem Weihnachtsmarkt. „Wir sind Wengerter, wir wollen einen gescheiten Glühwein ausschenken“, betont er. Die zehn Cent zusätzlich könnte das Teamwerk eigentlich gut gebrauchen, aber viele Kunden würden beim Bezahlen aufrunden.

Ein echtes Schnäppchen gibts es in Ludwigsburg

In Ludwigsburg lässt sich ein echtes Schnäppchen machen: bei der Jugendfarm ist der Glühwein für den guten Zweck für 3,50 Euro zu haben – und zwar gleich ein Viertel Liter davon. Wer elf Stück kauft, bekommt einen umsonst. Vom trockenen Roten „aus heimischen Anbau“ kostet die gleiche Einheit vier Euro.

Aus dem Remstal ist der Glühwein am Stand vom Restaurant Ennui, wo 0,2 Liter ebenfalls für vier Euro ausgeschenkt werden. „Jeder Gast ist dankbar, dass wir hier sind und der Barockweihnachtsmarkt wieder stattfindet“, sagt die Mitarbeiterin Nicole Flörchinger. Für die Preisaufschläge habe jeder Verständnis. Viele seien durch Corona toleranter geworden, glaubt sie. Viel schlimmer war, dass es an einem Tag gar nichts zu essen in der Almhütte gegeben hat. Fürs Raclette (6 Euro mit Röstkartoffeln) waren beim Großhändler weder Käse noch Kartoffeln zu bekommen.

Wurst vom Metzger aus der Region

An seinem Barockimbiss hat Nico Lustnauer die Preise seiner Hauptartikel stabil gehalten: die Rote und der Glühwein kosten wie vor zwei Jahren vier Euro und der Kinderpunsch drei Euro. Bei allen anderen Angeboten ging er um 50 Cent hoch. Zur Erklärung nennt er zwei Beispiele: Die Wurst ist je nach Sorte um 50 bis 100 Prozent teurer geworden, Senf um 200 Prozent. Seine Waren stammen aus der Region, den Glühwein holt er wie viele bei der Weinkellerei Kern im Remstal, die Wurst bei der Metzgerei Kübler in Waiblingen und das Brot vom Ludwigsburger Bäcker Luckscheiter. „Ich könnte deutlich günstiger einkaufen, aber das schmeckt man“, sagt Nico Lustnauer.

Die Marbacher Weingärtner handhaben es in Ludwigsburg ähnlich wie ihre Esslinger Kollegen: Eine Tasse Glühwein aus der Schiller-Stadt kostet zwar glatte vier Euro, aber mit dem Glühweinpass sind sechs Stück für den Preis von fünf, also 20 Euro, zu haben.

Für Schnaps wird mehr Geld fällig

Je mehr Alkohol die Weihnachtsmarktbesucher zu sich nehmen wollen, desto tiefer müssen sie in die Tasche greifen. Für einen Schuss Schnaps in die Tasse werden fast überall 1,50 Euro zusätzlich berechnet. Beim Wintertraum kostet Amaretto oder Rum drei Euro zu den 4,50 Euro vom Glühwein oben drauf, bei der Schwarzwald Marie der weiße Glühwein mit Calvados ebenfalls zusammen 7,50 Euro.

Ähnlich kostspielig sind die heiße Schelle mit Gin und naturtrübem Apfelsaft (6,50 Euro) oder Glühgin mit New Western Dry Gin für 7,50 Euro. Der Hot Lillet steht derweil an der Spitze mit 8 Euro – allerdings auch im Edel-Ambiente auf dem Karlsplatz.