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Der Christbaum aus Kindertagen hing voll mit großen roten Kugeln und Holzschmuck. Heute kann die geschmückte Tanne ganz anders aussehen.

Coburg/Norderstedt - Der Christbaum aus Kindertagen hing voll mit großen roten Kugeln und Holzschmuck. Heute kann die geschmückte Tanne ganz anders aussehen. "Alles ist möglich", heißt das Motto. Wer will, hängt zu Weihnachten eine Bierflasche oder ein Käsestück auf.und Brigitte Caspary

"Weihnachtsschmuck ist auch dem modischen Diktat unterworfen", erklärt Klaus Müller-Blech, der Geschäftsführer der Weihnachtsfabrik im fränkischen Coburg. In diesem Jahr seien Fliegenpilze als Christbaumanhänger der letzte Schrei. Doch auch die Modefarbe Lila habe sich durchgesetzt - neben klassischen Farben wie Rot, Gold, Silber und frostigem Hellblau.

Rund 40 Millionen Glaskugeln und -figuren - die meisten davon mundgeblasen und handbemalt - gehen jedes Jahr von Coburg aus in Kaufhäuser in Deutschland, Europa, Asien und den USA. Das Weihnachtsgeschäft mit angeschlossenem Weihnachtsmuseum hat 365 Tage im Jahr geöffnet. "Unsere Kunden kommen aus der ganzen Welt", erzählt Müller-Blech. Im Frühjahr und Sommer seien es zwar weniger als im Winter, doch gebe es immer wieder Besucher, die sich schon früh im Jahr über die neuesten Deko-Trends informieren wollen. "Weihnachtsmusik spielen wir aber nur zur Adventszeit."

Auch im Internet kann man das ganze Jahr über der Lust an ausgefallenem Christbaumschmuck frönen. Melanie Strack betreibt seit sechs Jahren einen Online-Shop, in dem sie neben Gartenaccessoires auch Weihnachtsdekoration verkauft. "Der Trend zu ausgefallenem Schmuck ist nicht neu", berichtet sie. Was uns heute abstrakt vorkommt, sei früher ganz normal gewesen. "Zu Kriegszeiten war es alltäglich, sich Panzer und Jagdflieger an den Baum zu hängen." Und noch heute gibt es Christbaumkugeln in Form von Bomben aus dem Dritten Reich.

Viele Menschen würden den ausgefallenen Baumschmuck kaufen, um Freunden mit einem besonderen Hobby ein Geschenk zu machen, so die Geschäftsfrau. Es gibt Geländewagen in Tarnoptik, kleine Billardtische, große Hotdogs, Helikopter und Ziegenkäse-Stücke. "Besonders der Hamburger-Christbaumanhänger verkauft sich sehr gut", sagt Strack.

Auch in der Coburger Weihnachtsfabrik versucht man, jedem noch so ausgefallenen Kundenwunsch nachzukommen. Für Anhänger der Kaffeekultur etwa gibt es zehn Zentimeter große Espresso-Kannen, Latte-macchiato-Gläser, Tiramisu-Stückchen, Pralinen und Schokoküsse aus hauchdünnem Glas. "Das ist Weihnachtsschmuck für Feinschmecker", erklärt Müller-Blech. Wer es lieber herzhaft mag, kommt ebenfalls auf seine Kosten: mit kleinen Bier- und Weinflaschen zum Aufhängen. "Natürlich darf auch der Frankenwein nicht fehlen", sagt der Firmenchef und deutet auf einen wenige Zentimeter großen Bocksbeutel.

In seinem Weihnachtsmuseum sammelt Müller-Blech Baumschmuck aus verschiedenen Epochen: Glasbläserformen aus dem 19.Jahrhundert oder Originalexemplare der Anfang des 20. Jahrhunderts hergestellten ersten künstlichen Weihnachtsbäume aus Draht und Gänsefedern. In den 70ern standen in den Wohnzimmern der Trendbewussten Pop-Art-Bäumchen in grellem Hellblau, Rosarot oder Knallgelb.

In diesem Jahr ist die Weihnachtsgurke eines der gefragtesten Produkte. Laut Müller-Blech geht dieser Baumschmuck auf eine alte deutsche Tradition zurück. Im Baum wurde eine Essiggurke versteckt. Das Kind, das die Gurke als Erstes entdeckte, bekam ein extra Geschenk. "Mittlerweile ist diese Tradition fast nur noch in den USA bekannt", sagt Melanie Strack.

Um mit den Modetrends Schritt halten zu können, müssen die Hersteller der Weihnachtsdeko zwei Jahre im Voraus planen. "Nächstes Jahr ist zum Beispiel Blau wieder im Kommen", verrät Müller-Blech.

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