Vom Bäumle zum Baum: Die Nadelhölzer der Baumschule Schweizer sollen eines Tages geschmückt und erleuchtet eine Weihnachtsgesellschaft glücklich machen. Foto: Leonie Schüler

Auf den Fildern gedeihen nicht nur Kohlköpfe, sondern auch Weihnachtsbäume. Ein Besuch auf einer Plantage in Sielmingen.

Filder - Normalerweise kehrt in Baumschulen zum Jahresende Ruhe ein, wenn die Kunden ihre Gärten winterfest gemacht haben und die Natur bis ins Frühjahr hinein ruhen lassen. Nicht so in der Baumschule Schweizer in Sielmingen: Dort geht es weiterhin umtriebig zu, denn dann beginnt dort der Weihnachtsbaumverkauf. Weit verbreitet ist deren Anbau auf den Fildern nicht. Dieter Schweizer, der Inhaber des gleichnamigen Betriebs, hatte vor 30 Jahren die Idee dazu, um in seinem Betrieb keine Winterpause überbrücken zu müssen. Fünf Jahre später konnte er die ersten Bäume schlagen. „Anfangs haben wir auch noch Bäume aus dem Schwarzwald zugekauft. Seit drei Jahren verkaufen wir nur noch unsere eigenen Bäume“, sagt Schweizer. Einzige Ausnahme sei die Nobilistanne, die vor Ort nicht gedeihe.

Wer entlang der Baumplantage mit Panoramablick auf den Echterdinger Flughafen spazieren geht, dem weht der wunderbare Duft von Harz und Tannennadeln um die Nase. Auf drei Hektar wachsen dort Nordmanntannen, Blaufichten, Rotfichten und Coloradotannen. 15 000 Nadelbäume sind es an der Zahl, pro Saison verkauft Dieter Schweizer rund 1300 Stück. Die größten, die später in Kirchen, Hotellobbys oder Firmenhallen stehen, sind bis zu sieben Meter hoch.

Frisch und grün

Geschlagen werden Schweizers Nadelhölzer größtenteils Mitte Dezember, also unmittelbar bevor sie zum Verkauf angeboten werden. „Die Bäume, die von Großhändlern aus Dänemark, Osteuropa oder dem Sauerland bezogen werden, sind schon vor Wochen geschlagen worden“, sagt Schweizer. Die Bäume, die auf Filderboden gewachsen sind, seien deshalb nicht nur frischer, sondern hätten auch nicht tausende Kilometer Transportweg hinter sich. Ihre Ökobilanz könne sich sehen lassen, betont Schweizer, zumal die Bäume Sauerstoff produzieren, solange sie hier stehen.

Alle Nadelbäume in Dieter Schweizers Plantage sind saftig grün – den trockenen Sommer haben sie gut überstanden. „Das liegt am Lösslehmboden, den wir hier auf den Fildern haben. Er speichert Wasser gut“, sagt er. Trotz der außergewöhnlichen Dürre habe er daher keine flächendeckenden Ausfälle wie mancher Kollege andernorts. Allerdings hätten die Weihnachtsbäume dadurch weniger Feuchtigkeit eingelagert. „Es kann gut sein, dass man das beim Nadeln merkt“, meint der Gärtner. Sein Tipp: Bevor der Baum in die Stube geholt wird, mit einem Taschenmesser ringsherum etwas Rinde am Stamm wegschnitzen, „dann bleibt er länger frisch“.

Vom Samen bis zum Weihnachtsbaum

Doch wie wächst in der Baumschule Schweizer ein Baum heran, bevor aus ihm ein Weihnachtsbaum wird? Ihren Ursprung haben sie im Sauerland, wo ein Züchter die Samen zu Jungpflanzen heranzieht. Die dreijährigen, etwa kniehohen Bäumchen wachsen bei Schweizer noch ein Jahr im Topf, ehe sie auf der Plantage eingepflanzt werden. „Von da an wachsen sie bei uns fünf bis sieben Jahre, je nach Größe.“ Ab dem dritten Standjahr werden die Bäume frisiert, das heißt Schweizer schneidet sie an der Seite in Form, damit sie nicht zu breit werden. Außerdem greift der Gärtner immer im Mai zur Zange und verletzt damit den Mitteltrieb. Die unterbrochenen Leitbahnen sorgen dafür, dass die Spitze nicht zu hoch hinausschießt und der Baum auch im oberen Teil dicht wächst. Auf chemische Triebregulierung, also Mittel für kompakteren Wuchs, verzichtet Schweizer.

Was immer mehr Kunden annehmen, ist das Angebot, sein Bäumle selbst auszusuchen und zu schlagen. Manche Firmen machen daraus ein Event und kommen mit ihren Mitarbeitern oder Kunden vorbei. Handsägen hat Schweizer vorrätig, „aber wenn einer nicht mehr kann, haben wir Motorsägen hier“. An folgenden Terminen ist das Selberschlagen möglich: am Freitag, 14., Samstag, 15., und Freitag, 21. Dezember, jeweils von 14 bis 17 Uhr.

Dass Bäume von der Plantage geklaut werden, kommt selten vor. Ein Problem ist laut Schweizer aber, dass Leute Zweige von den Bäumen schneiden, die dann unverkäuflich sind. Er lasse deshalb am Rand extra Reisig liegen, in der Hoffnung, dass die Klauer die Bäume in Ruhe lassen.

Dieter Schweizer selbst sagt von sich, dass er früher sehr wählerisch gewesen sei mit der Auswahl seines Weihnachtsbaumes. Das hat sich geändert: „Jetzt nehme ich, was übrig bleibt“, sagt er und lacht.