In Korntal-Münchingen wollen 270 Wünsche erfüllt werden. Bürgermeister Joachim Wolf und Stadtjugendpfleger Matthias Rees halten einige hoch. Foto: factum/Weise

Hunderte Bürger bringen bei der Aktion Wunschbaum im Strohgäu noch mehr Kinderaugen zum Leuchten. Die Spender wünschen sich allerdings auch etwas. Die Wunschzettel seien teilweise etwas nachlässig formuliert.

Strohgäu - Roland Harschs Adrenalinspiegel schnellt in die Höhe. Etwas mehr mit jeder Stunde, die ihm den Donnerstag, den Tag der Bescherung, näher bringt und noch nicht alle Bürger ihre Geschenke abgegeben haben. Rund 30 Präsente für Kinder aus bedürftigen Familien fehlen noch. Präsente, die die Bürger bis spätestens Montagabend im Ditzinger Rathaus hätten abliefern sollen. Trotzdem bleibt der 66-jährige Initiator der Aktion Wunschbaum zuversichtlich: „Bis jetzt haben wir immer alle Geschenke rechtzeitig erhalten.“ Im Notfall werde man eben den jeweiligen Spender daran erinnern.

Selbst die Grundausstattung fehlt

246 Kinder und Jugendliche aus Ditzingen hängten ihre Weihnachtswünsche an den Wunschbaum in der Stadtbibliothek – gut 50 mehr als voriges Jahr. Offenbar brauchen immer mehr Menschen Unterstützung. Laut des früheren Stadtrates Harsch ist dafür auch die steigende Zahl an Flüchtlingen verantwortlich. „Zudem hat sich die Aktion herumgesprochen.“

Allerdings haben in Ditzingen nur etwa 200 Bürger einen Wunschzettel mitgenommen und das entsprechende Geschenk besorgt. Den Rest kaufte die Bürgerstiftung Ditzingen mit Spenden. Die Wünsche seien sehr verschieden, stellt Harsch fest. Manche Kinder wünschten sich Kleidung und Schuhe, andere Spielzeug oder Computerspiele. „Einige Familien brauchen Strampler. Es ist traurig, dass Kleinkindern zum Teil selbst die Grundausstattung fehlt.“

Nächstes Jahr wohl mehr bedürftige Kinder in Hemmingen

Das sieht Lisa Bernat ähnlich. Sie koordiniert die Aktion Wunschbaum in Hemmingen. „Mich berührt, dass sich die Familien viele Dinge nicht leisten können – und den Kindern damit einzelne, oft einfache Wünsche nicht erfüllt werden wie eine Trinkflasche für das Baby oder ein Füller.“ Aus Bernats Sicht spielt die Flüchtlingswelle bei der Bedürftigkeit „eine große Rolle“. Zwar hingen mit 70 Wünschen vier weniger am Baum als voriges Jahr, auch wenn die Gemeinde zehn Familien mehr angeschrieben hatte. 2019 dürften es vermutlich wieder mehr sein: „Im kommenden Jahr werden in Hemmingen wieder neue Unterkünfte geschaffen. Dann kann die Gemeinde auch mehr Flüchtlinge aufnehmen. Damit steigt in der Regel die Bedürftigkeit“, sagt Lisa Bernat. Die Zahl der sozial schwachen Hemminger Familien sei zu den Vorjahren „nur gering“ gestiegen.

Korntal-Münchingen hat dieses Jahr 20 Familien mehr als 2017 über die Aktion informiert. Am Ende hingen 270 Wünsche an den drei Bäumen im Stadtgebiet. Laut Matthias Rees liegt das daran, dass grundsätzlich immer mehr Familien in die Kommune ziehen. Der Stadtjugendpfleger hat am Montag im Korntaler Rathaus vor einem Berg Päckchen gestanden. Diese überreicht er den Familien in den nächsten Tagen.

Gutscheine sind unbeliebt

In Gerlingen und Hemmingen haben die Kinder ihre Geschenke schon abgeholt. Und anders als in Ditzingen und Korntal-Münchingen kümmerten sich jene Bürger um alle Wünsche selbst – statt dies mittels Spenden anderen zu überlassen. „Ein Faschingsverein nimmt jedes Jahr gleich mehrere Zettel mit“, sagt Stefan Fritzsche. Der Leiter des Amts für Familie in Gerlingen spricht von einer „großen Hilfsbereitschaft“. Gutscheine schenkten Gerlinger trotzdem ungern. „Sie wollen sicher sein, dass das Geschenk bei den Kindern ankommt“, sagt Fritzsche. Rund 100 Wunschzettel hätten am Baum gebaumelt. „Die Zahl der bedürftigen Familien ist in der Stadt recht stabil“, berichtet Stefan Fritzsche – dagegen nehme die Zahl der Rentner zu, die von Altersarmut betroffen sei. Auch denen könnte man helfen, findet Fritzsche. Die Aktion Wunschbaum bleibe aber dem Nachwuchs vorbehalten.

Roland Harsch aus Ditzingen hat übrigens auch einen Wunsch: Dass die Kinder ihre Wünsche möglichst präzise formulieren. Viele würden sie „hinschlampern“. Bei Kleidung zum Beispiel fehle oft die Angabe der Größe. „So etwas schreckt die Bürger ab“, weiß der 66-Jährige.