Die Schadstoffmessstelle am Stuttgarter Neckartor. Foto: Achim Zweygarth

Immer mehr Stuttgarter verkaufen ihren älteren Diesel, um Fahrverbote zu umgehen. Doch auf die Luftqualität scheint sich das kaum auszuwirken – zumindest auf den ersten Blick.

Stuttgart - Die Stickstoffdioxid-Messwerte am Stuttgarter Neckartor werden in diesem Jahr nur noch geringfügig sinken. Während die Belastung im vergangenen Jahr von 82 auf 73 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft zurückging, sank sie seit Jahresanfang nur noch auf 72 Mikrogramm. In der zweiten Jahreshälfte stieg sie sogar auf 76 Mikrogramm.

In einer umfangreichen Analyse kommt Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie zu dem Schluss, dass der Anstieg auf den heißen Sommer zurückzuführen ist. Bei hohen Temperaturen bilde sich verstärkt Ozon, das mit Stickstoffmonoxid zu Stickstoffdioxid (NO2) reagiert. Hierdurch finde sich mehr NO2 in der Luft als durch Dieselautos ausgestoßen wird.

Moderne Fahrzeugflotte in Stuttgart

So lag die Konzentration zwischen dem 24. und dem 27. Juli 2018 mit bis zu 135 Mikrogramm dreimal so hoch wie an den gleichen Vorjahrestagen. Diese hohen Werte entstanden bei hochsommerlichen Temperaturen, die niedrigen Werte in 2017 bei teilweise unter 20 Grad. Im Juli wurde mit 85,5 Mikrogramm der höchste Monatsdurchschnitt in 2018 gemessen, im Januar mit 60,3 der niedrigste.

Nach Angaben der Kfz-Innung wurden seit Jahresbeginn 10 700 neue oder gebrauchte Diesel weniger verkauft als im Vorjahreszeitraum, während von anderen Autos 11 000 mehr verkauft wurden. Jeder fünfte Diesel in der Region ist unter zwei Jahre alt, in der Stadt Stuttgart sogar über ein Drittel. Damit dürfte Stuttgart „mit die modernste Fahrzeugflotte Deutschlands haben“, erklärt Innungs-Obermeister Torsten Treiber.

Feinstaubwerte werden eingehalten

Die EU verlangt eine durchschnittliche NO2-Konzentration von höchstens 40 Mikrogramm. Wegen der Überschreitungen plant das Land in Stuttgart ab Januar Diesel-Fahrverbote. Dass, wie berichtet, 2018 erstmals seit Einführung von Obergrenzen der Feinstaubwert eingehalten wird, hat darauf keine Auswirkung.