Für das Wochenende prognostiziert das Umweltbundesamt hohe Ozonwerte. Foto: UBA / Screenshot

Fürs Wochenende werden hohe Ozonwerte in Baden-Württemberg erwartet. Davor weist die Landesanstalt für Umwelt hin. Doch ein Bündnis von Umweltverbänden fordert mehr ein.

Stuttgart - Mit den Temperaturen steigen auch die Ozonwerte. Die Landesanstalt für Umwelt (LUBW) rechnet für das Wochenende mit einem Anstieg der Belastung. Gleichzeitig wendet sich ein Bündnis aus vier Umweltverbänden an die Öffentlichkeit. Vergangene Woche habe wegen der hohen Ozon-, Feinstaub- und Stickoxidwerte in der Region Stuttgart Sommersmog geherrscht. Die Kombination aus Hitze und schlechter Luft sei kritisch, weil „vor allem Ozon die Atemwege akut angreift, also genau die Bereiche des Körpers schwächt, die auch vom Covid-19-Virus angegriffen werden“, heißt es in einer am Donnerstag versendeten Pressemitteilung.

Das Thema Ozon ist weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden – trotz seit langer Zeit wieder steigender Konzentrationen und obwohl an einer Messstelle in Baden-Württemberg die bundesweit höchsten Werte gemessen werden. Zwar wird der europaweit geltende Stunden-Grenzwert von 180 Mikrogramm Ozon je Kubikmeter Luft selten, der von 240 Mikrogramm in Baden-Württemberg quasi gar nicht überschritten.

Doch es gibt einen weiteren Wert, das Acht-Stunden-Mittel. Die dafür geltenden 120 Mikrogramm je Kubikmeter Luft werden gerade im Sommer flächendeckend überschritten – an den Ozon-Hotspots im Rheintal sowie im Schwarzwald, aber auch in der Region Stuttgart. Laut Umweltbundesamt wurde der Wert vergangenes Jahr an jeder Messstelle im Schnitt an 24 Tagen überschritten. In ganz Baden-Württemberg wurde der Wert vergangenen Donnerstag bis Samstag überschritten, am Sonntag noch teilweise.

Keine Informationspflicht

Die 120 Mikrogramm sind gleichwohl nur ein „Zielwert“ und es gibt keine Pflicht für die Behörden, ein Überschreiten zu melden oder davor zu warnen. Dem Verfasser der Pressemitteilung zum Ozon stinkt das gewaltig: „Die Leute können durch ihr Verhalten selbst ihr Gesundheitsrisiko zumindest teilweise steuern“, schreibt Ewald Thoma. Das Mitglied des Stuttgarter OK Lab misst selbst Luftqualität und Lärm, entwickelt gemeinsam mit anderen Aktiven Messgeräte zum Selberbauen und analysiert die so gewonnenen Daten regelmäßig. „Es ist gerade für betroffene Bürger nicht nachvollziehbar, dass mit ihrem Steuergeld ein teures Messnetz betrieben wird, aber wenn es darauf ankommt, die für seine Gesundheit wichtigen Informationen sie nicht erreichen“, so Thoma weiter.

Die LUBW verwies in einer entsprechenden Anfrage unserer Zeitung vergangenes Jahr darauf, dass eine Informationspflicht erst ab 180 Mikrogramm Ozon je Kubikmeter Luft greife. Im Übrigen sei die Bundesregierung für Gegenmaßnahmen zuständig. Die LUBW veröffentlicht aktuelle Messwerte zur Luftqualität einschließlich der Ozonbelastung auf ihrer Website. Laut der Daten vom Freitagmittag lag die Belastung an vielen Messstellen höher als 100 Mikrogramm, in Mannheim und Tauberbischofsheim knapp über 120.

Am Wochenende wird der Wert allerdings flächendeckend überschritten werden. Das Umweltbundesamt bietet eine entsprechende Vorhersage an – die Deutschlandkarte färbt sich für Freitag bis Sonntag tiefrot. Somit sollten – einige dürften sich an die entsprechenden Radiodurchsagen erinnern – Risikogruppen Sport und körperlich anstrengende Tätigkeiten im Freien vor allem nachmittags und abends möglichst unterlassen.