Der neue Plochinger Forstrevierleiter Daniel Fritz zeigt den Schaden, den die Weißfäule im Stamm einer Buche angerichtet hat. Ein gutes Drittel des Stammes ist hell verfärbt und morsch. Foto: Roberto Bulgrin

Nachdem Simon Heizmann Ende des vergangenen Jahres das Forstrevier Plochingen verlassen hat, hat es nun einen neuen Leiter. Daniel Fritz kommt aus Wernau und freut sich auf den vielseitigen Beruf.

Kreis Esslingen - Daniel Fritz tritt an eine dicke gefällte Buche heran. Er bricht mühelos eine Handvoll Holz aus dem Stamm und quetscht es in der Faust, sodass ein paar Tropfen Wasser herauslaufen. „Die Weißfäule hat diesen Baum zu einem Drittel morsch gemacht“, sagt der 42-jährige Förster, der seit Anfang des Jahres das Revier Plochingen leitet. Die am Dienstag abgeschlossene Verkehrssicherungsmaßnahme entlang der Landesstraße 1201 zwischen dem Stumpenhof und der Deponie Weißer Stein (wir berichteten) war das erste Großprojekt, an dem er im neuen Revier mitgewirkt hat. Es war bereits über Monate vorbereitet worden. Weil die Buche auf den nahe gelegenen Parkplatz hätte stürzen können, musste sie gefällt werden. Im Schadensfall müsste sonst der Waldbesitzer haften. Aufgrund der ausgeprägten Fäule des Stammes lässt sich das Holz nicht mehr verwerten, erklärt Fritz. Deshalb bleibt dieser Stamm im Wald liegen, wo er Pilzen und Insekten als Lebensraum dienen kann. Noch dazu speichere das Holz bei seiner Zersetzung Wasser, was in den Sommermonaten praktisch sei.

Arbeit in der Natur und am Schreibtisch

Fritz, der das 1013 Hektar große Forstgebiet von seinem Vorgänger Simon Heizmann übernommen hat, stammt aus Wernau und freut sich, ein so heimatnahes Revier betreuen zu können. Zum Forstberuf, sagt er, sei er erst über den zweiten Bildungsweg gekommen. „Ich habe mir eine Arbeit gewünscht, bei der ich mit der Natur arbeiten und etwas schaffen, aber bei der ich auch planerisch und administrativ tätig sein kann“, sagt Fritz. Über ein Praktikum in einem kommunalen Forstbetrieb kam er schließlich dazu, in der „Kaderschmiede“ Rottenburg Forstwirtschaft zu studieren, wo er 2005 seinen Abschluss machte. Jahrelang habe er an verschiedenen Orten gearbeitet und habe die Chance ergriffen, als sein Vorgänger das Revier Plochingen verließ.

Förster müssen robust sein

Elf Forstreviere gibt es im Landkreis Esslingen auf insgesamt 10 500 Hektar Waldfläche. Sie werden vom Kreisforstamt koordiniert. Die Revierleiter werden vielseitig eingesetzt: Von Hiebplanung bis Waldpädagogik übernehmen sie das gesamte Aufgabenspektrum. Das Revier Plochingen umfasst die Wälder der Kommunen Aichwald, Altbach, Baltmannsweiler, Lichtenwald, Plochingen und Reichenbach. Auch für Waldstücke der evangelischen Kirchengemeinde Esslingen sowie für Privatwälder gibt es einen Beförsterungsvertrag mit dem Landkreis. „Man braucht schon eine gute Hautpflege“, sagt Fritz lachend über die vielen Stunden, die Förster bei jedem Wetter draußen verbringen. Auch gefütterte Wanderstiefel und Outdoorjacken gehören zur Ausstattung.

Winter ist Zeit der Holzernte

Fritz’ Arbeit richtet sich an den Jahreszeiten aus. „Gerade sind wir sehr stark mit der Holzernte beschäftigt“, sagt der 42-Jährige. Bestände werden kontrolliert und Bäume markiert, die gefällt oder gefördert werden sollen. Wenn klar ist, welche Bäume gefällt werden, beauftragt Fritz Unternehmen mit der Umsetzung der Arbeiten. Je nachdem, was aus dem Holz werden soll – beispielsweise Papier oder Bretter – muss es unterschiedlich portioniert werden. „Wir sind daran interessiert, dass aus unseren Hölzern hochwertige Produkte entstehen, die entsprechend länger CO2 binden“, sagt Fritz. Das sei ein Beitrag zum Klimaschutz. Auch mit dem Brennholzverkauf an Privatkunden hat Fritz zu tun. „Das ist schön, denn so habe ich Kontakt mit der Bevölkerung“, sagt er.

Arbeit mit den Jahreszeiten

Kommt das Frühjahr, werden die Pflanzflächen vorbereitet. In diesem Jahr gibt es zwei Flächen, die von Borkenkäfern befallen waren und aufgeforstet werden müssen. „Normalerweise setzen wir lieber auf Naturverjüngung“, so Fritz. Der Sommer steht im Zeichen der Pflege der jüngeren Bäume im Bestand. „Dabei versuchen wir, den vielversprechenden Bäumen genug Licht und Platz zu geben, damit sie gut wachsen und stabile Bäume werden.“ Im Herbst beginnt dann wieder die Vorbereitung auf die Baumfällungen im Winter.

Beruf wird komplexer

Fritz genießt es, dass er durch seinen Beruf viel unterwegs ist, aber „man sollte sich die Fahrten auch so legen, dass man nicht den ganzen Tag auf der Straße verbringt“, sagt er. Das Zerrbild vom Förster, der mit seinem Dackel durch den Wald streift, entspreche besonders im Kreis Esslingen nicht der Realität. Unter einem Blätterdach müssten hier viele Ansprüche und Interessen vereint werden, was oft nicht einfach sei. Durch den Klimawandel würde die Arbeit noch komplexer. „Die Frage, welche Baumart noch Zukunft hat, gab es früher nicht“, erklärt Fritz.