„Ich bin nicht auf der Flucht“: Stadtdekan Christian Hermes. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Der katholische Stadtdekan Christian Hermes war angetreten, neuer Präsident des Deutschen Caritasverbandes zu werden. Die Delegierten entschieden sich anders. Mit Eva Welskop-Deffaa steht erstmals eine Frau an der Spitze des Wohlfahrtsverbandes.

Stuttgart/Freiburg - Der katholische Stadtdekan Christian Hermes (51) hat den Sprung an die Spitze des Deutschen Caritasverbandes verpasst. Wie die Caritas am Mittwochabend mitteilte, entschied sich die Delegiertenversammlung in Freiburg für die bisherige Caritas-Vorständin Eva Welskop-Deffaa als Nachfolgerin von Präsident Peter Neher, der nach 18 Jahren im Amt ausscheidet. Die 62-jährige gebürtige Duisburgerin ist die erste Frau an der Spitze in der 125-jährigen Geschichte des größten deutschen Wohlfahrtsverbands, der insgesamt 700 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Sie ist für sechs Jahre gewählt und wird ihr Amt im November antreten. Neben Welskopp-Deffaa und Hermes hatte sich auch der Vorsitzende des Caritasverbands Trier, Markus Leineweber, um das Amt beworben.

„Ich bin nicht auf der Flucht“

In einem Gespräch vor der Wahl hatte der Stuttgarter Stadtdekan erklärt, man habe ihn intensiv bearbeitet, zu kandidieren, weil er in Stuttgart eng mit der Caritas verbunden sei und er im öffentlichen Diskurs profiliert auftrete. Er habe sich für die Kandidatur entschieden, weil es zu seinem Grundverständnis gehöre, „ dass man sich rufen lässt, wenn es eine Aufgabe gibt, die einem zugetraut wird“. Zugleich hatte Hermes erklärt, er sei in Stuttgart „nicht auf der Flucht“. Falle die Wahl auf seine Mitbewerberin oder seinen Mitbewerber falle, „bleibe ich auch gerne hier in Stuttgart“.

Hermes ist seit 2011 Stadtdekan und Pfarrer der Domkirche St. Eberhard sowie Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Stuttgart-Mitte. 2018 wurde er für weitere sieben Jahre im Amt des Stadtdekans bestätigt. Er ist außerdem Vorsitzender des Caritasrates des Caritasverbandes Stuttgart. 2016 gründete er in Stuttgart den Rat der Religionen.