Viele Stuttgarter starten aufgrund von Homeoffice später in den Tag. Foto: dpa/Christin Klose

Während der Ausgangsbeschränkungen hat sich der Wasserverbrauch in Stuttgart verringert. Die Statistiken lassen auf einen veränderten Tagesablauf in Zeiten von Corona schließen.

Stuttgart - „Happy Birthday to you“, tönt es derzeit wohl aus vielen Badezimmern Stuttgarts. Wer zwei Mal das Geburtstagslied während des Händewaschens trällert, der hält die empfohlenen 30 Sekunden bei der Reinigung seiner Hände im Schutz gegen Corona ein. Doch obwohl die meisten der Stuttgarter derzeit mehrmals täglich ihre Hände waschen dürften – und das wohl nicht nur zum Schutz vor Corona – ist der Wasserverbrauch in Stuttgart seit der Ausgangsbeschränkung leicht gesunken.

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„Wenn man den derzeitigen Wasserverbrauch mit den Statistiken aus den vergangenen Jahren vergleicht, kann man einige Unterschiede erkennen“, erklärt Hans-Jörg Groscurth, Pressesprecher von Netze BW, deren Tochtergesellschaft Stuttgart mit Wasser versorgt. Allgemein könne man durch die Veränderung des Wasserverbrauchs einige Ereignisse ablesen. Groscurth erinnert beispielsweise an die Fußballspiele der deutschen Nationalmannschaft während Weltmeisterschaften, bei denen anhand des Wasserverbrauchs „genau festgestellt werden kann, wann die Halbzeitpause war“.

Wasserverbrauch der Stuttgarter sinkt

Im Moment liege man in Stuttgart unter der Woche bei rund 90-95 Prozent des sonst üblichen Verbrauchs, erklärt der Sprecher. Er vermutet, dass der gesunkene Wasserverbrauch auf die geringere Zahl von einpendelnden Berufstätigen und Schülern zurückzuführen sei. Viele der Pendler arbeiten nun von zuhause aus. Große Betriebe haben ihre Produktionen gestoppt und Schüler und Studenten bleiben in ihren Heimatstädten. „Es sind gerade wohl einfach weniger Menschen bei uns in der Stadt. Die verbrauchen ihr Wasser dann wo anders“, erklärt er.

Ist es eigentlich Montag, Mittwoch, oder doch schon Samstag? Die Tage während der Coronapandemie wirken derzeit für viele gleich. In Zeiten von Homeoffice, Unterricht zu Hause, oder im notgezwungenen Urlaub kann man da schnell die Orientierung verlieren. Das zeigt auch der Verbrauch der Stuttgarter. Beim Wasserverbrauch verwischen laut Netze BW derzeit die Unterschiede zwischen den Wochentagen und dem Wochenende. „Wo normalerweise der Wasserverbrauch am Wochenende geringer als unter der Woche ist, hat sich die Kurve nun angepasst und ist gleichmäßiger geworden“, weiß Groscurth.

Duschspitze verschiebt sich nach hinten

Auffällig ist auch, dass die Stuttgarter nun wohl später in den Tag zu starten scheinen. Das erkenne man an der sogenannten Duschspitze. „Beim Duschen wird am meisten Wasser verbraucht, das zeigt sich dann auch in den Statistiken“, so der Sprecher. Wo sonst die Duschspitze werktags bei sieben Uhr liege, verschiebe sich die Spitze des Wasserverbrauchs nun um ein bis zwei Stunden nach hinten. Die Stuttgarter nehmen also nun nicht mehr um sieben ihre Guten-Morgen-Dusche, sondern erst ein bis zwei Stunden später. „Die Spitze verteilt sich mehr“, sagt Groscurth.

Der Vertreter von Netze BW geht davon aus, dass die Verschiebung der Duschzeiten darauf zurückzuführen ist, dass die Schüler von zuhause aus unterrichtet werden und viele Arbeitnehmer ins Homeoffice gewechselt sind. So fehlt der Arbeits- und Schulweg am Morgen und einige Schüler und Arbeitnehmer nutzen die gewonnene Stunde wohl für mehr Schlaf. Ein Gutes dürfte die Ausgangsbeschränkungen dann also doch haben – viele Stuttgarter starten derzeit ausgeschlafener in den Tag.