Die Rathmanns sind ratlos: Das Wasser hat fast alles zerstört. Foto: Stoppel

Ein junges Paar aus Burgstetten hat die Wohnung liebevoll für das erwartete Kind eingerichtet. Dann macht ein Rückstau alles zunichte. Jetzt sucht die Familie dringend eine neue Bleibe.

Burgstetten - Zuerst habe ich noch gelacht, weil es im Klo so gegluckert hat“, erinnert sich Melissa Rathmann. Als sich die Toilette am Donnerstag nach einem heftigen Regenguss seltsam verhielt, machte ihr Mann Kevin noch ein Handyvideo. Kurz darauf war an so etwas nicht mehr zu denken: „Das Wasser schoss in einer richtigen Fontäne aus der Schüssel“, erzählt Melissa Rathmann.

Und es war kein normales Wasser – „sondern Fäkalienwasser“, sagt die 22-Jährige. Durch den Regenguss hatte sich ein Rückstau gebildet, Wasser gelangte durch die Kanalisation in die Souterrainwohnung in Burgstall (Rems-Murr-Kreis). Der 26-jährige Kevin Rathmann versuchte, die stinkende Brühe mit Handtüchern aufzuhalten. „Auch ein Nachbar hat uns geholfen und versucht, das Wasser mit einem Eimer abzuschöpfen“, erzählt Melissa Rathmann. Beides war vergeblich. Viel zu viel von dem braunen Wasser schoss aus der Kloschüssel. Es erreichte jedes einzelne Zimmer der 74-Quadratmeter-Wohnung und stieg höher und höher.

Die Erstausstattung für das Kind wird unbrauchbar gemacht

Vier Tage später stehen die Rathmanns ratlos in ihrer Mietwohnung. Die Feuerwehr hat das Wasser zwar abgepumpt, das Paar hat versucht, wenigstens ein paar Einrichtungsgegenstände zu retten und die Wohnung zu putzen. Doch der Laminatboden ist aufgequollen, die Tapete löst sich. Eine braune Linie an der Wand zeigt, dass das Wasser den Rathmanns bis weit über die Knöchel gestanden haben muss. Rigipswände, Möbel, Matratzen – alles hat sich vollgesogen mit der Brühe. „Jetzt ist es unbrauchbar, auch die elektrischen Geräte sind kaputt“, sagt Kevin Rathmann.

Darüber, wie es zu dem Rückstau kommen konnte, und wer für den Schaden aufkommen muss, werden sich nun vermutlich Versicherungen streiten. Das kann einige Zeit dauern. Aber Zeit haben die Rathmanns keine. Denn im September erwarten die beiden ein Baby, und auch vor dem künftigen Kinderzimmer hat das stinkende Wasser keinen Halt gemacht. Dabei hatten sie es liebevoll eingerichtet und die Wände babyblau gestrichen, es wird ja ein Junge. „Die ganze Erstausstattung. Klamotten, Maxi-Cosi, Möbel – alles war da, gefehlt hat eigentlich nur noch das Kind“, sagt Kevin Rathmann.

Das junge Paar sucht dringend eine neue Wohnung

Jetzt fehlt dem Paar wesentlich mehr. Den Sachschaden schätzt er auf 25 000 Euro. Doch das ist nicht alles: „Bis das hier wieder bewohnbar ist, werden einige Monate vergehen.“ Die werdenden Eltern wollen ihr Kind keinen Fäkalienkeimen aussetzen. Gleich nach dem Rückstau sind sie mit ihrer Katze zu Melissas Eltern gezogen. „Dort wohnen wir jetzt im Schlafzimmer“, erzählt die 22-Jährige. Eine Dauerlösung ist das nicht.

Sachspenden kann das junge Paar noch nicht gebrauchen. Es würde schlicht an einem Platz fehlen, diese unterzustellen. Das Wichtigste ist eine neue Bleibe, der Geburtstermin rückt näher und näher. Gefunden haben sie in der angespannten Wohnungssituation in der Region Stuttgart noch nichts. Dabei haben sie keine allzu großen Ansprüche: „Fast alles ab drei Zimmern und 70 Quadratmetern würden wir nehmen“, sagt Kevin Rathmann. Da er im Straßenbau arbeitet und sie – wenn sie nicht im Mutterschutz ist – als Zahnarzthelferin in Backnang schafft, sei zudem eine Lage rund um Burgstetten, Winnenden oder Leutenbach wünschenswert.

Nur ins Souterrain ziehen, das wollen die beiden nicht mehr. Zu groß ist ihre Angst, dass das Wasser eines Tages wiederkommen könnte.