In Aktion: Stephen White (li.) und Christopher Foto: Baumann

Die Wasserballer des Bundesligisten SSV Esslingen wollen beim Final-Four-Pokalfinale in Potsdam gut abschneiden. Dabei sollen drei US-Boys helfen.

Esslingen - Die vergangenen Wochen waren hart. „Das war ungewohnt für uns“, sagt Stephen White, wenn er an das Winterwetter und Minustemperaturen denkt. Zu Hause in Kalifornien herrscht bei rund 25 Grad fast schon Sommer. Zusammen mit Christopher Meinold verstärkt er seit Jahresbeginn das Team des Wasserball-Bundesligisten SSV Esslingen, das am Wochenende in Potsdam im Pokal-Final-Four steht. Damit kann Trainer Bernd Berger auf ein Trio aus den USA zurückgreifen – bereits seit Saisonbeginn geht in Joshua Stedman ein weiterer US-Boy beim SSVE auf Torejagd.

„Die machen unseren Kader nicht nur breiter, sondern vor allem stärker“, ist Kapitän und Nationalspieler Heiko Nossek voll des Lobes über die Teamkollegen. „Die drei haben sich gut eingefügt und helfen uns enorm“, sagt auch Bernd Berger. „Das sind unangenehme Spieler, schwimmen viel, und vor allem Joshua Stedman ist sehr konterstark“, hatte Nationalspieler Timo van der Bosch vom SV Cannstatt im Derby am vergangenen Wochenende festgestellt.

Vermittelt wurde das Trio dem SSVE von einem ehemaligen Spieler. Jürgen Stiefel lebt seit einigen Jahren in Kalifornien und stellte den Draht her. „Da meine Familie auch aus Deutschland kommt, ging das ganz schnell“, sagt Aufbauspieler Christopher Meinhold (23), dessen Großvater aus Düsseldorf stammt, der perfekt Deutsch spricht und auch einen deutschen Pass besitzt.

Vor fünf Jahren spielte er bereits kurz bei Esslingen. Torjäger Joshua Stedman (22) lernte bei der US Air Force Stiefels Sohn Robin kennen. „Ich wollte eine neue Sprache, ein neues Land und eine neue Kultur kennenlernen“, nennt Torhüter Stephen White (22) seine Beweggründe für das „Abenteuer und die Herausforderung“, in Deutschland Wasserball zu spielen. Aber es gab auch Ausflüge nach Berlin ans Brandenburger Tor, nach München oder St. Anton in Tirol in den Schnee.

Zudem hat er mit Christopher Meinhold kurz vor Weihnachten an der Uni von Los Angeles seinen Bachelor gemacht. „Damit haben wir gerade ein wenig Zeit“, sagt er.

Da kam die Verpflichtung in Esslingen gerade recht. Zumal die beiden Studenten davon ausgehen, dass ihre Wasserball-Karriere spätestens im Sommer beendet sein wird. „Dann müssen wir uns um einen Job kümmern“, kündigt Stephen White an. Zumal es in den USA keine Profiteams gibt. Joshua Stedman, der unter anderem einen Pilotenschein für Sportmaschinen in der Tasche hat, ist derzeit bei der Air Force freigestellt. Zudem gehört er zum erweiterten Kader des Nationalteams, hat aber noch kein Länderspiel absolviert.

„Wenn es die Möglichkeit gibt, sie zu halten, werden wir das tun“, betont Bernd Berger, der das Trio nicht so ohne weiteres wieder ziehen lassen will. Zumal es das Spiel des SSVE belebt hat. „Ein megawichtiger Mann, der taktisch stark ist“, sagt der Coach über Joshua Stedman. Auch Christopher Meinhold sei „schwimmerisch verdammt stark“, und Stephen White sei ein „sehr, sehr starker Torhüter“, hat Berger festgestellt. „Er ist mit unserem Stammtorhüter Marco Watzlawik auf Augenhöhe.“ Als der vor zwei Wochen wegen einer Ohrenverletzung pausieren musste, war sein Vertreter aus den USA beim Spiel in Duisburg gar „Spieler des Tages“.

Die Verlängerung des Engagements ist aber auch eine Frage der Finanzen. „Im Moment bezahlen unsere Eltern das meiste“, sagt Stephen White. In Esslingen sind sie privat untergebracht. Joshua Stedman hat bei „Wasserball-Legende“ Gerhard Dierolf und dessen Frau Ulrike ein „wasserballverrücktes Haus“ bezogen. Der frühere SSVE-Trainer ist der Schwager von Jürgen Stiefel und hatte in seinen Kindern Steffen und Kathrin selbst zwei Nationalspieler in der Familie. Die beiden anderen US-Boys logieren unterdessen bei der Familie von Esslingens Nationalspieler Hannes Glaser. Sie alle dürfen gerne etwas länger bleiben.