Ausgeglichenes Derby zwischen den Wasserballern des SV Cannstatt und dem SSV Esslingen Foto: Pressefoto Baumann

Cannstatts Wasserballer trotzen dem erstarkten Rivalen ein 7:7 ab – und am meisten ist davon der Trainer überrascht: „Ich hätte nie damit gerechnet, dass wir so lange mithalten können“, sagt Jürgen Rüdt.

Stuttgart - Als Marvin Thran 45 Sekunden vor dem Spielende sein drittes Tor für den SV Cannstatt geworfen hat, wuchtet er seinen Oberkörper aus dem Wasser, ballt die Hände zu Fäusten und lässt die Muskeln spielen, auch im übertragenen Sinne. Diesen Punkt nimmt uns niemand mehr, sollte die Pose des Triumphators bedeuten. Tatsächlich gelingt Cannstatt im Bundesligaderby gegen den SSV Esslingen ein 7:7 (3:1, 1:1, 1:1, 2:4), und am meisten ist davon der Trainer überrascht: „Ich hätte nie damit gerechnet, dass wir so lange mithalten können“, sagt Jürgen Rüdt (45), der seit fast drei Jahrzehnten das Cannstatter Wasserball prägt – erst als Spieler und Kapitän, seit Sommer als Trainer. Da geht es ihm wie seinem Kollegen Markus Hahn auf der Esslinger Seite, und auch dessen Erinnerung an vergangene Derbys teilt er. „Ich habe 20 Jahre in Esslingen gespielt, aber an einen Sieg gegen Cannstatt kann ich mich nicht erinnern“, sagt Hahn.

Diesmal sollte alles anders kommen, diesmal sind die Cannstatter fällig – dachten alle. Doch der SVC wehrte den Angriff des Rivalen noch einmal ab.

600 Zuschauer im Inselbad

Die Gewichte zwischen den beiden Clubs hatten sich vor dieser Saison ja deutlich verschoben. Cannstatt verzeichnete etliche Abgänge, baute auf drei A-Junioren als Zugänge und kam nach der Sperre von Spielmacher Jovan Radojevic am Samstag in die Verlegenheit, dass vier der sechs Feldspieler so gut wie ohne Pause im Einsatz waren. Esslingen dagegen hatte sich deutlich verstärkt, eine Wachablösung zeichnete sich ab. Zumindest im direkten Vergleich blieb sie aus, weil Nerven zuweilen unberechenbar sind. Die spielten den Esslingern vor 600 Zuschauern im Inselbad so manchen Streich.

So führte Esslingen nach 27 der 32 reinen Spielminuten mit 6:4 und hätte den Vorsprung ausbauen können, doch zahlreiche Chancen blieben ungenutzt. Der Derby-Charakter verführte so manchen Akteur zum überhasteten Abschluss. Und je näher das Spielende rückte, umso mehr packte Esslingen die Angst vor dem Siegen – anders ist kaum zu erklären, dass auch versierten Spielern der Ball beim Wurf einfach aus der Hand rutschte. „Wir sind mit unseren Chancen fahrlässig umgegangen“, monierte Hahn. Rüdt dagegen war überglücklich: „Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir sind noch da. Und das nächste Mal schlagen wir die Esslinger.“

Für deren Torhüter hatte das 7:7 eine besonders bittere Note: Marco Watzlawik fällt zumindest im nächsten Spiel in drei Wochen beim deutschen Meister ASC Duisburg mit einem Nasenbeinbruch aus, den er sich im Zweikampf mit Florian Naroska zugezogen hatte. Watzlawik spielte durch, eine Untersuchung im Katharinenhospital ergab aber eine Knochenabsplitterung. Watzlawik wird diese Woche operiert und muss auch für das Weltligaspiel mit der Nationalmannschaft am 12. November gegen Italien absagen.