Auf dem Sykbeach in Stuttgart heißt es nun: Hoch die Krüge! Foto: Lichtgut - Ferdinando Iannone

Die Sehnsucht nach Spaß in Dirndl und Lederhosen wird doch noch erfüllt: Auf dem Skybeach in Stuttgart wird „ohne Tanz und Halligalli“ gefeiert– aber voller Lebensfreude über den Dächern der Stadt.

Stuttgart - Skybeach-Chef Lothar Müller, der seit 16 Jahren auf dem Kaufhof-Dach mitten in der Stuttgarter City Urlaubsgefühle auf Sand bettet, hat das Zeug zum Oberbürgermeister. Mit gerade mal drei Schlägen stößt er am Samstag das erste Fass bei seinem Ersatz-Volksfest mit traumhaftem Blick auf die Hügel der Stadt an und ruft vergnügt „Ozapft isch“. Gleich zum Auftakt ist’s bei seiner „Wiesn da oben“ am Samstag ausverkauft. 280 Karten hat er ausgegeben, obwohl die amtliche Erlaubnis 500 Gäste gestattet. Doch beim ersten Mal will sich der Wirt behutsam an das neue Format heranwagen, das auf große Resonanz stößt.

Open-Air-Bierfest auf 2000 Quadratmeter

Wenige Tage davor ließ Müller den feinkörnigen Sand abtragen. „Der ist jetzt in der Wilhelma“, sagt er. Die Sonnenliegen sind abgebaut und wurden durch Biertischgarnituren ersetzt. Das Wetter ist zum Start traumhaft für „dezentes Feiern im Freien ohne Halligalli“, wie der Skybeach-Chef das Konzept in Kooperation mit einer bayerischen Brauerei erklärt. Weil sich die Karten für 60 Euro pro Person (inklusive drei Maß, einem Vesperbrettl, das jeder Tisch so oft nachbestellen kann, bis alle satt sind, Partymusik vom DJ) so gut verkaufen, denkt der Wirt schon jetzt über eine Verlängerung nach.

Anziehend wirkt das Open-Air-Bierfest auf 2000 Quadratmeter weit über Stuttgart hinaus. Aus Calw, Reutlingen, Leonberg und Göppingen sind die Gäste gern gekommen. Wer sich umhört, muss lange fragen, bis er auf einen Stuttgarter stößt. „Das geht ja nicht, dass dieses Jahr mein Dirndl nur im Schrank hängt“, sagt Sybille, die aus Sinsheim zum Mädelstag nach Stuttgart gereist ist. Martin aus Göppingen findet den Wasen-Ersatz toll. „Auf dem Volksfest schaut man nur auf Zeltwände und sitzt in schlechter Luft“, sagt er, „hier ist der Blick auf Stuttgart einfach genial.“

Die Schwulenparty Gaydelight ist abgesagt

Seine einzigen Kritikpunkte betreffen die Münchner Maß und den Zeitplan. „Warum wird hier bayerisches Bier ausgeschenkt?“, fragt er, „wir sind doch stolze Schwaben.“ Das Bier sei trotzdem gut, fügt Martin hinzu, aber es gehe um das Prinzip. Außerdem ist ihm der Zapfenstreich um 21 Uhr (die letzte Bestellung ist um 20.30 Uhr) zu früh. „Wegen Corona ist alles ein bisschen schwierig“, erwidert Skybeach-Chef Lothar Müller. Man will nicht, dass bis in die Nacht getrunken und mancher kopflos wird. Dass im Ausschank bayerische Bier ist, erklärt er mit seinen Geschäftspartner. Seit Jahren ist die Münchner Brauerei Spaten sein Lieferant. Präsentiert wird das Feiern unter Corona-Regeln vom heimischen Radiosender Antenne 1.

Vor allem für Freitag und Samstag ist der Ansturm auf die Karten groß. Dagegen war die Nachfrage für die traditionelle Schwulenparty Gaydelight des Wasens nicht groß genug, weshalb sie abgesagt worden ist. Zum Auftakt am Samstag mit Fassanstich hat man in viele vergnügte Gesichter gesehen.. Unzählige Selfies in Dirndl und Lederhosen entstehen vor der Kulisse des Stadtpanoramas.

Man kann das Auto zum Sonderpreis im Parkhaus stehen lassen

Im großen Kaufhof-Aufzug zum Skybeach dürfen nur 18 Menschen gleichzeitig mit Maske fahren. Beim ersten Wiesn-da-oben-Tag sind zwei Fahrstühle ausgefallen, weshalb sich mehr Gäste in den verbleibenden Aufzug drängen als erlaubt ist. Hier muss man noch nachbessern. Oder man macht’s ganz anders: Mit dem Auto kann man im Parkhaus ganz nach oben zum Festgelände fahren, das Fahrzeug dann zu einem Sonderpreis für die Nacht stehen lassen und mit dem Taxi nach Hause fahren.