Waschbären sind sogenannte Kulturfolger und Allesfresser. Darum fühlen sie sich auch in Häusern und Gärten wohl. Foto: dpa/DB Lenhard Klimek

Waschbären sind putzig anzusehen. Doch es bleiben Wildtiere, die unter anderem gefährliche Krankheiten übertragen können. Darum sollte man sie aus Haus und Garten unbedingt fernhalten. Ein Experte gibt Tipps.

Filder - Sie sind so niedlich. Mit ihren dunklen Kulleraugen und der spitzen, schwarzen Nase wirken sie geradezu wie Kuscheltiere. Ihre schwarz-weiße Maske im Gesicht verleiht ihn ein keckes Aussehen. Aber Vorsicht: Waschbären sind Wildtiere. Derzeit machen sie sich im Landkreis Esslingen breit. Genaue Zahlen gebe es nicht, sagt der Wildtierbeauftragte Daniel Ulmer. Denn erfasst werde nur die Zahl der erlegten oder tot vorgefunden Tiere. Sicher sei nur, dass die Population wachse. Ulmer hat darum vor Kurzem Tipps veröffentlicht, wie man Haus und Garten vor unliebsamen Mitbewohnern und Mitnutzern schützt. Doch wann genau werden die Tiere zu Problembären und sind sie auch in Filderstadt und Leinfelden Echterdingen anzutreffen?

Wo kommen die Waschbären her?

Der Waschbär stamme ursprünglich aus Mittel- und Nordamerika, erklärt Ulmer. In Deutschland seien in den 1930er-Jahren wenige Exemplare in Hessen am Edersee ausgesetzt worden. Von da aus verbreitete er sich in der ganzen Bundesrepublik. Dazu kommen noch geflüchtete Tiere aus Pelztierfarmen.

Wann werden sie zum Problem?

Waschbären seien sogenannte Kulturfolger und Allesfresser und extrem anpassungsfähig, weiß der Wildtierbeauftragte. Als solche profitieren sie stark vom Menschen und kommen in seiner direkten Nähe gut klar. „Der Waschbär findet im besiedelten Gebiet alles was er braucht, wie Nahrung und Unterschlupf“, sagt Ulmer. Dank seiner Kletterkünste kann der Waschbär auch höher gelegene Ziele wie Hausdächer erreichen. Gelangt er so auf den Dachboden, kann er dort Schäden anrichten und die nächtliche Ruhe der menschlichen Bewohner stören.

Ist der Waschbär gefährlich?

Waschbären seien in der Regel nicht angriffslustig, betont Ulmer. Ein weibliches Tier mit Jungen könne sich einem potenziellen Angreifer aber schon mal entgegenstellen. Auch wer ein Tier in die Enge treibe, begebe sich in Gefahr. „Ansonsten laufen Begegnungen, die eher selten sind, in der Regel friedlich ab“, sagt Ulmer.

Wie die meisten Wildtiere könne auch der Waschbär Überträger von Krankheiten sein, wie zum Beispiel dem Waschbärspulwurm. Der Deutsche Jagdverband bezeichnet den Waschbärspulwurm auf seiner Internetseite als „eine der gefährlichsten Zoonosen für den Menschen“. Die Larven können durch Wanderbewegungen das Gewebe zerstören und je nach Befallsort entsprechende Organstörungen verursachen wie zum Beispiel Erblindung beim Eindringen ins Auge. „Ein Befall des zentralen Nervensystems durch eine Larve des Waschbärspulwurms verläuft in den meisten Fällen tödlich“, schreibt der Jagdverband. Mit dem Anstieg der Populationsdichte in Deutschland steige auch das Risiko für die Verbreitung des Spulwurms.

Daniel Ulmer will das Risiko nicht klein reden. Aber eine Infektion sei vergleichsweise unwahrscheinlich. Insbesondere, wenn man gewisse Vorsichtsmaßnahmen beachtet. Ulmer rät dringend dazu, ein totes Tier nur mit Handschuhen, Mundschutz und Schutzbrille anzufassen. Ebenso sollte man mit Hinterlassenschaften verfahren und diese dann in einem Plastikbeutel im Restmüll entsorgen.

Gibt es Waschbären auch in L.-E. und Filderstadt?

Aus Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen seien kaum Mitteilungen über Waschbären zu vernehmen, sagt Ulmer. Er ergänzt aber: „Mit Sicherheit kommen auch hier Waschbären vor, aber unter Umständen eher weniger Exemplare als in anderen Orten.“ Das lokale Vorkommen könne aufgrund des Lebensraums, der Nahrungs- und Unterschlupfmöglichkeiten variieren. Wo genau die Waschbären seien, könne nicht bestimmt werden. Denn auf der Suche nach Essbarem durchstreifen sie ihr Gebiet und tauchen mal da und mal dort auf. Weil die Tiere überwiegend nachtaktiv seien, bekomme der Mensch seine Anwesenheit häufig auch gar nicht so schnell mit. „Meist erst dann, wenn er im Haus oder Garten Schäden angerichtet oder Lärm verursacht hat“, sagt der Wildtierbeauftragte.

Wie kann man Waschbären als ungebetene Gäste vermeiden?

Um zu verhindern, dass der Waschbär dem eigenen Haus und Garten zu nahe kommt, sollte man ihm keine Nahrungsquellen bieten, sagt Daniel Ulmer. Das bedeutet nicht nur, dass die Waschbären selbst nicht aktiv gefüttert werden sollten. Auch Haustiere sollten ihr Fressen drinnen bekommen. Bei Igelfutter und selbst ausgebrachtem Vogelfutter wie Meisenknödeln ist Vorsicht geboten – denn auch solche Dinge werden von Waschbären gern angenommen. Fallobst und reife Früchte sollten entfernt werden. Es hilft auch, Komposthaufen abzudecken und Mülltonnen vorsorglich zu sichern.

Um einen Zugang in Gebäude zu verhindern, müssen Aufstiegsmöglichkeiten wie Bäume und Sträucher, die an oder über das Dach reichen, großzügig zurückgeschnitten werden. Mögliche Aufstiege an Fallrohren von Dachrinnen können mit einem glatten Kletterschutz aus Blech oder Kunststoff versehen werden. Einstiegsöffnungen sollten konsequent mit soliden Baumaterialien verschlossen werden. Auf dem Schornstein kann ein stabiles Metallgitter angebracht werden.

Wie kann man die Tiere vergrämen?

Sollte es ein Tier ins Gebäude geschafft haben, kann man es mit Lärm und hellem Licht direkt an seinem Versteck vertreiben. Gerüche von Mottenkugeln oder WC-Steinen mag der Waschbär ebenso wenig. Im Fachhandel sind auch Wildabwehrsprays auf Geruchsbasis oder Ultraschallgeräte erhältlich. Bei allen Maßnahmen müssen die Aspekte des Tierschutzes berücksichtigt werden.

Kontakt: Der Wildtierbeauftragte Daniel Ulmer ist unter der Telefonnummer 0711/39 02-4 27 17 oder per E-Mail an Ulmer.Daniel@LRA-ES.de erreichbar.