Vater ist man nicht nur beim Wochenendfußball Foto: imago/Uwe Umstätter

Zu viele Männer reden gern über Zeit mit ihren Kindern – machen aber zu wenig dafür.

Stuttgart - Man kann den alten Satz „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr“ belächeln, kann ihn abtun als Ausdruck des typischen männlichen Stöhnens bei kleinstem Gegenwind.

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Man kann ihn aber auch ernst nehmen – und zustimmen: Ja, Vater sein, das ist schwer, frisst viel und gerade vormals eigene Zeit, durchkreuzt gerasterte Karrierepläne, sorgt für manch fragende oder gar provokante Gegenstimme im Arbeitsumfeld wie im Bekanntenkreis. Und entgegnen: Vater sein ist toll – und deshalb ist es gar keine Frage, was zurücksteht. Das Kind, die Kinder jedenfalls nicht.

Anspruch und Realität

Wenn der „Väterreport 2021“ der Bundesregierung aus umfassenden Befragungen summiert: „Väter wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen“, ist das ja schön. Dagegen aber steht dieses Fazit: „Nur 17 Prozent der Eltern übernehmen etwa gleiche Teile bei der Kinderbetreuung.“

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Reden die Väter also viel vom Vatersein, handeln aber wenig? Auffällig wird da diese Zahl: 48 Prozent der getrennt lebenden Väter wollen sich mehr um Erziehung und Betreuung ihrer Kinder kümmern. Entdeckt da mancher erst in der Trennung das (dann doch noch viel schwierigere) Vatersein?

Vater sein heißt Dranbleiben

Die Nachfrage von Vätern nach Elternzeit und Elterngeld steigt. Drei Monate im Kleinkindalter ersetzen aber nicht eine einfache Wahrheit: Vater sein heißt Dranbleiben. Ja, es ist schwer. Und wunderbar.

Väterreport 2021

Kernpunkte
Weder die sich wandelnden Einstellungen noch die stärkere Teilhabe am Familienleben durch das Elterngeld haben jedoch nachhaltig die Erwerbstätigkeit von Vätern verändert. Väter sind nach der Elternzeit immer noch überwiegend in Vollzeit erwerbstätig. 68 % der Mütter von minderjährigen Kindern arbeiten in Teilzeit, aber nur 7 % der Männer. Hier zeigen sich Wunsch und Wirklichkeit: Nur 17 % der Eltern übernehmen etwa gleiche Teile bei der Kinderbetreuung, während sich 45 % eine partnerschaftliche Aufteilung wünschen. 52 % der Väter würden gerne weniger arbeiten. 42 % der Mütter wollen dagegen gerne ihre Erwerbstätigkeit wieder aufnehmen oder ausweiten.

Empfehlung
Der Report empfiehlt daher, die positiven Effekte von Elternzeit und Elterngeld deutlich zu verlängern und über eine Familienarbeitszeit zu einer existenzsichernden und vollzeitnahen Erwerbstätigkeit sowohl von Müttern, als auch von Vätern beizutragen.