Busfahrer von Pflieger streiken am Donnerstag am Busbahnhof. Foto: Eibner-Pressefoto/Roger Bürke

Rund 80 Busfahrer legen am Donnerstagnachmittag am Busbahnhof in Böblingen ihre Arbeit nieder. Die Gewerkschaft ver.di fordert 500 Euro mehr Lohn. Am Freitag folgt sogleich der nächste Streiktag.

Donnerstagnachmittag, 15 Uhr am Busbahnhof Böblingen: Wo normalerweise ein Bus den nächsten ablöst und Tausende von Berufspendlern und Schülern transportiert werden, steht alles still. Einige Busfahrer stehen mit gelben Warnwesten an den Bussteigen und machen mit Trillerpfeifen lautstark auf ihr Anliegen aufmerksam. Grund für den kompletten Stillstand des Stadtverkehrs ist ein angekündigter Warnstreik der Busfahrerinnen und Busfahrer.

Aufgerufen zu dem Warnstreik, der zwischen 15 und 17 Uhr den Stadtverkehr Böblingen-Sindelfingen des Unternehmens Pflieger lahm legt, hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Stellvertretend für die Busfahrer bekräftigt die Gewerkschaftssekretärin des Bezirks Stuttgart, Suzana Tedesco, die Forderungen: „Wir fordern 500 Euro monatlich für unsere Beschäftigten, für Azubis 250 Euro pro Monat mehr. Leider ist das Angebot der Arbeitgeber unzureichend.“ Weder in den drei zurückliegenden Tarifverhandlungen noch in der Zeit zuvor hätten die Kollegen in Form von höheren Löhnen die Anerkennung erhalten, die sie verdient hätten. „Busfahrer machen einen harten Job. Sie schichten, arbeiten am Abend, an Wochenenden und Feiertagen und nachts. An vielen Orten, wo die Kollegen halten, gibt es zwar eine schöne Aussicht auf Wald und Felder, dafür aber weder Toiletten, noch Möglichkeiten zum Händewaschen oder sich vor Ort zu verpflegen. Das sind unwürdige Arbeitsbedingungen“, betont Tedesco.

Gewerkschaft fordert bessere Arbeitsbedingungen

Durch die allgemeinen Preissteigerungen und die Inflation seien die Beschäftigten der privaten Busunternehmen wirtschaftlich schlecht gestellt. „Gegen die Misere müssen höhere Löhne folgen. Sonst wird es auch mit dem Nachwuchs auf dem Busfahrersitz weiter schwieriger werden“, sagt Suzana Tedesco. An diesem Freitag, 26. Mai, folgt ein landesweiter, ganztägiger Warnstreik in Stuttgart, der sich auch auf den Stadtverkehr Böblingen-Sindelfingen und damit auf viele Fahrgäste im Kreis Böblingen auswirkt.

Rund 80 Busfahrer haben am Nachmittag den Betrieb eingestellt

Die Streikaktion vom Donnerstag in Böblingen mit rund 80 Busfahrern und etwa 60 stillstehenden Bussen trifft beim Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) auf wenig Verständnis – auch wegen anstehender Ferien und Abschlussprüfungen. „Verdi trägt jetzt sichtbar die Tarifverhandlungen auf den Rücken der vielen Schülerinnen und Schüler aus“, sagte der WBO-Tarifkommissionsvorsitzende Horst Windeisen. „Noch schnell vor den Pfingstferien einen zweitägigen Warnstreik anzusetzen: Das haben unsere Zukunft, die Kinder und Jugendlichen, sicher nicht verdient.“ Ähnlich kritisch sieht eine ältere Dame das Streikgeschehen, als sie überrumpelt vom Ausstand vor der geschlossenen Bustür steht: „Ich finde das unfair. Dass gestreikt wird, finde ich nicht in Ordnung. Ich bekomme auch nicht mehr Rente.“ Die Busfahrer setzen ihre Arbeitsniederlegung indes fort. Am 30. Mai werden die Tarifpartner in einem vierten Versuch um eine Einigung im bislang festgefahrenen Lohnstreit ringen.