Über die Öffnung des Mineralfreibads Oberes Bottwartal entscheidet der Zweckverband Mitte des Monats. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Viele Betreiber haben gute Vorarbeit mit ihren Konzepten geleistet. Dass die Landesregierung den Bädern die Vorgaben, die sie bei einer Eröffnung beachten müssen, erst kurz vor knapp diktiert hat, sorgt trotzdem für Missmut.

Eigentlich sollen die Freibäder an diesem Samstag wieder öffnen. Eigentlich. Auf den Liegewiesen und in den Becken der Bäder im Landkreis Ludwigsburg werden sich aber wohl keine Besucher tummeln. Die Lenkungsgruppe der Landesregierung hatte zwar vergangene Woche mitgeteilt, dass ein Betrieb ab dem 6. Juni möglich sein soll. Was bei einer Öffnung zu beachten ist, hatte sie aber bis Donnerstagnachmittag offengelassen. Für die Betreiber kam die Verordnung zu spät. Unter anderem müssen sie gewährleisten, dass in den Schwimmerbecken jeder Person zehn Quadratmeter zur Verfügung stehen, gleiches gilt auf Liegewiesen. Auf dem Weg ins Becken und beim Ausstieg sollen sich die Schwimmer nicht begegnen und auf dem Gelände gilt die 1,5-Meter-Abstandsregel.

Glücklich darüber, dass sich die Landesregierung so viel Zeit mit den konkreten Vorgaben gelassen hat, ist man in Ludwigsburg nicht. Über die Vorgaben, die sie erlassen hat, sind die Betreiber des Freibads in Hoheneck aber einigermaßen erleichtert. „Nach erster Durchsicht der Verordnung können wir durchatmen, wir sind gut vorbereitet und haben gut antizipiert“, sagt Astrid Schulte, Sprecherin der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB). Etwa 90 Prozent der Vorgaben können die SWLB mit dem bereits erstellten Konzept abdecken. Es sieht unter anderem Abstandsmarkierungen vor dem Eingangsbereich, einzelne Parzellen auf der Liegewiese und ein Wegesystem mit Richtungspfeilen vor. „An Kleinigkeiten werden wir in den nächsten Tagen noch feilen“, sagt Schulte. Zum Beispiel muss das geplante Online-Ticketsystem entsprechend der möglichen Besucherzahl konfiguriert werden – das braucht Zeit.

Mehr Vorlauf hätte sich auch Oberstenfelds Bügermeister Markus Kleemann gewünscht: „Es wäre doch sinnvoller gewesen, zu sagen: Ihr dürft am 1. Juli aufmachen, hier sind die Anforderungen, jetzt habt ihr Zeit, sie umzusetzen.“ Ob das Bad, in das in normalen Jahren bis zu 8000 Besucher am Tag strömen, überhaupt öffnet, entscheidet der Zweckverband Mitte des Monats. Über einen Online-Ticketverkauf oder Leinen, die Badegäste in den Becken auf Abstand halten – die neue Verordnung lässt diese nun ebenfalls zu –, haben sich die Verantwortlichen in Oberstenfeld schon Gedanken gemacht. Zusätzliches Geld für Absperrbänder oder Desinfektionsmittel haben sie aber nicht ausgegeben. „Wie schnell das dann zu beschaffen ist, ist erst klar, wenn wir bei den Unternehmen anfragen“, so Kleemann, der auch nicht ausschließt, dass das Mineralfreibad dieses Jahr komplett geschlossen bleibt. Dabei spielen auch die Finanzen eine Rolle. 200 000 bis 300 000 Euro beträgt das Defizit des Bades in einem normalen Jahr. Mit verkürzter Saison und wesentlich weniger Gästen dürfte das Minus noch einmal größer sein. Das gilt aber für alle anderen Bäder genauso.

„Wir wissen aber auch, dass es wichtig für die Bevölkerung ist, dass das Bad öffnet“, sagt Ina Grausam, Kämmerin von Mundelsheim, die auch für das dortige Freibad zuständig ist. Es könnte – unter Vorbehalt – am 16. Juni öffnen. Grausam geht davon aus, dass das erstellte Hygienekonzept den Anforderungen der Regierung gerecht werden wird und nur noch an „einigen Stellschrauben“ gedreht werden muss. Ähnliches ist aus Vaihingen/Enz und Besigheim zu hören. Dort soll der Gemeinderat voraussichtlich am 16. Juni über das Freibadkonzept abstimmen.

„Landauf, landab sprechen die Kommunen darüber, dass gespart werden muss“, sagt Aspergs Bürgermeister Christian Eiberger. „Da stellt sich schon die Frage, ob man sich so einen Zuschussbetrieb wie ein Freibad leisten will.“ Asperg hatte Ende April den Beschluss gefasst, die Badesaison auszusetzen – auch, aber nicht nur aus finanziellen Gründen. Der Beschluss steht zwar noch, einen kleinen Hoffnungsschimmer für die Asperger gibt es aber. „Wir lassen uns ein Hintertürchen offen“, so Eiberger, der am Donnerstagabend auch an einem Treffen der Kommunen und Stadtwerke aus dem Kreis, die ein Freibad betreiben, teilgenommen hat. Sie tauschten sich über Ideen aus, die bislang entwickelt wurden. „Es muss ja nicht jeder das Rad neu erfinden“, sagt Steinheims Bürgermeister Thomas Winterhalter. Sich drängen lassen, das Wellarium möglichst schnell zu öffnen, will Winterhalter nicht – auch, wenn andere Kommunen vorpreschen sollten. Am Ende entscheidet ohnehin der Gemeindeverwaltungsverband, zu dem auch Murr gehört.

Ein genaueres Datum für die Öffnung des Freibads in Bietigheim-Bissingen hat Thilo Dittmann, Leiter der Bäder und Eishallen, schon im Blick: Ihm schwebt der 19. Juni vor. Wie in Ludwigsburg haben die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen gut vorgeplant. „Das meiste haben wir so erwartet“, sagt Dittmann. Lediglich mit der Vorgabe, für jedes Becken sowie für jede Attraktion wie Rutschen oder Sprungbretter eine Person zu bestimmen, die für Ordnung sorgt, könne man Probleme bekommen.

Um dem vorzubeugen, sind im Ellental erst einmal zwei Zeitfenster mit nur 400  Gästen geplant. Eigentlich dürften laut der Corona-Verordnung vom Donnerstag bis zu 2500 Besucher kommen. Dittmann will aber erst Vorsicht walten lassen und schauen, wie sich die Badegäste verhalten. Er hat sich auch bei Kollegen in Bonn und Düsseldorf informiert. „Dort klappt das mit dem Abstandhalten – auch an den Kassen – ganz gut.“