Sechs Kandidaten treten im Wahlkreis Göppingen an, vier Frauen und zwei Männer. Foto: StZ

Der Wahlabend verspricht spannend zu werden: Im Wahlkreis Göppingen schicken die etablierten Parteien ausschließlich neue Kandidaten in den Wahlkampf. Hatten die Bürger 2016 nur die Wahl zwischen sechs Männern, so sind dieses Mal vier Frauen am Start.

Göppingen - Der Alex, wie ihn alle nennen, fehlt. Denn der Alex ist mittlerweile Oberbürgermeister von Göppingen. Vor wenigen Wochen ist es dem Shootingstar der Grünen, Alexander Maier, gelungen, den amtierenden Rats-chef Guido Till – wenn auch hauchdünn – zu schlagen und als 29-Jähriger der aktuell jüngste Oberbürgermeister in Deutschland zu werden.

Vor fünf Jahren bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg war Maier Ähnliches geglückt. Damals zog er mit 29,1 Prozent der Stimmen in den baden-württembergischen Landtag ein und konnte dabei im bis dahin nicht gerade als Grünen-Hochburg bekannten Göppingen sogar das Direktmandat für seine Partei erobern.

Ayla Cataltepe tritt in große Fußstapfen

Es sind also große Fußstapfen, in die Ayla Cataltepe nun treten muss: 1972 in Göppingen geboren, arbeitet sie seit zehn Jahren als persönliche Referentin für grüne Abgeordnete im Landtag. Zudem ist sie die Vorsitzende im Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen in Eislingen. Ayla Cataltepe ist überzeugt davon, dass soziale Gerechtigkeit, Teilhabe für alle und eine starke Demokratie in Freiheit und Sicherheit die Grundlage für ein gutes Zusammenleben sind.

Aber nicht nur die Grünen müssen im aktuellen Wahlkampf auf ein Zugpferd verzichten: 15 Jahre lang hat Peter Hofelich die Göppinger SPD in Stuttgart vertreten. Der langjährige stellvertretende Landesvorsitzende seiner Partei hat nach 15 Jahren Landtag und im Alter von 68 Jahren entschieden, den Weg für jüngere Bewerber frei zu machen. Sabrina Hartmann, seit 2015 Vorsitzende der SPD im Kreis Göppingen und Gemeinderätin in Salach, will nun versuchen, ähnlich gute Wahlergebnisse wie Hofelich für die SPD einzufahren. Denn ihm war es stets gelungen, besser abzuschneiden als seine Partei auf Landesebene.

CDU will ums Direktmandat kämpfen

Cataltepe und Hartmann sind nicht die einzigen Frauen, die dieses Mal in Göppingen antreten. Hatten vor fünf Jahren die etablierten Parteien ausschließlich Männer ins Rennen geschickt, so sind jetzt gleich vier Frauen und nur zwei Männer am Start, die sich zumindest theoretische Chancen auf einen Sitz im baden-württembergischen Landtag ausrechnen dürfen.

Lang vorbei sind dabei die Zeiten, als die Nominierung als CDU-Kandidat im Wahlkreis Göppingen gleichbedeutend mit der Wahl in den baden-württembergischen Landtag war. 2016 verpasste Simon Weißenfels den Einzug ins Parlament deutlich. Jetzt soll es Sarah Schweizer besser machen. Die Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Göppingen und stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende sitzt seit 2019 auch im Göppinger Gemeinderat. Ihr erklärtes Ziel ist es, das Direktmandat für ihre Partei zurückzuerobern. Zu ihren Zielen gehört es, den Innovationsmotor Filstal auf Hochtouren zu bringen, um zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen. Auch setzt sie sich für eine gute Ausstattung von Polizei und Justiz sowie eine konsequente Strafverfolgung ein.

Nicht alle verfügen über politische Erfahrungen

Vierte Frau im Bund der Göppinger Kandidatinnen ist Heidi Nader. Die 57-jährige Friseurmeisterin ist, laut eigenem Bekenntnis, aus Überzeugung und Begeisterung für die liberalen Werte 2017 in die FDP eingetreten. Über größere Erfahrungen im politischen Geschäft verfügt sie indes noch nicht.

Auch die beiden Männer im Sextett der Etablierten – Joachim Kalitowski für die Linke und Hans-Jürgen Goßner für die AfD – sind politisch bisher nicht groß in Erscheinung getreten. Der 22-jährige Stuttgarter Kalitkowski will sich neben den klassischen Themen der Linken unter anderem für die Stärkung des Hochschulstandorts Göppingen und für kostenloses Schul- und Kitaessen einsetzen.

Insgesamt 13 Parteien treten an

Vor fünf Jahren war es Heinrich Fiechtner gelungen, für die AfD ins Parlament einzuziehen. 2017 erklärte er seinen Austritt aus der Partei und der Fraktion und saß seither als Parteiloser im Landtag. Der geprüfte Industriemeister Hans-Jürgen Goßner, der sich 2016 der AfD angeschlossen hat, will nun versuchen, ähnlich erfolgreich wie Fiechtner abzuschneiden.

Neben den fünf bisher im Landtag vertretenen Parteien und Wählervereinigungen haben im Wahlkreis Göppingen acht weitere Parteien Wahlvorschläge eingereicht. Kleine Besonderheit: Zum Wahlkreis Göppingen gehört auch die Gemeinde Reichenbach (Kreis Esslingen).