Aus Tierschutzgründen weigert sich ein Landwirt aus Balingen, seinen Tieren die Ohrmarken einzustanzen. Stattdessen spritzt er ihnen einen Mikrochip mit allen Daten neben dem Schwanz unter die Haut. Foto: fk

Der Wahlkampf zur Bundestagswahl am 22. September treibt manchmal seltsame Blüten. Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten haben die Grünen für ihre Werbekampagne das Bild einer Kuh verfälscht.

Stuttgart - Der Wahlkampf zur Bundestagswahl am 22. September treibt manchmal seltsame Blüten. Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten haben die Grünen für ihre Werbekampagne das Bild einer Kuh verfälscht. Obwohl die geltende EU-Richtlinie zwingend vorschreibt, dass jedes Tier zwei Ohrmarken tragen muss, hat die Kuh auf dem Werbeplakat mit dem Slogan „Was der Bauer nicht kennt, fress ich nicht. Und Du?“ keine Erkennungsmarken.

Ein Sprecher der Bundespartei in Berlin bestätigte die Recherchen der Stuttgarter Nachrichten: „Das Tier stammt von einem Bio-Bauern aus Brandenburg. Im Originalbild hat das Kuh beide Ohrmarken. Sie wurden aus Datenschutzgründen aber wegretouschiert.“ Wie viele Plakate dieser Art bundesweit im Umlauf sind, weiß der Parteisprecher nicht.

Landwirt wehrt sich gegen Richtlinie

Die Kennzeichnung der Tiere mit Ohrmarken war einst als Konsequenz aus der BSE-Krise europaweit vorgeschrieben worden, um im Fall von Seuchen schneller feststellen zu können, woher die Tiere stammen. Der Fall ist nicht ohne Brisanz, weil sich ein Landwirt aus Balingen (Zollernalbkreis) seit Monaten gegen diese EU-Richtlinie wehrt. Aus Tierschutzgründen weigert er sich, seinen Tieren die Ohrmarken einzustanzen, stattdessen spritzt er ihnen einen Mikrochip mit allen Daten neben dem Schwanz unter die Haut.

Doch der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Grüne) drängt auf die Einhaltung der EU-Richtlinie, weil sich der Landwirt rechtswidrig verhalte. Das Landwirtschaftsministerium in Stuttgart und das zuständige Regierungspräsidium Tübingen prüfen derzeit, wie sie den Landwirt zur Kennzeichnung seiner 270 Tiere mit Ohrmarken zwingen können.

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