Der bisherige Amtsinhaber Bodo Ramelow ist fassungslos. Foto: dpa/Martin Schutt

In Thüringen hat sich erstmals ein Ministerpräsident mit den Stimmen der AfD ins Amt wählen lassen. Es ist genau der Schritt, den alle demokratischen Parteien hatten vermeiden wollen

Erfurt - Bodo Ramelow schaut starr geradeaus, als er das Wahlergebnis hört: 44 Stimmen erhält er im dritten und letzten Wahlgang um das Amt des thüringischen Ministerpräsidenten. Noch heißt das nichts; in dieser letzten Runde zählt, wer die einfache Mehrheit der Stimmen erringt. Aber genau gegenüber, im Plenarsaal, am anderen Ende des Dreiviertelkreises, sitzt die Fraktion der AfD. Und dort dringt nur Sekunden später dunkler Jubel aus Männerkehlen, recken die Abgeordneten rund um ihren Vormann Björn Höcke die Arme hoch, als Landtagspräsidentin Birgit Keller fortfährt: „Auf den AfD-Kandidaten entfielen null Stimmen. Auf den FDP-Kandidaten entfielen 45 Stimmen.“