Will es Regionalpräsident Thomas Bopp bei der Wahl doch wieder wissen? Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Weil es Vorbehalte in der eigenen und anderen Fraktionen gegenüber dem Grünen-Kandidaten André Reichel gibt, denkt die CDU an einen eigenen Bewerber für das Amt des Regionalpräsidenten, der am 18. September gewählt wird. Doch wer kommt dafür in Frage?

Stuttgart - Auch wenn sich die CDU offiziell noch bedeckt behält, mehren sich die Anzeichen, dass sie doch einen Kandidaten bei der Wahl des Regionalpräsidenten am 18. September ins Rennen schickt. „Da gibt es ernsthafte Bemühungen“, berichtet ein Regionalrat über viele Telefonate. Der Grünen-Kandidat André Reichel, der schon Ende Mai nominiert worden war, wartet ab: „Das ist die Entscheidung der CDU.“ Er werde sich, wenn es so komme, der Herausforderung stellen: „Wettbewerb gehört zur Demokratie.“

Kritik am CDU-Verhalten

Allerdings gibt es auch kritische Stimmen zum unklaren Verhalten der CDU. Bekanntlich hatte die Partei nach ihrer desaströsen Niederlage bei der Regionalwahl Ende Mai, das – inoffizielle – Vorschlagsrecht der Grünen als stärkste Fraktion (22 Sitze) anerkannt. Damals war die CDU um mehr als zehn Prozentpunkte auf 24,2 Prozent der Stimmen abgestürzt, die Fraktion schrumpfte um ein Drittel auf 21 Sitze. Auch nachdem die beiden ÖDP-Regionalräte Anfang Juli mit der CDU eine gemeinsame Fraktion bildeten, erweckte die CDU den Eindruck, den Grünen weiter den Vortritt zu lassen. Das bekräftigte nun auch der ÖDP-Regionalrat Guido Klamt: „Wir sind nicht der Steigbügelhalter dafür, dass die CDU den Anspruch auf eine Kandidatenaufstellung erhebt“. Allerdings sei es natürlich deren demokratisches Recht, einen Bewerber zu nominieren.

Wird Bopp nominiert?

Doch wen? Dass die CDU ihre Positionierung wenige Tage vor der Wahl am 18. September offen lässt, wird intern mit „schwierigen Abstimmungen“ mit anderen Fraktionen begründet. Dort stößt der Zickzackkurs der CDU aber auch auf Unverständnis. Manch einer vermutet, dass das Vorgehen intern umstritten ist, zumal unklar ist, wer nominiert werden könnte.

Der amtierende Regionalpräsident Thomas Bopp gilt als die nahe liegendste Lösung. Er wollte sich am Mittwoch nicht äußern und verwies auf die CDU-Klausursitzung am Wochenende. Dort werde eine Entscheidung fallen. Dass der Architekt das Amt gerne weiter ausüben würde, darf aber als gesichert gelten. Auch wenn sich die Fraktionen bereits darauf einigten, dass er den Aufsichtsratsvorsitz der regionalen Wirtschaftsfördergesellschaft übernimmt. Andere erfahrene Regionalpolitiker wie der Verkehrsexperte Rainer Ganske sollen bereits abgewunken haben.

FDP gegen Reichel

FDP-Fraktionschef Kai Buschmann hat nun öffentlich erklärt, dass seine Fraktion Reichel nicht wählen werde und es „vorrangig an der CDU“ sei, „ihrer Verantwortung gerecht zu werden, die sie als größte Fraktion trägt, und einen Kandidaten vorzuschlagen, der die Gewähr bietet, dass er die Interessen der Region auch gegenüber Parteifreunden in der Regierung angemessen vertreten kann.“ Dies wird nicht nur als Kritik an Reichel verstanden, sondern auch als Hinweis darauf, dass sich die FDP doch mit Bopp anfreunden könnte, der bei den Liberalen wegen des anhaltenden Kompetenzgerangels mit Regionaldirektorin Nicola Schelling nicht sonderlich gelitten ist.

Schwierige Mehrheitsverhältnisse

Reichel kann sich momentan nur der Unterstützung der Grünen und Linken (5 Sitze) sicher sein. Doch auch für einen CDU-Kandidaten ist die geheime Wahl in der 88-köpfigen Regionalversammlung schwierig: Die Stimmen von CDU, Freien Wählern (12) und FDP (7) reichen nicht. Er müsste auf einige Stimmen der SPD (11) hoffen – oder damit leben, von der AfD (8) ins Amt gewählt worden zu sein. Zumal unklar ist, wie sich der neue CDU-Partner ÖDP verhält. „Das Nein zu Straßenbauprojekten ist uns wichtig", sagt Klamt. Das passt allerdings eher zum Grünen Reichel als zu einem CDU-Bewerber.