Sorgt in diesen Tagen für Wirbel an den Börsen weltweit: Der chinesische Yuan. Foto:  

Mit interaktiver Grafik - Mit der erneuten Abwertung der chinesischen Währung will die Zentralbank in Peking die heimische Wirtschaft ankurbeln. Das sorgt an den Börsen weltweit für Turbulenzen. Unternehmen im Südwesten bleiben bislang aber gelassen.

Was ist der Hintergrund der Abwertung der chinesischen Währung Yuan?
Chinas Wirtschaft schwächelt – seit Monaten. Binnen weniger Wochen war die chinesische Börse um mehr als 30 Prozent eingebrochen. In zwei Schritten hat nun die chinesische Zentralbank die Landeswährung Yuan – auch Renminbi genannt – deutlich abgewertet. Und damit den Yuan im Verhältnis zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren geschickt. Hintergrund ist: Die chinesische Währung schwankt nicht so frei wie andere. Zu Beginn jedes Handelstages setzt die Zentralbank in Peking einen Referenzkurs fest, von dem der Yuan maximal zwei Prozent abweichen darf. Faktisch ist die chinesische Währung damit an den zuletzt sehr starken US-Dollar gekoppelt – und hatte daher in den vergangenen Monaten selbst kräftig an Wert gewonnen. Ein riesiges Problem für die Exporteure des Landes – denn vor allem die Ausfuhren waren zuletzt stark zurückgegangen.
Was bezweckt China mit der Abwertung?
Mit der Abwertung der Landeswährung nimmt die chinesische Zentralbank Einfluss auf den Wechselkurs und damit auf die wirtschaftliche Situation des Landes. „Die Konjunktur wird angekurbelt, weil eine schwache Währung hilft, die Nachfrage nach chinesischen Produkten zu erhöhen“, sagt Gernot Müller, Professor für Geld und Währung an der Universität Tübingen. „Dadurch gibt es Wachstum und Arbeitsplätze.“ Denn: Chinas Wirtschaft schwächelt zurzeit merklich, die Exporte brechen ein, und die Stimmung bei den chinesischen Unternehmern ist angespannt. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wächst so langsam wie seit 1990 nicht mehr. „In den letzten Jahren hat China eine graduelle Aufwertung der Währung zugelassen, weil die konjunkturelle Lage gut war“, sagt Müller – das hat sich nun geändert und könnte auf einen Kurswechsel der Geldpolitik des Landes hindeuten.
Welche Folgen hat der Kurswechsel für die globale Wirtschaft und speziell Deutschland?
Waren aus dem Euro-Land werden für Käufer in China teurer. Was einen Wettbewerbsvorteil für chinesische Firmen darstellt, könnte sich negativ vor allem auf die Länder auswirken, die viel nach China exportieren – also auch auf Deutschland. Der Druck auf Exportunternehmen im Land könnte daher merklich steigen, warnt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Gerade Technologieprodukte würden zwar vor allem über die Qualität verkauft. „Aber natürlich spielt auch der Preis immer eine Rolle, und hier erhalten chinesische Konkurrenten durch die Abwertung nun einen Vorteil“, sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des DIHK. Manche Finanzexperten warnen gar vor einem globalen Währungskrieg, einem Wettlauf um die schwächste Währung, sollte der Eingriff der chinesischen Zentralbank Nachahmer in anderen Ländern finden. Weltweit gab es Börsenturbulenzen: Allein das deutsche Aktienbarometer Dax verlor 3,27 Prozent.
Sind Sorgen vor negativen Auswirkungen auf dem globalen Markt begründet?
Nicht unbedingt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) spricht sogar von einem „willkommenen Schritt“, weil der Markt so eine größere Bedeutung bei der Bestimmung des Wechselkurses in China erhalte. Die Abwertung sei ein Zeichen dafür, dass die Chinesen ihren Wechselkurs etwas flexibler halten wollen, sagt Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW. Zwar sorge der Eingriff der chinesischen Zentralbank kurzfristig für Verunsicherung. Mittelfristig aber könne dies dazu beitragen, dass sich der chinesische Markt stabilisiere – schließlich seien die Chinesen nicht an Turbulenzen auf dem globalen Markt interessiert. Auch für die deutsche Wirtschaft muss sich die Abwertung des Yuan daher nicht zwingend negativ auswirken: „Kurzfristig werden die Gewinne vielleicht etwas geringer ausfallen“, so Burkert. „Wenn aber das Wachstum in China durch die Abwertung angeregt wird, könnte das sogar zu einer verstärkten Nachfrage nach deutschen Produkten führen.“
Wie stark sind Unternehmen in Baden-Württemberg betroffen?
China ist einer der wichtigsten Handelspartner von baden-württembergischen Unternehmen – und steht zusammen mit der Schweiz an dritter Stelle hinter den USA und Frankreich. Und trotzdem: Wirtschaftsvertreter im Südwesten reagieren gelassen . „Der Maschinenbau ist Währungsschwankungen gewohnt“, sagt der Geschäftsführer des Branchenverbands VDMA, Dietrich Birk. Insgesamt haben die deutschen Unternehmen ihre Erwartungen angepasst – und gehen von einem langsameren Wachstum von Umsätzen und Gewinnen aus. „Die Abwertung hat nur geringfügige Auswirkungen auf das Währungsergebnis für das laufende Jahr, da wir nahezu vollständig gesichert sind“, sagt ein Sprecher der Daimler AG. Man beobachte die aktuellen Entwicklungen genau, sehe aber weiterhin gutes Potenzial in China.
Was bedeutet der Kurswechsel der chinesischen Währungspolitik langfristig?
Sollte die aktuelle Währungsabwertung durch die chinesische Zentralbank einen Kurswechsel einläuten, müssen sich die Unternehmen im Südwesten darauf einstellen, ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter hoch zu halten: „Die Firmen können sich dann nicht auf einem schwächeren Euro ausruhen“, sagt LBBW-Chefökonom Burkert. „Die Wirtschaft in Baden-Württemberg ist aber aus meiner Sicht so gut aufgestellt, dass sie nicht nur von einzelnen Märkten abhängig ist.“ Mit einer stabileren Euro-Zone und einem wachsenden Markt in den USA zeige sich schon jetzt, dass der Einfluss aus Asien weniger starken Durchschlag auf die Gewinne der Unternehmen im Land habe. „Kurzfristig belasten schwankende Wechselkurse natürlich, aber längerfristig hält das die Unternehmen fitter, weil sie dazu gezwungen sind, an ihren Stärken zu arbeiten.