US-Präsident Donald Trump ist die Abwertung des Euro und anderer Währungen ein Dorn im Auge. Foto: AP

Wegen der Sanktionspolitik von US-Präsident Donald Trump schichten große Schwellenländer ihre Devisenreserven um. Als Leitwährung ist der Dollar aber unangefochten. Das hängt auch mit den Problemen der Eurozone zusammen.

Frankfurt - Die Politik von US-Präsident Donald Trump vermindert die Attraktivität des Dollars. Seit seinem Amtsantritt Anfang 2017 ist der Anteil der US-Währung an den Devisenreserven ausländischer Notenbanken von 65 auf 62 Prozent gesunken. Das geht aus Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB) hervor, die am Donnerstag ihren jüngsten Bericht zur internationalen Bedeutung des Euro veröffentlichte.

Die Rolle des Dollar als internationaler Leitwährung ist wirtschaftlich und politisch von großer Bedeutung. Ein Beispiel: Dass sich sich an die umstrittenen US-Sanktionen gegen den Iran de facto auch europäische Unternehmen halten müssen, liegt unter anderem daran, dass ein Großteil des weltweiten Zahlungsverkehrs in Dollar abläuft. Die USA konnten deshalb das Bankennetzwerk Swift erfolgreich unter Druck setzen, iranische Geldhäuser auszuschließen. Hätte der in Belgien ansässige Zahlungsabwickler dies nicht getan, hätten die USA das System boykottiert – mit unabsehbaren Folgen für den weltweiten Zahlungsverkehr.

Russland und China reduzierten ihre Dollar-Bestände

Die amerikanische Sanktionspolitik ist allerdings auch ein Grund dafür, warum sich einige Zentralbanken nach Alternativen zum Dollar umschauen: Laut dem EZB-Bericht hat die russische Notenbank wegen der US-Sanktionen gegen Moskau im vergangenen Jahr amerikanische Wertpapiere im Volumen von rund 100 Milliarden Dollar verkauft und sich stattdessen mit Euro und der chinesischen Währung Renminbi eingedeckt.

Auch der Handelskonflikt mit China zeige Folgen: Die Notenbank in Peking habe „im Umfeld eskalierender Handelsstreitigkeiten“ ihren Bestand an US-Staatsanleihen um rund 60 Milliarden Dollar reduziert – sitze allerdings weiter auf einem Berg amerikanischer Schuldtitel im Wert von gut einer Billion Dollar. Zudem hätten die Turbulenzen an den Finanzmärkten im vergangenen Jahr mehrere Schwellenländer dazu bewogen zur Stabilisierung ihrer eigenen Währungen, Dollar-Reserven zu verkaufen.

Der Euro bleibt weit abgeschlagen

Der Anteil des Euro an den weltweiten Devisenreserven stieg gleichwohl nur geringfügig von 20 auf 21 Prozent. Die europäische Gemeinschaftswährung hat nach der Schuldenkrise an Bedeutung verloren, erst 2017 wurde der Abwärtstrend gestoppt. „Eine solide Haushaltspolitik würde die Attraktivität des Euros erhöhen“, mahnte EZB-Direktor Benoît Coeuré mit Blick auf hoch verschuldete Länder.

Gleichzeitig müsste aber die Zusammenarbeit in der Währungsunion vertieft werden, um einen echten europäischen Kapitalmarkt zu schaffen, forderte Coeuré. Andernfalls werde „der Euro die Übermacht des US-Dollar nicht herausfordern“. Zu einer größeren Attraktivität für Investoren könnte nach Einschätzung der EZB auch die Schaffung einer „gemeinsamen sicheren Kapitalanlage“ beitragen – eine Umschreibung für europäische Schuldtitel, die umstrittenen Eurobonds. Hintergrund dieser Überlegung ist, dass der Dollar nicht zuletzt von der großen weltweiten Nachfrage nach US-Staatsanleihen profitiert. Wegen des wirtschaftlichen Gewichts der Vereinigten Staaten gelten sie als besonders sicheres Investment auch in Krisenzeiten. Ein Eurobond könnte diese Rolle allerdings nur erfüllen, wenn er nicht von einzelnen Staaten als Einladung zum Schuldenmachen auf Kosten der Partner genutzt wird. Aus Furcht vor derartigem Missbrauch lehnt die Bundesregierung Eurobonds bislang ab.

Trump wünscht sich einen niedrigeren Wechselkurs

„Die fundamentalen und systemischen Voraussetzungen für die Etablierung des Euro als Leitwährung fehlen und werden auch in den kommenden Jahren nicht vorhanden sein. Dies werden die USA weiterhin strategisch zu nutzen wissen, und in der restlichen Welt wird man sich – wie auch in den letzten Jahren – damit zu arrangieren haben”, kommentierte der Chefvolkswirt der DZ Bank, Stefan Bielmeier.

Bezogen auf den Wechselkurs haben die Umschichtungen bei den Devisenreserven ohnehin nichts an der Dollar-Stärke geändert: Der Euro ist seit Anfang 2018 von 1,25 Dollar auf 1,13 Dollar gesunken. US-Präsident Trump ist die Abwertung des Euro und anderer Währungen allerdings ein Dorn im Auge, weil er Nachteile für US-Exporteure befürchtet. Immer wieder hat er deswegen die US-Notenbank attackiert, die mit Zinserhöhungen zur Stärkung des Dollar beitrug. Angesichts der weltweiten Konjunkturabkühlung mehren sich allerdings die Zeichen für eine Kehrtwende der US-Währungshüter.