In Göppingen wird seit Monaten über einen Beitritt zum VVS debattiert. Foto: Pascal Thiel

Das Tauziehen um den Beitritt des Kreises zum Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) wird länger dauern als erwartet. Der Kreistag fällt die endgültige Entscheidung erst im Herbst.

Kreis Göppingen - So viel wie im Kreis Göppingen bereits über den Beitritt zum Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) diskutiert worden ist, sollte man glauben, alle Fragen wären längst geklärt. Doch von wegen! Die Kritiker aus den Reihen der CDU und der Freien Wähler treibt vor allem die bisher ungeklärte Finanzierung um, immerhin entstünden dem Kreis jährliche Mehrkosten zwischen drei und fünf Millionen Euro. Offen ist auch, wie die Tarifzonen im Kreis Göppingen künftig aussehen würden, klar ist nur, sie wären wesentlich größer als bisher. Diese und andere offene Fragen haben nun dazu geführt, dass sich der Landrat Edgar Wolff und die Kreisräte darauf geeinigt haben, die für Mai geplante Entscheidung über den Beitritt zu verschieben.

Bei einer Klausursitzung soll die Finanzierung geklärt werden

Geplant ist nun, zunächst alle Fragen, die aus den Reihen der Kreisräte gekommen sind, und ganz besonders die Finanzierung zu klären. Bis alle Antworten beinander sind, wird es wohl Herbst werden. Im September will der Kreistag dann zudem in einer Klausursitzung ein Finanzierungskonzept für den VVS erarbeiten. Als sicher gilt, dass die Kreisumlage dabei die wichtigste Stellschraube sein wird. Die Rede ist von einem Anstieg um ein bis zwei Punkte. Außerdem soll bei der Klausursitzung geprüft werden, an welchen Stellen im Hauhalt für den VVS gespart werden könnte. Die Entscheidung über die VVS-Integration soll dann im November fallen. Der eigentliche Beitritt könnte im Januar 2021 erfolgen.

Obwohl es bis zum Beschluss noch ein paar Monate hin ist, wird es auch in der kommenden Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Verkehr am 17. April und in der Kreistagssitzung am 4. Mai um das Thema Nahverkehr und den VVS gehen. Im Ausschuss soll noch einmal intensiv über das Thema diskutiert werden. Der Kreistag soll dann im Mai das Beitrittsangebot zum VVS der anderen Kreise der Region Stuttgart wenigstens offiziell annehmen. Das soll zwar keine praktischen Folgen haben, aber zumindest den VVS-Gesellschaftern signalisieren, dass man ihr Angebot in Göppingen zu schätzen weiß.

Nahverkehrsplan steht auf der Tagesordnung

Außerdem soll der Kreistag den neuen Nahverkehrsplan im Grundsatz beschließen. Die bessere Vertaktung von Bus und Schiene, die engere Vernetzung und Durchbindung der Linien innerhalb des Kreises und der Taktverkehr bei den Bussen, sollte vor fünf Jahren schon einmal verwirklicht werden. Damals scheiterte das komplizierte Planwerk in der Praxis. Diesmal soll die bessere Vernetzung gelingen.

Der Nahverkehrsplan kostet den Kreis ebenfalls jedes Jahr rund eine Million Euro zusätzlich. Er ist eine notwendige Voraussetzung für einen VVS-Beitritt, soll aber in jedem Fall umgesetzt werden. Stimmt der Kreistag zu, soll der Plan bis zum Herbst in die finale Form gebracht werden, so werden etwa einzelne Anregungen der Kommunen, die zu dem Konzept Stellung genommen haben, geprüft und teilweise eingearbeitet werden. Vom kommenden Januar an sollen die Busse im Kreis dann nach dem neuen System fahren.

Kommunen machen Druck

Während viele Kreisräte noch nicht entschieden haben, ob sie für den VVS-Beitritt stimmen werden, machen zahlreiche Kommunen hinter den Kulissen Druck. Die Gemeinderäte in Göppingen und Wäschenbeuren haben bereits für Resolutionen gestimmt, in denen sie die VVS-Integration fordern. In Göppingen stimmten auch die CDU-Räte für den VVS, während die CDU auf Kreisebene bisher wegen der Kosten bekanntlich gegen den Beitritt ist. Der Ebersbacher Gemeinderat votierte ebenfalls für den Beitritt, fünf der sieben CDU-Räte stimmten allerdings dagegen.

Der Eislinger Oberbürgermeister Klaus Heininger (parteilos) und sein Geislinger Kollege Frank Dehmer (parteilos) und allen voran der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till (CDU) haben sich in der Vergangenheit vehement für einen Beitritt ausgesprochen. Der Uhinger Bürgermeister Matthias Wittlinger (CDU) und der Gingener Rathauschef Marius Hick (CDU) wollen hingegen nur dann für den VVS stimmen, wenn die Finanzierung geklärt ist. Wie das Tauziehen um die Zukunft des Nahverkehrs im Kreis Göppingen ausgehen wird, ist also nach wie vor offen. Klar ist, dass die SPD, die Grünen und die Linke für den Beitritt votieren werden. Ihre Stimmen alleine werden allerdings nicht für eine Mehrheit reichen.