Viele Einwohner machen sich darauf gefasst, nach dem Vulkanausbruch ihre Häuser nicht mehr bewohnen zu können. Foto: U.S. Geological Survey

Wie lange Magma weiter an die Oberfläche treten wird, ist noch nicht abzusehen. Der Vulkan Kilauea brodelt weiter vor sich hin - Lava zerstört mehr und mehr Häuser.

Pahoa - Die Zahl der durch Lava zerstörten Gebäude auf Hawaii ist nach dem Ausbruch des Vulkans Kilauea auf 31 gestiegen. Das teilten die Behörden am Sonntag mit, während Wissenschaftler Lavafontänen in Höhe von 61 Metern meldeten. Zahlreiche Bewohner der betroffenen Region auf Hawaiis größter Insel, Big Island, machten sich darauf gefasst, ihre Häuser und Wohnungen wohl längere Zeit nicht mehr betreten zu können.

Zerstört wurden nach Behördenangaben Gebäude in der Gemeinde Leilani Estates. Gesteinsschmelze, giftige Gase und Dampf traten dort durch Spalten am Boden an die Oberfläche, die der Vulkan erzeugte. Nach der Sichtung von Luftaufnahmen korrigierten Experten die Zahl der zerstörten Häuser wiederholt nach oben. Sie könne noch weiter steigen, sagte eine Sprecherin des Bezirks Hawaii County. „Es bricht uns das Herz.“

Aus dem Vulkan trat bislang an mehreren Öffnungen Lava aus

Seit dem Ausbruch des Vulkans in der vergangenen Woche mussten mehr als 1700 Menschen die betroffene Gegend verlassen. Die Behörden erlaubten Anwohnern in Leilani Estates nur zeitweise, wichtiges Hab und Gut aus dem evakuierten Gebiet zu holen. Kinder durften nicht in die Region zurückkehren. Lava breitete sich insgesamt auf 36 000 Quadratmeter aus und bewegte sich langsam fort.

Eine alleinerziehende Mutter sagte, ihr Drei-Zimmer-Haus in Leilani Estates sei durch Lava unbewohnbar geworden. Ihre Kinder hätten dies noch nicht verstanden und fragten immer wieder, wann sie zurückkehren könnten. Nach neun Jahren in der Gemeinde habe der Vulkan zu ihrem Leben gehört. „Es ist schrecklich ... aber ich habe angefangen, es zu akzeptieren.“

Aus dem Vulkan trat bislang an mehreren Öffnungen Lava aus, kurzzeitig gar an zehn Stellen. Forscher beobachteten am Samstag bis zu 70 Meter hohe Lavafontänen. Diese waren 15 Minuten nach der Entstehung einer neuen Spalte im Vulkan aufgetreten.

240 Menschen und 90 Haustiere fanden in Notunterkünften Zuflucht

Die Vulkanologin Wendy Stovall vom Geologischen Dienst der USA erklärte, der Vulkan halte ausreichend Magma für einen fortdauernden Ausbruch bereit. Ein Austritt der Gesteinsschmelze sei daher weiter zu erwarten.

Traditionelle Hawaiianer machen für den Ausbruch die Vulkangöttin Pele verantwortlich, die ihrer Überzeugung nach in Kilauea lebt. „Was soll man machen? Man kann es nicht kontrollieren. Pele ist der Boss, weißt du?“, sagte ein Anwohner auf die Frage, wann er glaube, wieder in sein Haus in Leilani Estates zurückkehren zu können. Während einige Bewohner einen Umzug in Betracht zogen, beugten sich manche dem Naturphänomen. „Was passiert, das passiert“, erklärte ein Mann. „Und ich genieße das Leben hier, also erträgt man viele Sachen. Das (der Ausbruch) ist eine davon.“

In der Nacht von Samstag auf Sonntag fanden 240 Menschen und 90 Haustiere in Notunterkünften Zuflucht, teilte das amerikanische Rote Kreuz mit. Kilauea war vergangene Woche ausgebrochen, danach wurde Big Island von einer Erdbebenserie erfasst - ein Beben der Stärke 6,9 traf die Region am Freitag. Es war das stärkste Beben in Hawaii seit mehr als 40 Jahren.