Im Gutachten zum Umgang des Erzbistums Köln mit den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs wurden Hinweise auf 202 Beschuldigte festgestellt. (Symbolbild) Foto: dpa/Arne Dedert

Bei der Vorstellung seines 800 Seiten starken Gutachtens zu den Missbrauchsvorwürfen im Erzbistum Köln legt Strafrechtler Björn Gercke Hinweise auf 202 Beschuldigte vor.

Köln - Der Strafrechtler Björn Gercke hat in seinem Gutachten zum Umgang des Erzbistums Köln mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs Hinweise auf 202 Beschuldigte festgestellt. Das sagte er bei der Vorstellung der 800 Seiten starken Untersuchung am Donnerstag in Köln. Es gehe um das erste Gutachten dieser Art, in dem ungeschwärzt auch die Namen von Verantwortlichen genannt würden, sagte Gercke. Zusammen mit seinem Team hat er in den vergangenen Monaten die Kirchenakten von 1975 bis 2018 ausgewertet.

Dem heutigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat Gercke elf Pflichtverletzungen im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen im Erzbistum Köln vorgeworfen. Beim Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sehen Gercke und sein Team dagegen keine Pflichtverletzungen. Das sagten Gercke und die Rechtsanwältin Kerstin Stirner am Donnerstag in Köln bei der Vorstellung ihres Gutachtens.

Opfer waren mehrheitlichen Jungen

Die Opfer waren demnach mehrheitlich Jungen. Bei 63 Prozent der Beschuldigten handele es sich um Kleriker, also Priester. In knapp 32 Prozent der Fälle habe es sich um sexuellen Missbrauch gehandelt, in gut 15 Prozent um schweren sexuellen Missbrauch. Die anderen Fälle stuft Gercke unter anderem als Grenzverletzungen und sonstige sexuelle Verfehlungen ein.

Ein erstes Gutachten einer Münchner Kanzlei war vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki unter Verschluss gehalten worden, wofür er rechtliche Bedenken anführte. Dieses Verhalten Woelkis hatte eine Vertrauenskrise im größten deutschen Bistum ausgelöst.