Wer im Alter sorgenfrei leben will, muss rechtzeitig vorsorgen. Foto: AdobeStock

Die staatliche Rente reicht nicht mehr aus. Doch vor dem Aufbau eines Ruhekissens müssen Existenzrisiken abgesichert werden.

Stuttgart - Vierzig Prozent der Deutschen fürchten sich vor Altersarmut. Das geht aus einer Umfrage des Versicherungskonzerns Ergo unter 3200 Bundesbürgern hervor. Es ist natürlich kein Zufall, dass solche Zahlen häufig von Versicherungen oder Fondsgesellschaften verbreitet werden. Schließlich leben diese Unternehmen unter anderem vom Verkauf von Altersvorsorgeprodukten.

Tatsache ist allerdings auch: Das Niveau der gesetzlichen Rente liegt nur noch bei 48 Prozent des bundesdeutschen Durchschnittsverdiensts. Ausgegangen wird dabei von einem Ruheständler, der im Berufsleben durchschnittlich verdient und 45 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt hat. Eine Bedingung, die angesichts langer Ausbildungszeiten und schwindender Arbeitsplatzsicherheit immer weniger Menschen erfüllen können.

Selbst wer auf eine Rente von 48 Prozent seines letzten Bruttoverdiensts kommt, wird damit seinen gewohnten Lebensstandard nicht sichern können. Der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen hält dafür mindestens 60 Prozent des letzten Bruttogehalts für erforderlich. In dieser Rechnung ist bereits berücksichtigt, dass von der Rente weniger Steuern abgehen als im Berufsleben und meistens auch einige Ausgaben wegfallen, etwa weil die Kinder finanziell selbstständig werden.

Unverzichtbar ist eine Haftpflichtversicherung

Es gibt also gute Gründe, Geld fürs Alter zurückzulegen. Zuvor sollten aber existenzielle Risiken finanziell abgesichert werden. Unverzichtbar ist eine Haftpflichtversicherung. Sie zahlt, wenn der Versicherte einem anderen versehentlich Schaden zufügt. Die dadurch entstehenden Schadens- oder Schmerzensgeldansprüche können „im schlimmsten Fall in den finanziellen Ruin führen“, warnt der Bund der Versicherten (BdV). Die KfZ-Haftpflicht ist für jeden Autobesitzer gesetzlich vorgeschrieben, sie deckt aber nur Verkehrsunfälle ab. Eine Privathaftpflichtversicherung ist deshalb eine wichtige Ergänzung.

Wann junge Erwachsene eine Privathaftpflichtversicherung benötigen, sollte nach dem Schulabschluss geprüft werden. Solange sie ihren Erstwohnsitz bei den Eltern haben, sind Auszubildende und Studenten meistens dort mitversichert. Allerdings gilt dies nur bis zu einer bestimmten Altersgrenze, die je nach Versicherer unterschiedlich ist.

Schon während der Ausbildung oder des Studiums sollte nach Möglichkeit außerdem eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden, denn das Risiko, wegen einer Krankheit oder eines Unfalls den erlernten Beruf nicht mehr oder nur noch in geringem Umfang ausüben zu können, kann auch junge Menschen treffen. Zwar gibt es für solche Fälle auch ein staatliches Sicherheitsnetz, die sogenannte Erwerbsminderungsrente. Sie bekommt aber nur, wer komplett arbeitsunfähig wird, also auch einfachste Tätigkeiten nicht mehr oder nur noch wenige Stunden pro Woche erledigen kann. Kurzum: Die Erwerbsminderungsrente schützt nicht davor, den erlernten Beruf gegen einen weitaus schlechter bezahlten eintauschen zu müssen.

Wer sich um eine Familie kümmern muss, sollte zusätzlich vorsorgen

Wer mit seinen Einkünften eine Familie versorgen muss oder ein Eigenheim abzuzahlen hat, sollte außerdem eine Risiko-Lebensversicherung abschließen. Sie dient der Absicherung der Angehörigen, wenn der versicherte Hauptverdiener stirbt.

Eine weitere Grundregel: Ehe Geld in Spar- oder Anlageprodukte gesteckt wird, sollten etwaige Schulden getilgt werden – beispielsweise Bafög-Darlehen. Außerdem braucht jeder Erwachsene eine Notfallreserve für unvorhergesehene Ausgaben. Ein solches Finanzpolster sollte nach Empfehlung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg etwa drei Netto-Monatsgehältern entsprechen. „Ein Tagesgeldkonto ist für die Rücklagen ein geeignetes Produkt“, heißt es in der VZ-Broschüre „Finanzprodukte für Berufsstarter“.

Erst wenn also existenzielle Risiken abgesichert sind und ein Finanzpolster aufgebaut wurde, kann die Altersvorsorge in Angriff genommen werden. Die verschiedenen Möglichkeiten dafür wollen wir in dieser Serie beleuchten. Der nächste Teil widmet sich allerdings noch einmal ausführlich der Vorsorge für den unfreiwilligen Ruhestand: der Berufsunfähigkeitsversicherung.