Die Fahrzeuge sind verstaut, die Kita bleibt zu: Dieses Szenario wollen Eltern in Stuttgart unter allen Umständen vermeiden. Daher haben sie jetzt einen offenen Brief geschrieben. Foto: dpa/Christoph Soeder

Zu Beginn der Pandemie waren die Kinder solidarisch mit gefährdeten Gruppen. Jetzt fordern Eltern von den Geimpften Solidarität für die Kinder. Die Verbreitung der Delta-Variante des Virus gefährde erneut den Betrieb von Kitas, Horten und Schülerhäusern.

Stuttgart - Die Impfquoten steigen – nur bei Kindern noch nicht, weil es eben unter zwölf Jahren auch noch keinen zugelassenen Impfstoff gibt. Der Gesamtelternbeirat (GEB) der städtischen Kindertagesstätten, Horte und Schülerhäuser fordert für die Jüngsten in einem offenen Brief besondere Rücksicht ein: Die Stadt soll keine Kitas mehr schließen, „da die negativen Folgen für unsere Kinder viel gravierender sind als alle davon erhofften Effekte“. Außerdem sollen die Coronatests wie derzeit fortgeführt werden, „niederschwellig und unkompliziert“, sagt Katalin Elsner, die Vorsitzende des GEB. Sie setzt auf eine höhere Akzeptanz der Tests, wenn die von der Stadt bestellten Lollitests verteilt werden könnten. Die Abstriche aus der Nase werden damit überflüssig. „Die Vorteile der Tests überwiegen die finanziellen Aufwendungen“, so der GEB.

Eltern fordern Schutz für ihre Kinder

„Kinder und Jugendliche haben bisher die Hauptlast getragen. Wochenlange Schließungen der Bildungseinrichtungen, psychosoziale und motorische Entwicklungspausen, Lerndefizite“ seien jetzt schon Folgen der Pandemie, argumentieren die Eltern in dem Schreiben. Nun werde die Delta-Variante durch Reisende eingeschleppt, durch Großveranstaltungen wie die Fußball-EM oder die Aufhebung der Home-Office-Pflicht verbreitet und die ungeimpften Kinder seien ihr ausgesetzt. Man erwarte jetzt von der Gesellschaft die gleiche Solidarität, die Kindern und Jugendlichen abverlangt worden sei, um gefährdete Gruppen zu schützen. „Wir sind nicht länger bereit, unsere Kinder die immer wiederkehrenden Fehler der Entscheider*innen ausbaden zu lassen“, so die Eltern.

Die Pandemie dürfe nicht zur Spaltung der Gesellschaft oder zu einem Generationenkonflikt führen. Politik und Verwaltung müssten „jetzt schon planen, wie die nächste Welle zum Schutz unserer ungeimpften Kinder verhindert werden kann“, heißt es abschließend.

Stadt finanziert Testkits weiter

Als die Stadt die Testpflicht verfügt hatte, gab der Gemeinderat zwei Millionen Euro frei für die Beschaffung von Schnelltests beim Klinikum Stuttgart. Der Verwaltungsausschuss hat der Stadt vergangene Woche grünes Licht dafür gegeben, dass aus dieser Summe auch Testkits für die freiwillige Testung beschafft werden dürfen. Von Ende April bis Mitte Juni haben die Selbsttests der Eltern an ihren Kindern nach Angaben der Stadtverwaltung 0,06 Prozent positive Schnelltests ergeben; in Zahlen sind das laut GEB 81.

In Anbetracht der niedrigen Inzidenzen hat die Stadt die Testpflicht zwei Mal pro Woche in ein Testangebot ein Mal pro Woche umgewandelt. Es soll bis zu den Sommerferien gelten. „Anschließend wird je nach der Pandemie-Lage in Stuttgart entschieden, ob diese Empfehlung bis Ende der Sommerferien verlängert wird“, teilt die Pressestelle mit. Die Situation werde den jeweiligen Gegebenheiten angepasst. „Je nach Infektionslage ist die Stadt bereit, die Tests gegebenenfalls wieder verpflichtend einzuführen.“

Das Impfangebot für Erzieherinnen sei „sehr gut angenommen“ worden, so die Sprecherin Nora Lenz-Gaspary. Die Impfungen des Personals hätten bereits „einen positiven Beitrag auf das Pandemiegeschehen in Kitas geleistet“. Nun wirbt die Stadt um weitere Impfwillige, während in den Kitas und der Kindertagespflege die Hygiene-Konzepte gemäß der landesweit geltenden Schutzhinweise weiterhin Geltung hätten.