Jana Zander (Elisabeth Baulitz, re.) erzählt König (Anneke Kim Sarnau, li.) ihre Familiengeschichte. Foto: NDR

Der neue Polizeiruf aus Rostock mit dem Gespann König/Bukow ist keine leicht Krimikost zum Nebenbeischauen. Aber absolut sehenswert.

Stuttgart - Die Fronten scheinen in diesem „Polizeiruf 110“ aus Rostock klar zu verlaufen: Die Bullen saufen – und die Ganoven koksen und sind damit beschäftigt, das Zeug zu verschieben. Aber was ist mit denen, die stets einen klaren Kopf bewahren, die nie aus der Rolle fallen? Da wird die Sache schon schwieriger. Je tiefer man in diesen packenden, bedrückenden Sonntagabendkrimi eintaucht, desto schwerer fällt es, die Welt in Schwarz und Weiß und Gut und Böse einzuteilen.

Grauzonen im Küstennebel

Im Küstennebel der Ostsee tun sich Grauzonen auf. Zwar scheint klar, dass die Ndrangheta, Kalabriens ehrenwerte Gesellschaft, den Drogenhandel über das Drehkreuz Rostock abwickelt. Aber was nützt das Wissen, solange die Beweise fehlen? Und inwieweit sind Fahnder selbst in die Machenschaften verstrickt?

Gleich zu Beginn des „Polizeirufs: Im Schatten“ wird kräftig gestorben. Eine Zollfahnderin erschießt einen Drogenlieferanten, der ein junges Mädchen als Geisel genommen hat. Zuvor hatte er seine Freundin getötet, eine Informantin der Polizei. Tags darauf wird der Einsatzleiter des Zolls tot unter einer Autobahnbrücke gefunden, hingerichtet mit zwei Schüssen.

Saufspiel im Polizeirevier

Es gibt reichlich zu tun für Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander Bukow (Charly Hübner), die sich auch in dieser Folge näher kommen. Man könnte das als läppischen Running Gag inszenieren (Regisseur Philipp Leinemann), würde dann aber vom Wesentlichen ablenken. Das gemeinsame Saufspiel nach Feierabend im Revier ist ein Ventil – und mindestens so spannend anzuschauen wie der Rest des Films. Am Ende behält die Profilerin König die Oberhand. Oder doch nicht? Erst der Schlussakkord liefert die Antwort.

Getränke in Griffweite deponieren

„Polizeiruf 110: Im Schatten“ ist keine leichte Krimikost, die man sich nebenbei reinziehen kann. Auf Erklärdialoge wie etwa beim „Tatort“ aus Ludwigshafen verzichtet das Drehbuch von Florian Oeller. Die Handlung wird von Andeutungen vorangetrieben. Ob sie den von ihr getrennt lebenden Mann in letzter Zeit öfter gesehen habe, wollen König/Bukow von der Witwe des ermordeten Zollfahnders wissen. „Ja, wieder öfter gesehen, seit ich sterbe.“ Sie habe Krebs, „geht schnell bei mir“.

Deshalb: Gleich zu Beginn Knabberzeug und Getränke in Griffweite deponieren. Dranbleiben lohnt sich.

„Polizeiruf 110: Im Schatten“ ist keine leichte Krimikost, die man sich nebenbei reinziehen kann. Auf Erklärdialoge wie etwa beim „Tatort“ aus Ludwigshafen verzichtet das Drehbuch von Florian Oeller. Die Handlung wird von Andeutungen vorangetrieben. Ob sie den von ihr getrennt lebenden Mann in letzter Zeit öfter gesehen habe, wollen König/Bukow von der Witwe des ermordeten Zollfahnders wissen. „Ja, wieder öfter gesehen, seit ich sterbe.“ Sie habe Krebs, „geht schnell bei mir“.

ARD, Sonntag, 20.15