Beliebtes Rot: Auch im Kreis Ludwigsburg wollen immer mehr Menschen per Brief ihre Stimme kindtun – und beantragen den Wahlbrief. Foto: dpa

Rund jeder vierte Wahlberechtigte im Kreis Ludwigsburg will inzwischen von zu Hause aus abstimmen – was durchaus Probleme macht. Für Experten überwiegen aber die Vorteile.

Ludwigsburg - Einige Kommunen im Kreis Ludwigsburg stehen bei der Bundestagswahl am Sonntag vor einem Rekord: So viele Menschen wie noch nie haben Briefwahlunterlagen angefordert – oder schon per Brief gewählt. Mancherorts hat sich die Zahl beinahe verdoppelt.

Das Wahlbüro in Ludwigsburg meldet rund 13 500 Anträge, die bis zum Donnerstag eingegangen sind. Bei rund 59 700 Wahlberechtigten entspricht das mehr als 22 Prozent – und es dürften noch mehr werden. Bis um 18 Uhr an diesem Freitag können die Unterlagen noch angefordert werden, in Härtefällen sogar noch bis Sonntag um 15 Uhr. Bei der Wahl vor vier Jahren war es 10 276 Menschen gewesen, die per Brief abstimmten. Es zeichnet sich also ein deutlicher Anstieg ab.

Die Briefwähler würden von Jahr zu Jahr mehr, meint der Vaihinger Wahlleiter Wolfgang Schüle. In seinem Büro gingen bislang rund 4700 Anträge ein, was fast einem Viertel der rund 20 000 Wahlberechtigten entspricht. „Am Ende werden wir bei 26 oder 27 Prozent liegen.“ 2013 waren es nur 3450 Menschen gewesen, die nicht ins Wahllokal gingen. Landesweit lag ihr Anteil vor vier Jahren laut dem Statistischen Landesamt noch bei 16,5 Prozent.

Gerät das Wahlgeheimnis in Gefahr?

Auch in Remseck, Kornwestheim und Ditzingen ist der Trend zur Briefwahl unaufhaltsam, in Bietigheim-Bissingen könnte es sogar zu einer Steigerung um knapp die Hälfte im Vergleich zu 2013 kommen. Damals stimmten 3590 Bürger von zu Hause ab, in diesem Herbst wurde das bereits knapp 6000 Mal verlangt.

Über die Gründe können die Wahlleiter vielerorts nur spekulieren. Dass, anders als vor 2008, kein triftiger Grund wie Krankheit mehr angegeben werden muss, lässt die Zahlen aber mit Sicherheit nach oben schnellen – zum Ärger mancher Rathausmitarbeiter: Für sie sind die Briefumschläge und Anträge ein zusätzlicher Aufwand. Staatsrechtler sehen das Wahlgeheimnis in Gefahr, auch die zeitliche Verschiebung wird kritisch gesehen. Wer bereits vor Wochen sein Kreuz gesetzt habe, könne auf Ereignisse und Debatten kurz vor dem eigentlichen Wahltag nicht mehr reagieren.

Gleichwohl sagt Karl-Ulrich Templ: „Die Vorteile der Briefwahl überwiegen.“ Der Wahlvorgang soll laut dem stellvertretenden Direktor der Landeszentrale für politische Bildung möglichst einfach sein, und dazu trage die Wahl per Kuvert bei. Die Risiken müsse man in Kauf nehmen. Von einer Einschränkung hält Templ nichts.