Steigerungsbedarf gegen die Spitzenmannschaften: Kapitän Christian Gentner und der VfB Foto: Baumann

Null Punkte, null Tore, null Chance: der VfB Stuttgart ist darum bemüht, am Sonntag (18 Uhr) beim Tabellenzweiten Borussia Mönchengladbach seine Bilanz gegen die Top-Sechs-Teams der Fußball-Bundesliga aufzubessern. Was dafür spricht, dass dies gelingt – und was dagegen spricht.

Stuttgart - Mario Gomez hat es ganz nett ausgedrückt – lautmalerisch und ziemlich treffend. „Da hat es batsch, batsch, batsch gemacht“, sagte der Stürmer des VfB Stuttgart diese Woche im Rückblick auf die ersten drei Spiele nach dem Amtsantritt des neuen Trainers Markus Weinzierl im Oktober. 0:4 gegen Borussia Dortmund, 0:4 bei 1899 Hoffenheim, 0:3 gegen Eintracht Frankfurt – gegen Teams aus dem ersten Tabellendrittel der Bundesliga bezog die abstiegsgefährdete Elf ordentlich Prügel.

Am Sonntag (18 Uhr) wartet auswärts nun Borussia Mönchengladbach, der Tabellenzweite. Es ist das sechste Aufeinandertreffen der Stuttgarter in dieser Saison mit einem Team aus den Top Sechs des Klassements. Die Bilanz: null Punkte, null Tore, null Chance. „Jetzt gilt es auch gegen Mannschaften, die besser sind, zu zeigen, dass wir mehr Qualität haben wie es der aktuelle Tabellenstand aussagt“, sagt der VfB-Trainer Markus Weinzierl mit Blick voraus. „Wir sind der Außenseiter, aber es gilt in der Außenseiterrolle zu überraschen.“

Fokus auf die Abwehrarbeit

Ganz so chancenloser Außenseiter wie in den ersten Auftritten nach seiner Verpflichtung ist der Tabellen-16. nicht mehr. Die Stuttgarter haben sich zuletzt defensiv verbessert gezeigt und mit zwei Pflichtsiegen gegen direkte Konkurrenten in den jüngsten drei Partien (2:0 beim 1. FC Nürnberg, 1:0 gegen den FC Augsburg) etwas Selbstvertrauen tanken können. Markus Weinzierl ist mithin „zuversichtlicher geworden“.

Seine neue Erfolgsstrategie: In den jüngsten drei Begegnungen samt der 0:2-Niederlage bei Bayer Leverkusen haben die Stuttgarter den Fokus voll auf die Abwehrarbeit gelegt – ohne Rücksicht auf Verluste in der Offensivkraft. Und genau das werden sie auch in Mönchengladbach tun. „Ich glaube, dass wir so weitermachen müssen, wie wir gegen Augsburg aufgehört haben. Und auch wie wir in Nürnberg agiert haben“, sagt Markus Weinzierl. „Das war aggressiv, das war zweikampfstark mit einer guten Kompaktheit, das ist die Basis, vor allem gegen so starke Mannschaften wie Borussia Mönchengladbach.“

Weiter im „Kempf-Modus“ – das gilt für die gesamte Elf

Seinen Anteil daran hat auch Marc Oliver Kempf. Seit er Teil der Anfangsformation ist, stehen die Stuttgarter sicherer in der Abwehr. Mit seiner Zweikampf- und Kopfballstärke sowie seiner Wucht tut der 23-jährige Neuzugang dem VfB seit seinem Debüt in Nürnberg gut. „Er war ein wichtiger Faktor für die zwei Zu-null-Spiele. Er gibt der Mannschaft einfach Stabilität und darf so weitermachen“, sagt Markus Weinzierl. Weiter im „Kempf-Modus“ – das gilt für die gesamte Elf.

In der Defensive gibt es Fortschritte zu verzeichnen, im Spielaufbau und in den Umschaltmomenten tun die Stuttgarter sich dagegen nach wie vor schwer. Offensiv entfalten sie so gut wie keine Gefährlichkeit – was besonders in Leverkusen ein Problem war. In Nürnberg reichte es dank zwei Toren nach Standardsituationen dennoch zu einem Erfolg. Gegen die Augsburger genügte ein gelungener Angriff mit dem Tor des zuvor schmerzlich vermissten Flügelflitzers Anastasios Donis, bei dem der FCA-Torwart Andreas Luthe keine gute Figur machte.

Kann Anastasios Donis für Entlastung sorgen?

Der nächste Gegner ist ein anderes Kaliber, auch wenn Nationalspieler Matthias Ginter (Augenhöhlen- und Kieferfraktur) und Jonas Hofmann (Muskelverletzung am Hüftbeuger) fehlen. Die Gladbacher haben alle ihre sechs Heimspiele in dieser Saison im Borussia-Park gewonnen. Thorgan Hazard und Alassane Pléa haben mit ihren acht Saisontoren jeweils fast schon so oft getroffen wie die gesamte Stuttgarter Mannschaft (neun). Auf die Dynamik seiner Offensive baut der Trainer Dieter Hecking auch gegen den VfB, wenn dieser sich einigelt: „Mannschaften können das 60, vielleicht 70 Minuten gut verteidigen. Aber irgendwann gibt es dann das Schlupfloch.“

Was Entlastung angeht, hängt beim VfB viel an Anastasios Donis, auch wenn er noch nicht voll bei Kräften ist. Seine Rückkehr macht die Stuttgarter stärker, gerade im Konterspiel. Denn mit seiner individuellen Klasse, seinen temporeichen Dribblings kann er auch in aussichtslos erscheinenden Situationen etwas bewirken – ob von Beginn an wie bei seinem Comeback gegen den FC Augsburg oder auch nach einer Einwechslung. „Es ist natürlich noch lange nicht bei 100 Prozent“, sagt Markus Weinzierl. „Er ist aber mit dabei, das ist mir schon mal wichtig, weil er uns mit seiner Schnelligkeit einfach guttut.“ Als es „batsch, batsch, batsch“ machte, fehlte er.