Russische Matrjoschka-Puppen mit den Konterfeis von US-Präsident Donald Trump und Kreml-Chef Wladimir Putin in der Auslage eines Buchgeschäfts in Helsinki.   Foto: dpa

Der US-Präsident Donald Trump hegt eine eigenartige Bewunderung für den Autokraten Wladimir Putin – trotz russischer Hacker-Angriffe und einer gegenteiligen US-Politik.

Washington - Seine Sicherheitsberater hatten den Ratschlag eigens in Großbuchstaben auf den Sprechzettel geschrieben: „Nicht gratulieren!“ Keinesfalls sollte der US-Präsident den von zahlreichen Unregelmäßigkeiten begleiteten Urnengang am vierten Jahrestag der Krim-Annexion durch freundliche Worte legitimieren. Doch kaum hatte Trump Ende März den russischen Präsidenten Wladimir Putin am Telefon, beglückwünschte er ihn herzlich zu seinem großen Sieg bei der Präsidentschaftswahl.  

Die bizarre Episode liefert einen Vorgeschmack auf die Begegnung der beiden mächtigsten Staatschefs am heutigen Montag in Helsinki. Nach Trumps Willen soll das Treffen der Höhepunkt seiner Europa-Reise werden: „Ich habe die Nato. Ich habe England. Und ich habe Putin. Und ehrlich gesagt, könnte er der Einfachste von allen werden“, schilderte er vor dem Abflug sein Programm. Schon diese Bemerkung hat viele Beobachter in den USA alarmiert, die fürchten, dass der emotionsgetriebene Deal-Macher den hochintelligenten Ex-KGB-Offizier völlig unterschätzt. Nach der Anklageerhebung gegen zwölf russische Geheimdienstmitarbeiter, die für die beispiellose Hacker-Attacke auf die US-Demokraten während des Präsidentschaftswahlkampf verantwortlich sein sollen, wirkt Trumps Unbekümmertheit umso befremdlicher.

Gespräch unter vier Augen

  „Ich kann ihn nur fragen: Haben Sie das getan?“, wischte er bei der Pressekonferenz auf dem Brüsseler Nato-Gipfel am Donnerstag Fragen zur möglichen russischen Manipulation der US-Wahlen beiseite: „Aber er kann es verneinen.“  Einen Tag später, nach der Vorlage erdrückender Indizien für die russische Verwicklung in den Spionageangriff durch US-Sonderermittler Robert Mueller, griff Trump zwar eilig zum Handy. In seinen Tweets ging es ihm aber nur darum, eine Verwicklung in den Skandal zu abzustreiten: „Die Geschichten, die ihr gehört habt über die zwölf Russen spielen in der Obama-Administration, nicht in der Trump-Administration.“  

Das ist ein kühnes Ablenkungsmanöver. Eine Welle der Hacker-Angriffe startete nach Erkenntnissen der Ermittler nämlich unmittelbar, nachdem Trump am 27. Juli 2016 bei einer Pressekonferenz ausdrücklich zur Suche nach den 30.000 gelöschten E-Mails seiner Gegenkandidatin Hillary Clinton aufgerufen hatte: „Russland, wenn Du zuhörst, ich hoffe, Du kannst die 30 000 E-Mails finden, die fehlen.“ Noch frappierender ist die demonstrative Gleichgültigkeit des Präsidenten gegenüber der Einmischung einer fremden Macht in den zentralen demokratischen Prozess einer freien Wahl. Nicht nur wird Trump die Forderung führender US-Demokraten nach einer Absage des Gipfels ignorieren. Er wird trotz größter Sorgen der Verbündeten auch unter vier Augen mit Putin sprechen.

Trump mag Machtmänner

  Der US-Präsident hat nämlich ein ganz besonderes Verhältnis zu dem Autokraten im Kreml. Aus seiner Bewunderung hat er nie einen Hehl gemacht. Schon 2007, als Moskau einer Cyberattacke gegen Estland beschuldigt wurde, schwärmte der Immobilienmogul: „Schaut Euch Putin an. Dieser Kerl man einen tollen Job, das Image von Russland und das russische Zeitalter wiederaufzubauen.“ Putin hatte gerade Gesetze gegen Homosexuelle verabschieden lassen, als Trump 2013 auf Twitter spekulierte, ob Putin seinen Miss-Universe-Wettbewerb in Moskau besuchen werde: „Wird er mein neuer bester Freund werden?“ Seit seinem Amtsantritt buhlt Trump offen um die Zuneigung des Russen. Fast jeden westlichen Regierungschef hat er kritisiert, beleidigt und diffamiert – nur Putin nicht. Offensichtlich ist er von ihm fasziniert: Er mag Machtmänner, die lästige Kritiker beiseiteschieben.

„Putin lässt Journalisten und politische Gegner umbringen“, hielt ihm 2015 ein Reporter entgegen. „Nun ja, ich glaube, unser Land tötet auch viele Menschen“, antwortete er lapidar. So unterschiedlich der Geschäftemacher und der Politstratege sind, so frappierend ähnlich wirken ihre Methoden: Beide arbeiten mit Konspirationstheorien und Lügen, untergraben die Glaubwürdigkeit von kritischen Institutionen und stellen Bündnisse in Frage.  Darüber, ob es auch ganz andere, handfeste Gründe für Trumps Anbiederung bei Putin gibt, kann man nur spekulieren. Zwar hat Sonderermittler Mueller massive russische Troll-Aktivitäten und Hacker-Angriffe zum Schaden der US-Demokraten nachgewiesen, doch eine direkte Verwicklung von Trump konnte er bislang nicht nachweisen. Umso merkwürdiger wirkt, dass Trump wie besessen von der Russen-Untersuchung ist. „Es gab keine Zusammenarbeit“ ballert er alle paar Tage bei Twitter heraus.