Warum es chinesische und russische Hacker gerade auf den Ticket-Server von Aufsteiger Arminia Bielefeld abgesehen haben, ist noch unklar. Foto: dpa/Arne Dedert

Arminia Bielefeld musste erst einen Hackerangriff aus Russland und China überstehen, um die Karten für sein erstes Bundesliga-Heimspiel seit elf Jahren an den Fan zu bringen. Nun ist die Vorfreude riesig. 

Bielefeld - Hans-Jürgen Laufer konnte es selbst kaum glauben. „Scharlatane im Internet gibt es immer. Diese aber kamen tatsächlich aus Russland und China und wollten bei uns was abfischen“, sagte der Präsident von Arminia Bielefeld dem SID vor dem ersten Bundesliga-Heimspiel seit elf Jahren: „Das ließ sich eindeutig nachverfolgen.“ 

Was Hacker aus Moskau oder Peking vor dem Gastspiel des 1. FC Köln am Samstag (15.30 Uhr/Sky) mit einem Angriff auf den Ticket-Server der Arminia bezwecken wollten, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Der Verein verzichtet nach Rücksprache mit der Polizei auf eine Anzeige. 

Jedenfalls waren alle Systeme wegen „weit mehr als 100.000 Zugriffen abgeschmiert“, wie Geschäftsführer Markus Rejek zerknirscht berichtete. Die Euphorie ist zwar für ostwestfälische Verhältnisse recht stattlich, ein Run auf die 5400 Karten war schon zu erwarten. „Aber wir haben nur 14.000 Mitglieder“, sagte Laufer, „das konnte gar nicht sein.“

Erstes Bundesliga-Heimspiel nach elf Jahren

Vielleicht lässt sich aus der erstaunlichen Kartenposse immerhin eines ersehen: Die Rückkehr der Bielefelder Alm in den Bundesligafußball, 4144 Tage nach dem Abstieg durch ein 2:2 gegen Hannover 96 am 23. Mai 2009, wird auch außerhalb der Stadt- und Landesgrenzen registriert. „Wir freuen uns wie Bolle“, sagte Laufer, „ich bin aber auch ein bisschen traurig. Das hätten mehr unserer Fans verdient gehabt.“  

Für den Präsidenten ist das Spiel doppelt besonders: Die gelungene, ermutigende Bundesliga-Rückkehr seiner Mannschaft bei Eintracht Frankfurt (1:1) hatte er am vergangenen Wochenende verpasst. „Ich habe zu Hause einen Wasserschaden, die Handwerker waren da“, sagte er, „das wurde leider nichts.“

Am Samstag soll ihn nichts und niemand mehr aufhalten. Die Arminia werde ihren Stil kompromisslos durchziehen, „wir werden schon was zeigen. Wir werden das genießen und keinen einzigen Punkt kampflos abgeben. Es bedeutet mir sehr viel, dass es so gekommen ist.“

Zweite Versuch verlief reibungslos

Die Selbsteinschätzung im Verein ist auch bereits etwas optimistischer geworden. Die Arminia in der Bundesliga - das sei, als müsse man in einem Gummiboot Motorboote herausfordern, hatte Sportchef Samir Arabi gesagt. Das blamable Pokal-Aus in Essen schien ihn zu bestätigen.

Im ZDF-Sportstudio, mit dem ersten Punkt in der Tasche, aber relativierte er: „Wir haben Spieler verpflichtet, bei denen wir überzeugt sind, dass sie uns besser machen. Ich würde sagen, dass unser Gummiboot mittlerweile einen kleinen Motor hat.“

Die Internetproblemchen sind auch Vergangenheit: Am Dienstagvormittag verlief der zweite Versuch reibungslos. Der Präsident forderte alle Fans angesichts des kleinen Shitstorms ohnehin auf, nicht „auf uns rumzuhacken“. Das erledigen, kaum zu glauben, ja schon Scharlatane aus Russland und China.