Mieter gehen gegen den Wohnungskonzern Vonovia auf die Straße. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Am Donnerstag sind rund 80 Mieter gegen das Wohnungsunternehmen Vonovia auf die Straße gegangen. Sie haben gegen teure Modernisierungen protestiert – und einen Forderungskatalog an Fritz Kuhn überreicht. Der hat es in sich.

Stuttgart - Die Vorwürfe sind heftig. „Vonovia fährt die Strategie, die bestehende Mieterschaft durch eine zahlungskräftigere zu ersetzen“, ruft Ursel Beck von der Vonovia-Mieterinitiative ins Megafon. Und Rolf Gaßmann, Chef des Mietervereins, legt nach: „Überall, wo Vonovia anfängt zu modernisieren, geht die Angst um.“ Es gibt Beifall von den rund 80 Mietern, die am Donnerstag gekommen sind, um vor der Regionalverwaltung in der Katharinenstraße zu demonstrieren. Sie klagen über Modernisierungen mit massiven Mieterhöhungen, über Chaos auf den Baustellen und den Wegfall von immer mehr bezahlbaren Wohnungen in der Stadt. Der Immobilienkonzern duckt sich nicht weg: Zwei Vertreter hören sich die Vorwürfe an und nehmen einen Forderungskatalog entgegen.

Den bekommt kurz darauf auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn überreicht. Denn die Protestgemeinde zieht zum Rathaus weiter, um vor der Gemeinderatssitzung auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Linken-Stadtrat Tom Adler nennt Vonovia einen „Abzockkonzern“ und fordert Kuhn unter Applaus auf, sich beim Thema Wohnen zu „überlegen, was er eigentlich will“.

Forderungen bis hin zur Enteignung

Die Forderungen mancher Demonstranten gehen noch deutlich weiter: Da ist sogar von Enteignung die Rede. Die Mieterinitiative fordert in ihrem Katalog die Stadt ebenfalls auf, den Vonovia-Bestand „in öffentliches Eigentum zurückzuführen“ – auf welche Art auch immer. Außerdem müsse die Politik bezahlbaren Wohnraum in der Stadt verteidigen und sich öffentlich „gegen die mieterfeindliche Geschäftspolitik der Vonovia zu positionieren“. Sie solle Bürgern zudem kostenlose Rechtsberatung anbieten.

Die Mieter wollen bei ihren Protesten gegen die Wohnungssituation nicht locker lassen. Das Aktionsbündnis Recht auf Wohnen plant im April eine Großkundgebung auf breiter Basis. Bisher haben sich bereits rund 25 Organisationen angeschlossen.